Raumfahrt OHB-Chef: Problem mit Weltraumschrott muss gelöst werden
Bremen (dpa) - Weltraumschrott bereitet Satellitenbauern und Raumfahrtunternehmen zunehmend Kopfzerbrechen. "Das ist ein Problem", sagte der Vorstandsvorsitzende des Raumfahrtkonzerns OHB, Marco Fuchs.
Notwendig seien verbindliche Regeln dafür, dass Satelliten nach ihrem Nutzungsende weggeräumt werden und keine Gefahr darstellen. "Die Grundregeln gibt es schon", sagte Fuchs, der Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) ist, der Deutschen Presse-Agentur. Bei Sanktionen und Überwachung gebe es aber noch Bedarf.
Es müsse auch verhindert werden, dass "boshaft" Weltraumschrott produziert werde. "Wir hatten jetzt den Fall eines absichtlichen Abschusses durch Russland. Das ist natürlich katastrophal, wenn man ganze Weltraumgegenden verpestet mit Schrott, um zu zeigen, dass man Satelliten abschießen kann."
Russland hatte kürzlich einen ausgedienten Spionagesatelliten mit einer speziellen Rakete abgeschossen. Der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, schloss weitere Tests nicht grundsätzlich aus. Auf die Frage der "New York Times", ob Russland weitere Satelliten abschießen werde, sagte er: "Eher nein als ja." Die Überreste des Satelliten stellten keine Gefahr für die ISS dar.
Globale Herausforderung
Weltraumschrott sei eine globale Herausforderung, bei der alle rund 100 nationalen Weltraumagenturen dafür Sorge tragen müssten, dass die Regeln eingehalten werden, so Fuchs. In den USA wache die Raumfahrtagentur Nasa, in Deutschland das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) darüber, dass neue Satelliten später nicht zu Weltraumschrott werden. Kleine Satelliten zum Beispiel könnten so gebaut werden, dass sie am Ende ihrer Nutzung in der Erdatmosphäre verglühen.
Wissenschaftler schätzen anhand von Modellrechnungen, dass sich in der Erdumlaufbahn bereits etwa eine Million Teile von mehr als einem Zentimeter Größe und 330 Millionen Teilchen von mehr als einem Millimeter Größe befinden.
Richtlinien zur Vermeidung von Weltraumschrott gebe es schon lange - notwendig seien aber verbindliche Verträge und nationale Weltraumgesetze, sagte auch der Astrophysiker Manuel Metz vom DLR. Die Verringerung und Vermeidung von Weltraumschrott liege im Eigeninteresse der Satellitenbauer und Raumfahrtunternehmen, um einen möglichst störungsfreien Betrieb im All zu ermöglichen.
Eine besondere Gefahr stellt Metz zufolge der sogenannte Kaskadeneffekt dar: Kollidieren große, teils mehrere Meter messende Schrottteile mit anderen Objekten, können tausende kleinere Schrottteile entstehen. Deshalb müssten möglichst zuerst die größeren Objekte aus der Erdumlaufbahn beseitigt werden.