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Wohnungsmarkt in Berlin: Vermieterin verlangt negativen Schwangerschaftstest


Zoff bei Wohnungssuche eskaliert
Vermieterin verlangt Schwangerschaftstest – Betrug?


18.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Schwangere Frau mit Kind (Symbolbild): Die Vermieterin behauptete, rechtmäßig zu handeln. (Quelle: Xavier Lorenzo via www.imago-images.de)

Vor einer Wohnungsbesichtigung soll eine Frau in Berlin nachweisen, dass sie weder Kinder hat noch schwanger ist. Was nach einer kinderhassenden Vermieterin klingt, könnte eine Betrugsmasche sein.

Wer in Berlin eine Wohnung sucht, muss einiges auf sich nehmen. Auf einzelne Anzeigen melden sich teils Hunderte Interessenten, Anfragen werden häufig gar nicht beantwortet. Was eine junge Frau jetzt aber erlebt hat, ist besonders dreist.

Für ihren ersten Job möchte Carla nach Berlin ziehen. Über die Plattform WG-Gesucht hat sie sich auf eine Wohnung in Berlin-Schöneberg beworben. Per Mail erhält sie von der Vermieterin einen Link, über den sie einen Besichtigungstermin buchen soll.

Die Vermieterin stellt aber Bedingungen: Für die Anmietung der Wohnung müsse ein Nachweis erfolgen, dass keine Kinder mit einziehen. "Zudem muss nachgewiesen werden, dass keine Schwangerschaft besteht", schreibt die Vermieterin. Carla solle dazu eine von der Vermieterin beauftragte Ärztin kontaktieren. Sie könne es "kostenlos online nachweisen", dass sie nicht schwanger ist. Die E-Mail liegt t-online vor.

"Was zur Hölle soll das denn?"

"Was zur Hölle soll das denn?", habe sie sich gedacht, als sie die Mail las, sagt Carla. Sie geht nicht auf die Forderung ein. "Meine Verzweiflung ist zwar groß, aber mein Gerechtigkeitssinn ist größer", sagt sie.

Carla antwortet der Vermieterin, dass diese Forderung nicht legal sei. Diese wiederum schreibt zurück, dass sie als private Vermieterin selber festlegen dürfe, zu welchen Bedingungen sie vermiete. "Selbstverständlich können Sie sich rechtlich beraten lassen und ggf. Beschwerde einreichen. Diese wird jedoch abgewiesen."

Nach einer weiteren Mail von Carla, in der sie sich auf ihre Persönlichkeitsrechte und das Grundgesetz beruft, beteuert die Vermieterin erneut, dass sie das dürfe. Carla solle doch rechtliche Schritte einleiten. Zugleich erteilt sie ihr eine Absage für die Wohnung, wegen "unrechtmäßiger Beschuldigung" und "unangemessenem Verhalten gegenüber den Vermietern". Bei WG-Gesucht seien kurz darauf sowohl die Anzeige als auch das Konto der Vermieterin verschwunden, sagt Carla. Noch bevor sie die Anzeige melden konnte.

"Ich würde Mietern raten, zu lügen"

Christoph Albrecht hat schon von vielen dreisten Anfragen von Vermieterin gehört. Der Anwalt ist auf Mietrecht spezialisiert und fungiert als Pressesprecher des Mieterschutzbunds Berlin. Dass jemand einen negativen Schwangerschaftstest verlangt, sei ihm aber noch nie untergekommen, sagt er.

Die bloße Frage nach einer Schwangerschaft sei erstmal nicht verboten. "Ich würde Mietern in diesem Fall aber raten, zu lügen", sagt Albrecht. Es handle sich um eine sogenannte "Nicht-Frage", die nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden müsse. Vermieter dürften es Mietern auch nicht verbieten, mit Kindern einzuziehen, sagt Albrecht. Das gehöre zum Gebrauchsrecht an der Wohnung, das Mieterin durch das Mietverhältnis erhalten. Im Zweifel dürfe man auch darüber lügen, sagt er.

Ein Bekannter von Carla hat Screenshots des Mailverkehrs auf Reddit gepostet, auch auf Twitter bekommt die Geschichte einige Aufmerksamkeit. "In den Kommentaren wies jemand darauf hin, dass es sich um einen Betrugsversuch handeln könnte." In der Tat: In Hamburg gab es 2021 einen ähnlichen Fall, bei dem eine Vermieterin einen negativen Schwangerschaftstest vorweisen sollte. Wie die "Mopo" damals berichtete, fälschte die vermeintliche Vermieterin im Verlauf des Austauschs einen Brief von einer Anwaltskanzlei. Auch eine angeblich ihr gehörende Firma existierte nicht.

E-Mail-Adressen existieren nicht mehr

Wurde Carla also Opfer eines versuchten Betrugs? Sie geht inzwischen davon aus. t-online-Versuche, die angebliche Vermieterin und die von ihr beauftragte Ärztin zu kontaktieren, scheitern. Beide Mailadressen existieren nicht mehr. "Aber was genau die von mir wollten, weiß ich auch nicht genau. Ob es nur um Daten ging oder ob die Untersuchung was kosten sollte", sagt Carla.

Für Carla geht ihre Wohnungssuche nach dieser Aufregung weiter. Im Sommer fängt ihr Job in Berlin an. Sie hofft, dass sich bis dahin auch ehrliche Vermieter ohne dreiste Forderungen bei ihr zurückmelden.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Carla
  • Interview mit Christoph Albrecht, Sprecher des Mieterschutzbunds Berlin
  • Mailverkehr zwischen Carla und der Vermieterin
  • mopo.de: "Ärger bei Wohnungssuche: Hamburgerin soll negativen Schwangerschaftstest vorweisen"
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