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USA – Donald Trump: Die Mauer zu Mexiko? "Eine historisch schlechte Idee"


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Besuch an der Grenze zu Mexiko
Warum Trumps Mauer eine historisch schlechte Idee ist


Aktualisiert am 12.01.2021Lesedauer: 6 Min.
Donald Trump: Auch wegen des Versprechens, eine Grenzmauer zu errichten, wurde der US-Präsident gewählt.Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Auch wegen des Versprechens, eine Grenzmauer zu errichten, wurde der US-Präsident gewählt. (Quelle: Jerry Glaser/imago-images-bilder)

Donald Trumps Tage im Weißen Haus sind gezählt, nun will er sein liebstes Projekt besuchen: die teils errichtete Grenzmauer zu Mexiko. Aus Sicht der Geschichte eine eher zweifelhafte Unternehmung.

Die Lage war ernst. Immer wieder fielen Räuber ins Land ein, Jahr für Jahr, sie töteten, plünderten, entführten. Also reagierte Qin Shihuangdi (259 bis 210 v. Chr.), Chinas erster Kaiser. Eine gewaltige Mauer ließ er der Überlieferung nach errichten, erbaut aus Erde, Stein und Holz. Ein Jahrzehnt lang hatten Hunderttausende Menschen für das Bauwerk geschuftet, unzählige starben dabei. "Von Skeletten getragen" sei die Mauer, berichtet eine Quelle.

Mehr als zwei Jahrtausende lang feilten verschiedene Herrscher des Reichs der Mitte insgesamt in Notzeiten an der Chinesischen Mauer die in Wirklichkeit nicht ein Bauwerk ist, sondern aus vielen verschiedenen Mauern und Abschnitten aus zahlreichen Jahrhunderten besteht. Invasoren und Räuber scherte es meist wenig, sie marschierten oft einfach um die Befestigungen herum. Oder durch. Mit Unsummen mussten die Kaiser sie immer wieder zum Frieden bestechen. Auf die Spitze mit der Bauwut trieb es schließlich Jiajing, elfter Kaiser der Ming-Dynastie: Für den Mauerbau ruinierte er fast den Staatshaushalt, am Ende schirmte ein mehr als 5.000 Kilometer langes Bollwerk China nach Norden ab.

Genützt hat es wenig. Zuletzt überwanden 1644 die Mandschu die Mauer und nahmen Peking ein. Chongzhen, den letzten Kaiser der Ming, fanden die Eroberer in einem Park. Er hatte sich an einem Baum selbst erhängt. Chongzhen und seine Vorgänger hatten eine Weisheit des mongolischen Eroberers Dschingis Khan nicht beherzigt: "Die Stärke von Mauern beruht auf dem Mut derjenigen, die sie bewachen."

Prestigeprojekt für Trump

Fast 400 Jahre, nachdem das größte Grenzbollwerk der Geschichte seine militärische Nutzlosigkeit bewiesen hatte, will Donald Trump sein Prestigeprojekt an der Grenze der USA zu Mexiko kurz vor dem Ende seiner umstrittenen Amtszeit noch einmal besuchen: die von ihm immer wieder propagierte Mauer, die zumindest zum Teil errichtet worden ist. Grund genug für einen historischen Vergleich, auch wenn sich der US-Präsident nicht annähernd in einer vergleichbaren Situation befindet, die einst zum Bau der Chinesischen Mauer geführt hatte. Die Bekämpfung von Kriminalität, Drogen und illegaler Einwanderung aus Mexiko, das waren Trumps bevorzugte Themen während seiner Amtszeit.

Mauern als Grenzen wurden in der Geschichte aus verschiedenen Gründen errichtet: Sie sollten das Gebiet eines Staatswesens abgrenzen, Feinde einschüchtern und abwehren, anderen Völkern die eigene Überlegenheit demonstrieren. Und nicht zuletzt Einwanderung und Warenströme regulieren oder Abschottung ermöglichen.

Konflikt im Zweistromland

Letzteres war das Ziel Trumps. Die reichen USA sollen sich seiner Überzeugung nach zumindest teilweise gegen das ärmere Mexiko, Mittel- und Südamerika verbarrikadieren – ein historisches Szenario, das bereits um 2.000 v. Chr. zum Bau der wahrscheinlich ersten Grenzmauer der Geschichte geführt hatte. Aus Ziegeln ließ der sumerische König Šulgi aus der Stadt Ur eine Mauer im Zweistromland errichten: Mehr als 280 Kilometer lang, sollte sie die Amurriter, ein nomadisches Volk, fernhalten, das sein Vieh immer wieder auf die fruchtbaren Äcker der Sumerer trieb.

Nomaden gegen Städter, etwa drei Jahrzehnte lang erfüllte die "Amurriter-Mauer" mehr oder weniger ihren Zweck. Auch wenn sie die eingesetzten Soldaten an die Grenze ihrer Belastung brachte, wie ein damaliger General klagte. Der stand vor dem Problem, gleichzeitig die beschädigte Mauer zu reparieren und die Feinde bekämpfen zu müssen. Am Ende besiegten die Amurriter Ur mit ihren Verbündeten. Die unter immensem Aufwand erhaltene Mauer war nutzlos geworden.

Im Altertum kam es zu einer regelrechten Inflation des Mauerbaus: Die Assyrer etwa errichteten die Kappadokische Mauer in der heutigen Türkei, die Neubabylonier die Medische Mauer, lange zuvor war die Syrische Mauer entstanden, die von den Nomaden, die sie abwehren sollte, gerne als Abbruchquelle für Steine genutzt wurde. Eines eint allerdings die Zivilisationen, die diese Mauern erbaut haben: Sie sind allesamt Geschichte. Trotz immenser Kosten haben diese Grenzwerke sie nicht vor dem Untergang bewahrt.

Römische Machtdemonstration

Lange wehren konnten sich die Römer gegen dieses Schicksal, als wahre Meister der Grenzbefestigung schlugen ihre Soldaten kurz nach 100 n. Chr. Schneisen in die germanischen Wälder. Später entstanden Holzpalisaden und Wachtürme, Tore und Kastelle: Es war der Obergermanisch-Raetische Limes, der zu einer Zeit entstand, als das Imperium reich und mächtig war eine Mauer über mehr als 500 Kilometer zwischen Rhein und Donau, die die Grenze Roms in dieser Region zu den germanischen Stämmen befestigte.

Sie war aus römischer Sicht notwendig geworden, weil es keine natürlichen Hindernisse zur Grenzziehung in diesem Gebiet gab. Diesseits des Limes befand sich nach römischem Verständnis die Zivilisation, jenseits die Barbarei. Nach römischer Auffassung war ohnehin jedes andere Volk unterlegen, Roms Machtanspruch hatte einst der Senator Plinus der Jüngere formuliert, nämlich das "alleinige Vaterland aller Völker auf dem ganzen Erdkreis zu werden".

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So war der Limes auch weniger ein militärisches Bollwerk, was er aufgrund seiner Ausmaße auch nicht erfüllen konnte. Trotz der stationierten Truppen in einer Höhe von bis zu 25.000 Mann überwanden immer wieder gegnerische Krieger die Sperranlagen und gingen auf römischem Gebiet rauben. Vielmehr war der Limes eine Wirtschaftsgrenze: Soldaten, Palisaden und Mauern lenkten die Ströme von Menschen und Waren durch die Tore, es wurde kontrolliert, wer die Grenze des Imperiums überschritt. Nicht zuletzt sollte der Limes die Germanen von der Macht Roms beeindrucken.

Die aber waren zunehmend weniger beeindruckt, zumal angesichts der Krisen, die das Imperium mehr und mehr erschütterten. Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus gab Rom den Limes auf: Größere germanische Stammesverbände waren immer wieder durchgebrochen, Rhein und Donau wurden zur neuen Grenze. Auf beiden Seiten bekämpften sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin mehr und mehr Germanen. Die einen stritten für Rom, die anderen dagegen. Denn immer wieder heuerten die Römer Germanen an, sie brauchten sie als Soldaten. Heute ist die amerikanische Wirtschaft auf Arbeitskräfte aus und in Mexiko angewiesen, ohne die Teile der US-Wirtschaft vor großen Problemen stünden.

Menschengefängnis DDR

Nach dem Ende Roms kamen Grenzmauern weitgehend aus der Mode, von China und einigen anderen Beispielen abgesehen. Die DDR griff schließlich 1961 darauf zurück: Am 13. August begann der Bau der Berliner Mauer, eine Befestigung, die weniger dazu diente, Unwillkommene draußen, als die eigene Bevölkerung gefangen zu halten. Auch wenn die Propaganda vom "antifaschistischen Schutzwall" schwafelte. Hunderttausende Menschen hatten im Laufe der Jahre dem sozialistischen "Paradies" den Rücken gekehrt, dem wollte die SED einen Riegel vorschieben.

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Mit teilweisem Erfolg, auch wenn immer wieder Menschen die Flucht in den Westen gelang. Der diplomatische Schaden war allerdings immens, vor der ganzen Welt demonstrierte die DDR, dass sie ein menschenverachtendes Regime war. Vor allem angesichts der vielen Mauertoten. Nicht zuletzt wandte die DDR eine weitere Funktion von Grenzmauern an: die eines Gefängnisses, um einen nicht lebensfähigen Staat am Leben zu halten.

Als die Berliner Mauer am 9. November 1989 fiel, schien das Ende der steinernen Bollwerke gekommen. Ein Irrtum, Mauern hatten bald wieder Konjunktur. Israel schottet sich mit einer Sperrmauer im Westjordanland von den Palästinensern ab, zuletzt wollte Trump die Südgrenze der USA zu Mexiko fortifizieren. Besser gesagt weiter befestigen, denn es existierten ja bereits zuvor Grenzwerke.

Teuer und sinnlos

Dabei löste und löst keine dieser Grenzanlagen den jeweils zugrunde liegenden Konflikt. Und auch Trumps Mauer ist zu Recht umstritten. Sie wird nicht – außer der Beschäftigung, die ihr Bau beschert für mehr Arbeitsplätze in den USA sorgen. Zu sehr sind die USA und Mexiko wirtschaftlich miteinander verflochten. Noch weniger wird sie die Drogen aufhalten, die ohnehin eher über die offiziellen Grenzübergangsstellen in die USA kommen. Trumps teils errichtete Mauer ist keine Demonstration der Macht nach außen, sondern ein Bekenntnis der Schwäche der USA in ihrem Inneren, die sich in Zerfall alter Industrien, der Globalisierung und einer verunsicherten Wählerschaft äußert.

Grenzmauern eint hingegen eins in der Geschichte: Sie sind teuer, aufwendig zu unterhalten und versagen mitsamt ihren Wächtern in der Regel im entscheidenden Moment. Donald Trump sollte sich einen der letzten Sätze des letzten Ming-Kaisers vor Augen führen, den die siegreichen Mandschu auf einem Stück Papier an Chongzhens Leichnam entdeckten: "Hirnlos und an Tugend arm, habe ich mich vor den Himmeln versündigt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Astrid Nunn (Hrsg.): Mauern als Grenzen, Mainz 2009
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