Raumfahrt Panne auf ISS: Russland nennt Software-Problem als Ursache
Moskau (dpa) - Nach einer Panne an der Internationalen Raumstation ISS setzen Experten die Inbetriebnahme des neuen Weltraum-Labors "Nauka" (Wissenschaft) fort.
Alle ISS-Systeme - inklusive "Nauka" - funktionierten wieder normal, sagte der Flugdirektor des russischen Teils der ISS, Wladimir Solowjow, der Agentur Interfax zufolge. Noch am Freitag sollten die Kosmonauten demnach die Luke zu dem neuen russischen Modul öffnen und es betreten.
Solowjow nannte eine kurzzeitige Software-Störung als Grund dafür, dass es in der Nacht zu einer ungeplanten Anschaltung der Triebwerke von "Nauka" gekommen war. Dadurch war die gesamte ISS stark in Bewegung geraten. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hatte für fast eine Stunde die Kontrolle über die Position der Station im All verloren. In der Folge brach auch der Kontakt zur Crew für elf Minuten ab. Durch einen Notfalleinsatz habe das Problem behoben werden können.
Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, schloss Medien zufolge auch einen "menschlichen Faktor" bei der Panne nicht aus. Nach all der Aufregung gab er noch in der Nacht Entwarnung: "Auf der ISS ist Ordnung", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. "Die Kosmonauten ruhen sich aus. Das empfehle ich Ihnen auch." Roskosmos zufolge arbeiteten Spezialisten vom Flugleitzentrum aus an den Triebwerken des neuen Moduls, um so die Sicherheit der ISS und der Besatzung zu gewährleisten.
"Das war ein sehr schwieriger und wichtiger Sieg für uns!", schrieb Rogosin in einer Antwort auf US-Glückwünsche zu dem erfolgreichen Andocken des Moduls, das acht Tage unterwegs gewesen war.
Das Labor war am 21. Juli vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in Zentralasien gestartet und dockte am Donnerstag plangemäß um 15.29 Uhr MESZ am Außenposten der Menschheit an. Roskosmos-Chef Rogosin kündigte für den 24. November den Start eines weiteren Moduls an, das künftig das Andocken von Raumschiffen verbessern soll.
Als Mehrzweckmodul ist "Nauka" vorrangig für die Forschung gedacht. Es soll aber auch als Mannschaftsquartier mit eigenem Lebenserhaltungssystem dienen. An Bord gibt es auch eine Toilette. Es misst 13 mal 4,11 Meter und wiegt mehr als 20 Tonnen. Eigentlich sollte "Nauka" schon 2007 ins Weltall gebracht werden. Probleme hatten aber zu Verzögerungen geführt. Das letzte Modul hatte Russland vor elf Jahren zum Außenposten der Menschheit geschickt.