Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wildtiershop mitten in Berlin Löwen und Tiger zum Kauf angeboten – das steckt dahinter
Einen Löwen oder Tiger für die private Haltung erwerben? Am Mittwoch eröffnete der erste Wildtiershop in Berlin. Doch auf die Besucher wartete eine Überraschung.
Sie wollten schon immer einen "treuen Polarfuchs" als Haustier halten? Für 789 Euro könnten Sie den Zuschlag bekommen. Oder doch lieber ein "kuscheliges Rotnackenwallaby"? Kein Problem, das kostet 689 Euro. Natürlich sind auch Löwe (4.500 Euro) und Tiger (5.000 Euro) erhältlich. Klingt nach einem verspäteten Aprilscherz? So halb.
Denn der Wildtiershop namens Wyld existiert wirklich. Und er wirbt damit, "die führende Online-Plattform für den Handel mit exotischen Tieren zu sein." Am Mittwoch eröffnet am Vormittag zudem ein Showroom in Berlin, bei dem "ein tierischer Überraschungsgast" vorgestellt werden soll. t-online weiß jedoch: Bei Wyld handelt es sich nicht wirklich um einen Shop für Wildtiere – vielmehr steckt die niederländische Tierschutzorganisation "Animal Advocacy and Protection" (AAP) dahinter.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Weil Wyld aber bis zuletzt damit kokettierte, dass Interessierte an diesem Mittwoch tatsächlich Wildtiere mitten in Berlin-Schöneberg erwerben können, erregte der Shop viel Aufmerksamkeit. Nicht nur bekannte Youtuber wie Robert Marc Lehmann berichteten darüber, irgendwann war die Webseite von Wyld so begehrt, dass sie kurzzeitig den Geist aufgab.
"Wyld hat hohe Wellen geschlagen, polarisiert und fassungslose Reaktionen hervorgerufen: Und das ist gut so. Denn nur so konnten wir auf die völlig unzureichende gegenwärtige Gesetzeslage hinweisen, die unzählige exotische Haustiere in Deutschland zu einem elenden Leben als Spontankauf oder Lifestyle-Accessoire führt", erklärt die Organisation AAP in einem Statement, das t-online vorliegt. "AAP fordert angesichts der derzeit anstehenden Reform des Tierschutzgesetzes dringend die Einführung einer Positivliste von Bundesminister Cem Özdemir." Also eine Liste, auf der die Tiere aufgezählt sind, deren Haltung, Zucht und Verkauf erlaubt ist.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Laut der Tierschutzorganisation würden derzeit mindestens 2.000 exotische Tierarten gehandelt. "Hunderte Löwen und Tiger befinden sich aktuell in privater Haltung", schreibt AAP. "Deutschland ist dabei der größte Umschlagplatz Europas. Denn anders als in vielen anderen europäischen Staaten gibt es hier kein grundlegendes Verbot für die Haltung von exotischen Haustieren." Zwar sei es in Deutschland verboten, Wildtiere zu fangen und zu verkaufen. Wildfänge aus dem Rest der Welt und Nachzuchten könnten in Deutschland aber problemlos verkauft werden.
"Die Wyld-Kampagne hat die Öffentlichkeit aufgerüttelt, die Absurdität der Haltung exotischer Tiere als Haustiere aufgezeigt, und für die politische Kampagne mit der Forderung nach einer Positivliste mobilisiert", schreibt AAP. Zuletzt machte eine vermeintliche Löwin in Berlin Schlagzeilen. Auch damals wurde vermutet, dass es sich um eine privat gehaltene Raubkatze handeln könne. Mehr dazu lesen Sie hier.
- wyld.com: Das wildeste Event des Jahres
- Pressemitteilung AAP
- youtube.com: Video von Marc Lehmann