Energiewende Studie: Für Klimaneutralität immense Investitionen nötig
Berlin (dpa) - Der Weg zur Klimaneutralität macht einer Studie zufolge immense Investitionen erforderlich.
Ausgehend von einer konsequenten und raschen Umsetzung der Energiewende seien in Deutschland bis 2045 Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 6 Billionen Euro notwendig, wie aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey hervorgeht. Zugleich wird auf die Chancen verwiesen: Eine erfolgreiche Dekarbonisierung könne "substanzielle Teile" der Beschäftigung und des Bruttoinlandsprodukts sichern. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über die Studie berichtet.
Wie der klimagerechte Umbau der Wirtschaft gelingen kann und die Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel erhöht werden können, ist ein großes Thema auch im Bundestagswahlkampf.
In der McKinsey-Studie heißt es, der Weg zur Klimaneutralität 2045 konfrontiere Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit der "tiefgreifendsten und komplexesten Transformation unserer Zeit". Verlaufe diese optimal, könnten in Summe eine sozial ausgewogene Bewältigung des Klimawandels, ein positiver "Business Case" für Deutschland und ein Sprung in ein neues technologisches Zeitalter gelingen.
Ausgehend von einer konsequenten und raschen Umsetzung der Energiewende seien in Deutschland bis 2045 Zusatzinvestitionen in Höhe von rund 1 Billion Euro in sogenannte grüne Sachgüter notwendig. Dies seien Anlagen, Fahrzeuge oder Wärmetechnik, ohne Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Gesamtinvestitionen von 6 Billionen Euro
Weitere 5 Billionen Euro seien sogenannte Ersatzinvestitionen - also Investitionen, die für den Ersatz bereits bestehender Infrastruktur, Anlagen und Gebäude aufzuwenden seien, zum Beispiel der Kauf eines Elektrofahrzeugs statt eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Wie es in der Studie weiter heißt, beinhalteten die Gesamtinvestitionen in Höhe von 6 Billionen Euro öffentliche und private Investitionen und entsprächen jährlich rund 240 Milliarden Euro bis 2045.
Der Investitionsbedarf trifft laut Studie auf einen Kapitalmarkt, in dem nachhaltige Investitionen stark an Volumen und Bedeutung zunehmen und neue Finanzierungsmodelle entstehen: "Es gibt daher für eine rasche Dekarbonisierung grundsätzlich ausreichend Kapital, oft zu sehr attraktiven Konditionen."
Den benötigten Mehrinvestitionen stünden erhebliche Einsparpotenziale gegenüber. So verringerten verbesserte Wärmedämmungen und die Umstellung auf Wärmepumpen die Heizkosten. Bei Elektroautos sänken die jährlichen Betriebskosten durch die niedrigeren Kosten für Strom statt Treibstoff und die höhere Effizienz sowie geringere Instandhaltungskosten.
2045 Ausgleich für Kosten der Dekarbonisierung möglich
"Wenn wir den optimalen Pfad beschreiten, können Einsparungen und Einnahmen im Gesamtzeitraum bis 2045 die Kosten der Dekarbonisierung ausgleichen", heißt es. Zugleich könne Deutschland die Technologieführerschaft in wichtigen Exportsektoren aufrechterhalten. Entscheidend für die Beschäftigung werde es sein, "grüne" Technologien wettbewerbsfähig in Deutschland zu produzieren - etwa Anlagen für Wasserstoffproduktion und Umwandlung, Batterien sowie Anlagen für den Umbau der Wertschöpfungsketten.
Zugleich wird in der Studie gewarnt: Gelinge es Deutschland nicht, die politischen, technologischen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Transformation rechtzeitig zu schaffen, kämen auf Privathaushalte und die Industrie sehr wahrscheinlich größere finanzielle Belastungen zu. Genannt werden erhöhte Kosten des Energiesystems und eine steigende CO2-Bepreisung: "Je mehr Zeit wir für die Energiewende in Deutschland benötigen, desto teurer und weniger sozial ausgewogen lässt sie sich umsetzen."