Schlesinger-Affäre RBB stellt auch Leiterin der Intendanz frei
Die Affäre um die zurückgetretene RBB-Intendantin zieht immer weitere Kreise. Nun wurde eine weitere Managerin und Vertraute Schlesingers freigestellt.
In der Affäre rund um Vorwürfe der Vetternwirtschaft hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) die Leiterin der Hauptabteilung Intendanz, Verena Formen-Mohr, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das bestätigte ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen Senders der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet. Nähere Angaben zu den Gründen für die Freistellung machte der Sender nicht.
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge galt Formen-Mohr als enge Vertraute Schlesingers. 2016, als Schlesinger RBB-Intendantin wurde, wechselte Formen-Mohr vom NDR nach Berlin, kümmerte sich um strategische Aufgaben.
Messe-Chefaufseher legt Amt ebenfalls nieder
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass auch der in der Affäre in die Kritik geratene Aufsichtsratschef der Messe Berlin, Wolf-Dieter Wolf, sein Amt niederlegt.
Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft teilte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit: "Herr Wolf-Dieter Wolf hat heute dem Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Stephan Schwarz, mitgeteilt, sein Aufsichtsratsmandat bei der Messe Berlin und damit auch den Vorsitz im Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung niederzulegen, um einen möglichen Schaden zu Lasten der Messe Berlin GmbH zu vermeiden und auch die laufenden Untersuchungen nicht zu belasten."
Wolf ist neben seiner Position im Messe-Aufsichtsrat auch der Vorsitzende des Verwaltungsrats beim RBB. Sein dortiges Amt ruht allerdings während der Klärung der Vorwürfe.
Am Sonntag war RBB-Intendantin Patricia Schlesinger zurückgetreten, am vergangenen Donnerstag hatte sich die 61-Jährige bereits vom ARD-Vorsitz zurückgezogen. Es stehen zahlreiche Vorwürfe in der RBB-Affäre im Raum.
- Edler Fußboden, teure Sofas: So sieht die Chefetage beim RBB aus
Das Online-Medium "Business Insider" hatte den Fall Ende Juni ins Rollen gebracht. Es geht um die Frage, ob Schlesinger und der Senderchefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf miteinander einen zu laxen Umgang bei der möglichen Kollision von Interessen gepflegt haben könnten. Beide wiesen Vorwürfe zurück. Derzeit läuft eine externe Untersuchung einer Anwaltskanzlei. Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Ermittlungsverfahren gegen ehemalige RBB-Intendantin
Inzwischen führt die Staatsanwaltschaft in Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Schlesinger, ihren Ehemann sowie Wolf wegen des Verdachts auf Untreue und Vorteilsannahme.
Die bislang ungeklärten Vorwürfe reichen von fragwürdigen Beraterverträgen zu einem inzwischen auf Eis gelegten RBB-Bauprojekt, einer großen Gehaltserhöhung für Schlesinger auf gut 300.000 Euro bis zu einem zusätzlichen Boni-System. Außerdem geht es um Essen mit "Multiplikatoren" auf RBB-Kosten in ihrer Privatwohnung und einen luxuriösen Dienstwagen mit Massagesitzen, für den es einen sehr hohen Rabatt gegeben haben soll.
Schlesingers Ehemann bekam Aufträge von der landeseigenen Messe Berlin, bei der Wolf auch Chefkontrolleur ist. Zudem wurde bekannt, dass die Chefetage hochwertig für 650.000 Euro ausgestattet worden sein soll. Hier lesen Sie alles zu den Vorwürfen gegen Patricia Schlesinger.
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Im Sommer 2020 hatte der RBB mitgeteilt, dass der Verwaltungsrat den Vertrag von Formen-Mohr verlängerte. Sie leitet nach den damaligen Angaben die Hauptabteilung Intendanz und ist damit unter anderem für die beim RBB angesiedelten ARD-Gemeinschaftseinrichtungen, die Presse- und Marketingabteilungen und die Unternehmensplanung verantwortlich. Sie sei zudem in der Leitung der Projekte zum Neubau des Crossmedialen Nachrichtencenters und des Digitalen Medienhauses des RBB tätig – das ist das auf Eis gelegt Bauprojekt. Auch bei der Dienstleistungstochter RBB Media ist sie im Impressum als Geschäftsführerin aufgeführt.
Transparenzhinweis
Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl schreibt als Kolumnist auch für t-online.
- Nachrichtenagentur dpa
- spiegel.de: "RBB stellt weitere Managerin frei"