Ende einer Legende? Das Café Einstein ist pleite – weitere Restaurants vor dem Aus
44 Jahre lang bot das Café Einstein Wiener Kaffeehauskultur in der deutschen Hauptstadt. Die Türen könnten nun für immer geschlossen bleiben.
Eigentlich sollte nur gründlich renoviert werden: Die Kernsanierung der denkmalgeschützten Villa des Einstein-Stammhauses an der Kurfürstenstraße 58 stand an, seit Weihnachten 2022 ist das legendäre Café Einstein daher geschlossen.
Nun kommt heraus: Möglicherweise wird die Berliner Institution nie wieder öffnen. Wie zuerst die "Morgenpost" berichtete, meldete Betreiber Philipp Hasse-Pratje am vergangenen Donnerstag beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz an.
Einstein-Ersatzrestaurants nicht so erfolgreich wie erhofft
Ein leitender Mitarbeiter Hasse-Pratjes bestätigte dies t-online am Dienstag. Die beiden Ersatzhäuser, mit denen das Einstein-Team während der Sanierung Geld verdienen wollte, würden nicht so gut angenommen wie erhofft, erklärte er.
Das Restaurant PHP im Europaviertel am Hauptbahnhof und das Amon in der Nähe des Gendarmenmarktes sollten die Umsatzausfälle auffangen und den Einstein-Mitarbeitern ihre Jobs sichern. Denn am altehrwürdigen Stammhaus, das auch schon Quentin Tarantino für Szenen seines Films "Inglourious Basterds" nutzte, gab es allerhand zu tun.
Aufwendige Sanierung: Stromkabel aus dem Jahr 1930
Das Café Einstein war 1979 in der alten Villa Roßmann an der Kurfürstenstraße eröffnet worden und zum Künstlertreff avanciert. Hasse-Pratje hatte es 2005 übernommen. Es sei ihm kurz nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre angeboten worden, als er mit seiner Mutter ein Mehrfamilienhaus in Berlin gekauft habe, berichtete er.
Notwendige Sanierungen hätten dann bereits 2018 einen Jahresfehlbetrag von knapp 100.000 Euro zur Folge gehabt, führte Hasse-Pratje weiter aus. Ende 2022 hieß es, nun sei eine noch viel weitreichendere Sanierung nötig. Sie dauere voraussichtlich anderthalb Jahre.
Einstein-Medienbetreuer Dennis Rehmer erklärte damals t-online: "Das ist einfach ein altes Haus." Überall gebe es Arbeit: "Hier fehlt mal ein Stück vom Boden, dort ist eine Fliese locker oder etwas von der Tür abgeplatzt." Sein Chef sagte, es habe durch das Dach geregnet, Stromkabel seien teilweise aus dem Jahr 1930.
Hunderttausende Euro Schulden: Findet das Einstein einen Käufer?
Wie sich jetzt zeigt, ging der Plan mit den Einstein-Ersatzgastronomien während der Sanierung nicht auf. Einstein-Chef Hasse-Pratje zufolge häuften sich mehrere Hunderttausend Euro Schulden an. Er spricht von einer mittleren Summe im sechsstelligen Bereich.
Nun sucht Hasse-Pratje einen Investor, der seine GmbH am besten komplett kauft, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Er selbst will allerdings aussteigen: "Ich hätte mir einen schöneren Abschluss meiner Zeit in der Gastronomie vorgestellt", sagte er der "Morgenpost". "Es zeigt mir aber auch, dass es der richtige Zeitpunkt ist."
Das PHP und das Amon bleiben vorerst geöffnet. Vom Insolvenzgericht wurde Hasse-Pratje zufolge der Rechtsanwalt Oliver Sietz von der Berliner Kanzlei Voigt Salus zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Mit der Pleite des Café Einstein Stammhauses nichts zu tun haben übrigens das bei Berliner Politikern beliebte Restaurant und Kaffeehaus Café Einstein Unter den Linden, das es seit 1996 gibt, und die Einstein Kaffee Rösterei GmbH mit Standorten in Berlin, Potsdam und Frankfurt. Die beiden Café Einsteins in Berlin und die Rösterei-Filialen gehörten zwar früher zusammen, die Trennung reicht aber schon viele Jahre zurück.
- Anfrage an einen leitenden Mitarbeiter des Restaurants PHP
- morgenpost.de: "Café Einstein insolvent – drei lokale auf der Kippe"
- morgenpost.de: "Das sagt der Betreiber"