Wichtige Forschung Nicht nur Trump interessiert sich für Grönland
Wie hoch steigt der Meeresspiegel? Diese Frage treibt Forscher seit Jahren um. Drei Wissenschaftler versuchen, auf Grönland eine Antwort zu finden – und arbeiten dafür unter ungewöhnlichen Umständen.
Donald Trump hat jüngst großes Interesse an Grönland bekundet, drei Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa widmen sich schon seit Jahren der zu Dänemark gehörenden riesigen Insel am Arktischen Ozean. Anders als der US-Präsident interessieren sie sich nicht aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen für Grönland: Sie erforschen die Eisschmelze des Eilands, um den drohenden Anstieg des Meeresspiegels präziser vorherzusagen.
Schon seit 2015 sind die Nasa-Forscher für das Forschungsprojekt Oceans Melting Greenland (OMG) in Grönland. Jeden Sommer starten sie aus dem 300-Seelen-Dorf Kulusuk mit einem umgerüsteten Flugzeug aus den 40er Jahren, um rund um die Insel Proben zu nehmen. Sie fliegen über Fjorde zwischen zerklüfteten Felsen und atemberaubende Gletscher und Eisberge.
Dann lassen die Nasa-Forscher etwa anderthalb Meter lange zylinderförmige Sonden hinab, um Wasserproben zu nehmen. Die Sonden liefern Daten, die sofort in bunte Diagramme auf den Bildschirmen im Flugzeug umgerechnet werden.
Die Forscher nehmen jedes Jahr Wasserproben
"Viele Menschen glauben, dass das Eis hier durch die sich erwärmende Luft schmilzt, so wie ein Eiswürfel unter einem Föhn", sagt Nasa-Wissenschaftler Joshua Willis. "In Wirklichkeit fressen aber auch die Meere an den Eisrändern." Indem sie über einen Zeitraum von fünf Jahren im Winter die Grönland-Gletscher beobachten und im Sommer Wasserproben analysieren, wollen Willis und seine Kollegen Erkenntnisse gewinnen, die eine genauere Vorhersage des Meeresspiegelanstiegs ermöglichen.
In den nächsten hundert Jahren drohe ein Meeresspiegelanstieg um mehrere Meter, erläutert Willis die Bedeutung seiner Forschungsmission. Dies sei "eine riesige Bedrohung für hunderte Millionen Menschen in aller Welt".
In der Arktis steigen die Temperaturen noch schneller
Grönland, mit einer Fläche von rund zwei Millionen Quadratkilometern die größte Insel der Welt, grenzt an den Arktischen Ozean und ist zu 85 Prozent mit Eis bedeckt. Wenn diese Eisschicht komplett wegschmilzen würde, stiege der Meeresspiegel um sieben Meter an. Zahlreiche bewohnte Gebiete würden dann überflutet. Umso beunruhigender ist es, dass die Durchschnittstemperaturen in der Arktis doppelt so schnell steigen wie im Rest der Welt.
Aus Sicht von Willis' Kollegen Ian McCubbin wiegt die Bedeutung des OMG-Forschungsprojekts auch die schwierigen Arbeitsumstände im abgelegenen Grönland auf, wo die Forscher mit logistischen Herausforderungen und unvorhersehbaren Wetterumschwüngen zu kämpfen haben. "Die Relevanz dieses Projektes macht es so aufregend, daran mitzuarbeiten", sagt McCubbin. Schließlich sei es von Bedeutung "für unsere Gesellschaft, unsere Kinder, unsere Kindeskinder".
Nasa-Wissenschaftler Ian Fenty sieht sich auf einem Forschungsflug die gerade gewonnenen Daten auf einem Laptop an. "Die Daten, die wir sammeln, sind super wertvoll, weil sie es uns erstmals erlauben, die Veränderung der Meerestemperaturen mit dem Schmelzen des Eisschildes in eine quantitative Beziehung zu setzen", sagt Fenty.
Der Forscher tritt als Elvis auf – und singt über den Klimawandel
Die Nasa-Forscher belassen es aber nicht bei hochkomplexen wissenschaftlichen Analysen. Willis hat den Elvis-Presley-Song "Jailhouse Rock" in "Climate Rock" umgetextet und tritt damit im Look des "King" vor den Menschen in Kulusuk auf. In seinem Songtext geht es um den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Anstieg des Meeresspiegels.
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"Ich finde, dass ich als Klimawissenschaftler eine Verantwortung habe, der Welt zu erklären, was wir herausfinden", begründet der Nasa-Wissenschaftler seinen ungewöhnlichen Auftritt. "Wir haben ein paar harte Entscheidungen vor uns, wenn wir die schlimmsten Seiten des Klimawandels vermeiden wollen."
- Nachrichtenagentur AFP