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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sie zündete sich am Alexanderplatz an "Verabscheuungswürdige" Tat: Grab von trans Frau geschändet

Nicht zum ersten Mal muss die Polizei zum Grab von trans Frau Ella Nik Bayan ausrücken. Unbekannte haben den Ort erneut geschändet.
Das Grab von trans Frau Ella Nik Bayan in Berlin-Friedrichsfelde ist zum wiederholten Male geschändet worden. Sie hatte sich im September 2021 auf dem Alexanderplatz angezündet, anschließend verstarb sie.
Wie die Polizei mitteilt, wurde die Schändung auf dem Friedhof an der Gudrunstraße am Sonntagmorgen um 8 Uhr festgestellt. Demnach umwickelten Unbekannte das Grab mittels Feuerwehrabsperrband. Außerdem klebten sie ein Warnsymbol vor Feuer an. Die Polizei geht davon aus, dass die Tat in der Nacht auf Sonntag geschah. Gesichert sei dies allerdings noch nicht.
Grab von trans Frau geschändet: Staatsschutz ermittelt
Die Polizei entfernte die Gegenstände und sicherte die Beweismittel. Nach Angaben der Polizei übernahm der Staatsschutz des Landeskriminalamts die Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe. Über mögliche Täter konnte ein Polizeisprecher auf Nachfrage auch wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens keine Auskünfte geben. Es bestehe aber der Verdacht für eine transfeindliche Motivation.
Das Grab war bereits mehrfach geschändet worden, indem verunglimpfende Gegenstände darauf abgelegt wurden. Im Januar 2022 legten Unbekannte beispielsweise einen Feuerlöscher und einen Kanister auf das Grab. Dieser war mit der Aufschrift "on fire" (zu Deutsch: In Flammen) versehen. Zuletzt ließen Unbekannte im April eine Gummibrust auf der Grabstätte zurück.
Freund von Ella: Täter sind "hasszerfressene Personen"
"Erneut hat eine hasszerfressene Person ihre Missachtung unserer verstorbenen Freundin Ella gegenüber demonstriert", so Georg Matzel zu t-online. Matzel ist ehrenamtlich beim Lesben und Schwulenverband tätig und war ein guter Freund der verstorbenen und aus dem Iran stammenden trans Frau.
- trans Frau zündete sich an: "Unsere Gesellschaft trägt Schuld"
Er kritisiert, dass sich die Unbekannten über die schrecklichen Umstände ihres Todes amüsieren. "Diese Serie von Taten ist verabscheuungswürdig und zeigt deutlich, wie Menschenverachtung immer salonfähiger wird, in einem politisch rechtsradikalen Klima", so Matzel weiter. "Wir, Ellas Freunde und Hinterbliebene, werden ihren Namen für immer in Ehren halten. Niemand kann uns das wegnehmen."
Die Verstorbene hatte sich am 14. September 2021 am Alexanderplatz angezündet, ein Kaufhaus-Mitarbeiter hatte sie noch gelöscht. Später erlag sie ihren Verletzungen im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB). Fotos der schwerverletzten Person kursierten anschließend im Netz.
Der Zentralfriedhof in Friedrichsfelde ist bekannt, weil dort auch berühmte Persönlichkeiten begraben sind. Neben Karl Liebknecht (1871-1919) und Rosa Luxemburg (1871-1919) haben viele andere Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung hier ihre letzte Ruhestätte.
- berlin.de: Pressemitteilung vom 24. Juli 2023
- Telefonat mit der Pressestelle der Berliner Polizei
- Austausch mit Georg Matzel vom Lesben- und Schwulenverband
- t-online.de: "Schändung des Grabs von trans Frau: Staatsschutz ermittelt"
- Mit Informationen der Nachrichtenagenturen dpa und afp