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Tote Radfahrerin in Berlin: Getötet hat ein Lkw, nicht die Klimablockade


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Debatte um tote Radfahrerin
Getötet hat ein Lastwagen, nicht die Klimablockade

MeinungEin Kommentar von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 04.11.2022Lesedauer: 2 Min.
Ein Betonmisch-Fahrzeug an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf: Dort wurde eine Radfahrerin bei dem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen lebensgefährlich verletzt.Vergrößern des Bildes
Betonmischfahrzeug an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf: Die verletzte Radfahrerin starb im Krankenhaus. (Quelle: Paul Zinken/dpa)

Nach dem tödlichen Unfall in Berlin empört Deutschland sich über Klimaaktivisten. Dabei wird das eigentliche Problem völlig vergessen.

In der Diskussion um den Tod einer Radfahrerin in Berlin läuft etwas ganz gehörig schief: Im Fokus stehen seit Tagen allein die Aktivisten der "Letzten Generation" und ihr Anteil daran, dass das Rettungsfahrzeug nicht rechtzeitig am Unfallort eintraf, um die eingeklemmte Radfahrerin zu befreien.

Offenbar wird dabei völlig vergessen: Die Frau ist nicht durch Klimaaktivisten ums Leben gekommen, sondern weil sie von einem Betonmischer überfahren wurde.

"Grundsätzlich ist die Gefährdung von Menschenleben durch nichts zu rechtfertigen", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nach dem Unfall. Sie meinte damit nicht die Gefahr, die von tonnenschweren Fahrzeugen für Radfahrer ausgeht, sondern die Klimaaktivisten.

Schwer verletzte Radfahrer sind sonst nur eine Randnotiz

Viele andere Politiker – von Innenministerin Nancy Faeser bis CDU-Generalsekretär Mario Czaja – äußerten sich ähnlich. Ihre Wut konzentriert sich allein auf die Straßenblockierer. Niemand fordert mehr Fahrradwege, niedrigere Tempolimits in der Stadt oder ein härteres Vorgehen gegen Falschparker auf Radwegen. Dabei hätte eine bessere Verkehrspolitik für Radfahrer den Tod der Frau vermutlich viel eher verhindert. Der Eindruck drängt sich auf: Es geht weniger um den schrecklichen Unfall, als darum, lästige Klimaproteste loszuwerden.

Übrigens, auch an diesem Freitag meldete die Berliner Polizei einen Unfall, bei dem ein Radfahrer schwer verletzt wurde. Er wurde von einem Auto erfasst, obwohl er wohl Vorfahrt hatte. Im Nachrichtenrauschen der Hauptstadt ist das eine Randnotiz, mit der sich offenbar alle abgefunden haben. Denn es passiert zu häufig. 2021 wurden in Berlin laut Statistik der Polizei 664 Fahrradfahrer bei Unfällen schwer verletzt, zehn starben.

Ein Bericht wirft neues Licht auf den Fall

Das alles bedeutet nicht, dass die Autobahnblockade der "Letzten Generation" im Fall der eingeklemmten Radfahrerin nicht genau untersucht werden muss. Ein Bericht der "Süddeutschen Zeitung" wirft allerdings ein anderes Licht auf den Fall. Demnach hatte die Verspätung des Spezialfahrzeugs nach Einschätzung der Notärztin keinen Einfluss auf die Versorgung der Radfahrerin.

Ja, die Aktivisten gehen nicht gerade souverän mit der Kritik an ihrer Protestform um. Ihre Aktionen stellen sie als alternativlos dar, Diskussionen darüber lassen sie nicht zu.

"Der Vorfall muss alle zum Innehalten bringen, auch die Aktivisten", schreibt mein Kollege Peter Schink in seinem Kommentar. Das stimmt. Auch ich hätte erwartet, dass die "Letzte Generation" zumindest nicht sofort in Berlin weiterblockiert, wie am Freitag geschehen. Schon aus Gründen der Pietät.

Daraus sollte aber nicht folgen, dass die Aufmerksamkeit am tragischen Tod der Frau einfach abebbt. Sie muss nur endlich in die richtige Richtung zielen: Die Politik muss in die Pflicht genommen werden, die Städte endlich sicherer für Radfahrer zu machen.

Verwendete Quellen
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