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Wostotschny: Russlands neuer Weltraumbahnhof soll 2022 fertig sein


Wostotschny
Russlands neuer Weltraumbahnhof soll 2022 fertig sein

Von dpa
Aktualisiert am 04.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin informiert sich über die Bauarbeiten an dem Weltraumbahnhof Wostotschny.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin informiert sich über die Bauarbeiten an dem Weltraumbahnhof Wostotschny. (Quelle: Ilya Filatov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa./dpa)
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Nach mehreren Korruptionsfällen und Pannen will Russland die Bauarbeiten an seinem Weltraumbahnhof Wostotschny nächstes Jahr beenden.

"Im Jahr 2022 müssen wir den Bau abschließen", sagte der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, am Samstag der Agentur Interfax zufolge. "Dann werden wir mit Tests aller Systeme beginnen." Nach Angaben des Kreml informierte sich Präsident Wladimir Putin persönlich über den Stand der Arbeiten.

Der Weltraumbahnhof liegt rund 6.000 Kilometer östlich von Moskau und ist seit ungefähr fünf Jahren teilweise in Betrieb. Von dort starten bislang nur Sojus-Raketen ins All, die laut Rogosin aber noch gut zehn Jahre im Einsatz bleiben sollen. Damit auch Raumschiffe neueren Typs wie die Angara abheben können, werden weitere Startrampen gebaut. Diese Anlagen sollten schon längst stehen. Rogosin zufolge soll die Trägerrakete Angara nun Ende 2023 ins Weltall starten.

Verzögerungen eingeräumt

Der Direktor eines am Bau beteiligten Unternehmens räumte nun Verzögerungen ein. Wegen heftiger Regenfälle hinke man dem Zeitplan hinterher, sagte Rawil Siganschin. "Erst jetzt haben wir begonnen, in voller Kapazität zu arbeiten." Die Bauarbeiten an dem Komplex hatten vor elf Jahren begonnen – damals ebenfalls mit Verzögerung.

In die Schlagzeilen gerät der Weltraumbahnhof an der Grenze zu China seit Jahren wegen Korruptionsfällen. Vor zwei Jahren beklagte der Kreml, dass Milliarden Rubel in dunkle Kanäle versickert seien. Es wurden demnach meist Mittel für den Kauf von Maschinen veruntreut. In einer ersten Phase der Ermittlungen seien 128 Strafverfahren eingeleitet und mehr als 30 Beschuldigte verurteilt worden, hieß es.

"Alles, was noch nicht fertig ist, wird gestohlen", titelte die Tageszeitung "Kommersant" im Juni. Bei neuen Ermittlungen ging es dem Blatt zufolge um fiktive Rechnungen für nicht erbrachte Leistungen etwa beim Bau eines Treibstofflagers. Arbeiter auf der Baustelle beklagten, dass sie keinen Lohn erhielten. Zudem seien Fristen für die Inbetriebnahme von Anlagen nicht eingehalten worden.

Erst im März hatte ein Gericht die Bauarbeiten an der Startrampe für die Trägerrakete Angara für 90 Tage gestoppt. Als Grund wurde damals ein Verstoß gegen die Bauordnung genannt. Für Roskosmos war das damals eine neue Hiobsbotschaft – besonders sein Chef Rogosin steht in diesem Zusammenhang immer wieder in der Kritik. Er hatte 2014, damals noch als Vize-Regierungschef, die Bauleitung übernommen.

Das Staatsunternehmen spricht von einem der ehrgeizigsten Projekte Russlands im 21. Jahrhundert. Die "besten Spezialisten des Landes" seien im Einsatz. Der in der Taiga liegende Weltraumbahnhof misst gut 700 Quadratkilometer – eine Fläche fast so groß wie Hamburg. Tausende Arbeitsplätze soll Wostotschny der Region bringen.

Strategische Bedeutung

Weshalb sich sogar Putin für die Baustelle interessiert, die er zuletzt 2019 besuchte, liegt an der strategischen Bedeutung des Startplatzes: Langfristig soll Wostotschny Russland unabhängig vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan machen, wo 1961 Juri Gagarin als erster Mensch ins All gestartet war. Moskau pachtet das Gelände in der Steppe in Zentralasien und zahlt dafür.

Wostotschny ist eine Alternative auf russischem Boden. Von dort aus brachte das europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace zuletzt mehr als 150 Satelliten des britischen Kommunikationsunternehmens OneWeb ins All. Sie sollen für eine bessere Versorgung mit schnellem Internet auf der Erde sorgen. Russland kann neben Baikonur und Wostotschny noch auf den militärisch genutzten Weltraumbahnhof Plessezk im Norden des Landes zurückgreifen.

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