Kachowka-Katastrophe Wer hat den Damm zerstört? Verräterisches Foto aufgetaucht
Mehr Indizien erhellen die Hintergründe der Sprengung des Kachowka-Staudammes. Nun kommt ein Foto mit einem weißen Auto und seltsamer Ladung hinzu.
Am 6. Juni um 2.35 Uhr Ortszeit und noch einmal um 2.54 Uhr ereigneten sich am Kachowka-Staudamm in der südlichen Ukraine zwei Explosionen. Seismische Institute in der Ukraine und Rumänien registrierten die Erschütterungen. Von US-amerikanischen Satelliten aufgenommene Bilder zeigten zudem starke Hitzeentwicklungen am Damm, den zu dieser Zeit russische Truppen kontrollierten.
Ein Foto, das der Nachrichtenagentur AP von ukrainischen Sicherheitskreisen zugespielt wurde, soll jetzt beweisen, dass Russland für die Sprengung verantwortlich gewesen ist. Darauf zu sehen ist ein weißes Auto mit verräterischem Inhalt.
Kurze Zeit nach den Explosionen kam es zu einem Riss in der 30 Meter hohen Staumauer. Schließlich brach der 3,2 Kilometer lange Wall in sich zusammen und 18 Milliarden Kubikmeter Wasser ergossen sich in die fruchtbaren Ebenen östlich von Cherson. Die Stadt, die nach der Rückeroberung im vergangenen Jahr wieder unter ukrainischer Kontrolle steht, gilt als strategisch wichtige Metropole und erschwert seitdem die Gegenoffensive der Ukrainer.
Aber nicht nur das, der Bruch des Damms und die anschließende Flutkatastrophe zogen einen enormen Schaden nach sich. Menschen starben, Ortschaften wurden verwüstet, landwirtschaftliche Nutzflächen nachhaltig zerstört.
Sowohl die Ukraine als auch Russland wiesen die Verantwortung für die Zerstörung des Dammes zurück. Doch es tauchen immer mehr Indizien auf, die auf Russland als Verursacher der gezielten Sprengung weisen. Ein nun veröffentlichtes Foto soll die von vielen Experten in den vergangenen Tagen vorgebrachte These stützen.
"Aber es lief nicht wie geplant"
Die Aufnahme zeigt ein weißes Auto, das mitten auf dem Damm geparkt ist. Das Dach des Fahrzeugs ist geöffnet und gibt den Blick ins Innere des Wagens frei. Darin zu sehen sind Fässer und etwas, das wie eine Landmine aussieht. Auch ein Kabel, wie es zur Zündung von Sprengstoffen verwendet wird, ist darauf auszumachen. Das Kabel verläuft von dem weißen Auto zu jener Seite des Dammes, an dem sich die russischen Stellungen befinden.
Die Fotografie hat eine ukrainische Drohne gemacht und der Nachrichtenagentur Associated Press zugespielt. Sie soll das sein, was man im Englischen eine "Smoking Gun" nennt. Also ein schlagender, unzweideutiger Beweis dafür, wer die Verantwortung für die Zerstörung des Staudamms trägt.
Aus ukrainischen Sicherheitskreisen erfuhr AP zudem, dass der mit Sprengstoff gefüllte Wagen ukrainische Truppen davon abhalten sollte, den Damm zu überqueren. Demnach sollte die Bombe in dem Auto dazu dienen, die im Maschinenraum des Staudamms erfolgte Sprengung durch eine weitere Sprengung zu verstärken. Für diese These sprechen die seismografischen Aufzeichnungen.
Die Ukraine will zudem das Telefongespräch eines russischen Soldaten abgehört haben, demzufolge russische Sabotagetruppen am Damm im Einsatz waren. "Sie wollten damit (mit der Sprengung) Panik schüren. Aber es lief nicht wie geplant", soll er laut ukrainischem Geheimdienst gesagt haben.
- theguardian.com: "Kakhovka collapse: image emerges of apparently explosive-laden car at dam" (englisch)
- nytimes.com: "Why the Evidence Suggests Russia Blew Up the Kakhovka Dam" (englisch)
- abc.net.au: "Drone footage appears to show explosive-rigged car atop Ukraine's Kakhovka Dam before collapse" (englisch)