Unheil an der Ostsee Minister warnt vor Spaziergängen: Permanente Lebensgefahr
Die Böden sind aufgeweicht, die Gefahr enorm. Ein Experte unterstreicht die Warnung des Umweltministers von Mecklenburg-Vorpommern.
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat vor Strandspaziergängen an der Ostsee gewarnt. Insbesondere Familien mit Kindern sollten derzeit Steilufer meiden.
"Bedingt durch vermehrt auftretende Sturmhochwasser und ergiebige Niederschläge müssen wir permanent mit Abbrüchen rechnen", teilte Backhaus mit. "Die Böden sind feucht und aufgeweicht, da kann es schnell zu Bewegungen kommen." Auch an Dünen könnten sich sogenannte Kliffkanten bilden.
Mädchen auf Rügen verschüttet und gestorben
Ein Experte vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie unterstrich die Dringlichkeit. Der "Ostsee-Zeitung" sagte er, Spaziergänger könnten herunterstürzen oder von tonnenschweren Brocken begraben werden. Das bedeutet Lebensgefahr: 2011 war beispielsweise ein zehnjähriges Mädchen auf Rügen bei einem Abbruch verschüttet worden und gestorben.
Zuletzt waren immer wieder Ostsee-Küstenabschnitte weggebrochen: Im Nationalpark Jasmund auf Rügen waren am 9. Januar 5.000 Kubikmeter Kreideküste in die Tiefe gekracht, nachdem Wasser in die Spalten eingedrungen, gefroren und dann wieder aufgetaut war. Im Februar lösten sich laut "Ostsee-Zeitung" bei Boltenhagen und Beckerwitz Brocken. Besonders betroffen seien zudem Küstenabschnitte bei Meschendorf (Landkreis Rostock) und Steinbeck-Klütz Höved (Nordwestmecklenburg).
Ostsee-Urlauber erleidet Armbruch, Gefahr auch weiter westlich
Bereits im vergangenen August war an der Steilküste zwischen der Wohlenberger Wiek und Wismar ein Ostsee-Urlauber bei einem Hangabbruch nach tagelangem Regen von einem Gemisch aus Lehm, Sand und Steinen erfasst und teilweise verschüttet worden. Der Mann erlitt einen Armbruch.
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Auch in Schleswig-Holstein sind Steilküsten-Abbrüche derzeit ein großes Problem. Am Brodtener Steilufer im Kreis Ostholstein etwa ist die Abbruchkante einem Jugendgruppenhaus mittlerweile bis auf fünf Meter nahe gekommen, wie der NDR Anfang Februar berichtete.
Die Falken Lübeck, die das Haus betreiben, gaben sich wehmütig: "Wir besitzen das Haus seit 13 Jahren, aber es wird ja seit Ende der 1950er-Jahre als Jugendgruppenhaus genutzt und damit geht ein großes Stück Geschichte in Lübeck zu Ende", sagte Renate Paulien-Wittmaack vom sozialistischen Jugendverband. "Ich denke, dass jeder zweite Lübecker in seiner Jugend mal hier gewesen ist und eine Freizeit verbracht hat."
- ostsee-zeitung.de: "An MV’s Steilufern droht derzeit Lebensgefahr: 'Küstenabbrüche können jederzeit passieren'"
- regierung-mv.de: "Backhaus warnt vor Spaziergängen an Steilufern"
- nationalpark-jasmund.de: "Achtung Küstenabbrüche!"
- tagesspiegel.de: "Ostsee-Urlauber verschüttet: Steilküste in Mecklenburg-Vorpommern abgebrochen"
- ndr.de: "Steilküsten in Schleswig-Holstein brechen stetig weiter ab"