Glücksatlas Städte-Ranking: Berliner sind besonders unglücklich
Berliner meckern gern und haben oft schlechte Laune – so lauten zumindest Vorurteile. Ein Städteranking bestätigt diese nun.
Berliner gehören einer Umfrage zufolge zu den unzufriedensten Großstädtern Deutschlands. In einem Ranking der 40 größten Städte mit jeweils mehr als 200.000 Einwohnern landeten die Hauptstädter nur auf Platz 37 (6,48 Punkte), wie aus dem "Glücksatlas" der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) hervorgeht. Weniger als ein Drittel der Berliner gibt demnach an, mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein. Der Anteil der Unzufriedenen ist dagegen hoch.
Der 37. Platz sei für Berlin besonders bitter, so die Autoren der Studie. Das schlechte Abschneiden zeige sich regelmäßig in den jährlichen Erhebungen des Glücksatlas und wiederhole sich nun auch im Glücksstädte-Ranking 2024.
Bei der "objektiv messbaren Lebensqualität", bei der objektive Indikatoren, wie Einkommen, Infrastruktur, Selbstständigenquote, Wirtschaftskraft oder Grünflächen berücksichtigt werden, liegt Berlin dagegen auf Platz 25. Hier sprechen die Autoren der Studie bei Berlin von einem "Underperformer". Das bedeutet, dass die Berliner deutlich unglücklicher sind, als es die objektiven messbaren Faktoren erwarten lassen.
Kleine Städte an der Spitze
Für das Ranking hat das Institut für Demoskopie Allensbach zwischen Januar 2021 und April 2024 insgesamt 25.557 Einwohnerinnen und Einwohner befragt. Da alle Städte im Zeitverlauf gleichmäßig befragt wurden, können den Angaben zufolge Corona-Effekte ausgeschlossen werden. Bewertet wurde, wie die Befragten ihre Lebensqualität wahrnehmen. Hier spielten objektive Kriterien, wie Einkommen, Infrastruktur oder Grünflächen, keine Rolle.
Die Auswertung ergab, dass die Menschen in Kassel am zufriedensten sind, gefolgt von Erfurt und Aachen. Schlusslichter sind Rostock, Karlsruhe und Wiesbaden.
"Die Spitze des Glücksrankings bilden überwiegend kleinere, beschauliche Städte", sagte Umfrageleiter Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. "Keine dieser Städte ist besonders wohlhabend, bei den Wohlfahrtsindikatoren liegen sie nur leicht über dem Durchschnitt", erklärte er. "Vielmehr vereint diese Städte eine eher kleinstädtische und familiäre Atmosphäre, oft ein studentisches Umfeld, außerdem sind sie eher ruhig, besitzen viele Grünflächen und haben eine gute Luftqualität."
Umgekehrt finden sich Städte, die nach objektiven Kriterien laut "Glücksatlas" ganz oben stehen müssten – wie München, Freiburg im Breisgau und Karlsruhe – auf mittleren bis schlechten Plätzen wieder. Die höchsten Effekte auf die Lebenszufriedenheit erzielten Städte mit einer guten Familien- und Bildungspolitik, so die Statistiker. Es folgen Gesundheitsversorgung, Kaufkraft und Umweltqualität. Weniger ins Gewicht fallen den Angaben zufolge ein höheres Bruttoinlandsprodukt, mehr Kultur und Freizeit oder eine bessere Verkehrsinfrastruktur.
- Mitarbeiterin der Telefonseelsorge packt aus: Das sind die größten Probleme von Menschen in Berlin
Lebenszufriedenheit der Berliner stagniert
Im Ranking der Lebenszufriedenheit liegen die Berliner seit Beginn der Messungen 1984 im unteren Drittel. Im Jahr 2021 erreichte Berlin mit einem Mittelwert von 6,2 von 10 Punkten einen Rekordtiefstand. 2023 erholt sich die Lebenszufriedenheit in Berlin von 6,53 (2022) auf 6,62 Punkte, blieb damit aber unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt.
Die Autoren der Studie erklären diese Platzierungen mit dem generell geringeren Wohlbefinden in städtischen Gebieten im Vergleich zu ländlichen Regionen. Das Leben in der Großstadt sei einsamer und stressiger. Auch die Einkommens- und Arbeitszufriedenheit der Berliner sei nach wie vor gering. Ein weiteres Problem seien die hohen Mieten. Im Jahr 2023 hatte beispielsweise jeder fünfte Berliner aufgrund der hohen Wohnkosten Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
- skl-gluecksatlas.de: "Städteranking 2024"
- skl-gluecksatlas.de: "Berlin: Dynamisch, aber unzufrieden"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa