Die Nacht im Überblick Russische Ingenieure bauen Wasserleitung in den Donbass
Moskau startet ein neues Projekt im Donbass. Kiew fordert mehr internationalen Sanktionsdruck – und nimmt die russische Nuklearindustrie in den Blick. Ein Überblick.
Neues russisches Projekt im Donbass: Offenbar haben Ingenieure mit dem Bau einer rund 200 Kilometer langen Wasserleitung von der russischen Region Rostov in den Donbass begonnen. Das berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Die Leitung soll demnach binnen weniger Monate fertiggestellt werden, damit rund 300.000 Kubikmeter Wasser pro Tag in den Osten der Ukraine transportiert werden können. Nach Scheinreferenden im vergangenen Jahr hatte Russland die Regionen Luhansk und Donezk in die Russische Föderation aufgenommen. Der Vorgang war international als völkerrechtswidrig verurteilt worden.
Vor dem Hintergrund des seit fast einem Jahr andauernden Kriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weitere westliche Sanktionen gegen Russland gefordert – etwa gegen dessen Atomenergie-Branche. "Es ist nicht einfach. Es gibt einen gewissen Widerstand", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Sonntag. Es habe auch eine Zeit gegeben, in der andere Strafmaßnahmen gegen Russland schwierig erschienen, fügte er hinzu. "Jetzt gelten sie – zum Beispiel in Bezug auf Öl und Ölprodukte aus Russland."
Insbesondere im Osten der Ukraine dauern die schweren und äußerst blutigen Kämpfe an. Die Nato teilte derweil mit, Ziel eines Hackerangriffs geworden zu sein. Trotz des weiter nicht absehbaren Kriegsendes kündigte das Bündnis zudem an, dass Generalsekretär Jens Stoltenberg seinen Posten im kommenden Herbst räumen wolle.
Kiew setzt rund 200 Russen auf nationale Sanktionsliste
Früher am Tag hatte Selenskyj per Dekret 199 Russen auf eine nationale Sanktionsliste setzen lassen, darunter Vertreter des russischen Atomkraftwerkbetreibers Rosenergoatom. Bestraft wurde außerdem ein Ukrainer, der im von Russland eroberten Kernkraftwerk Saporischschja auf die Seite der Besatzer übergelaufen sein soll.
Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und seitdem mehrere Gebiete völkerrechtswidrig annektiert. Als Reaktion auf den brutalen Angriffskrieg haben westliche Staaten bereits weitreichende Strafmaßnahmen gegen Moskau verhängt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte vor wenigen Tagen an, dass schon bald ein neues Sanktionspaket auf den Weg gebracht werden solle.
Schwere Kämpfe um Bachmut halten an
In der schwer umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine geraten die ukrainischen Streitkräfte derweil immer stärker unter Druck. Die russische Privatarmee Wagner behauptete, einen Vorort eingenommen zu haben und nun weiter aufs Zentrum vorzurücken. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Die ukrainische Seite hatte zuvor jedoch schon betont, dass Bachmut weiter unter ihrer Kontrolle sei. In der Stadt mit einst mehr als 70.000 Einwohnern harren jetzt nur noch wenige Tausend aus.
Nato bestätigt Angriff auf Websites: Pro-russische Hacker als Täter?
Die Nato wurde am Sonntag Ziel eines Hackerangriffs. Eine Sprecherin bestätigte am Abend der Deutschen Presse-Agentur, dass sich Cyberexperten des Verteidigungsbündnisses aktiv mit einem Vorkommnis befassten, das mehrere Websites beeinträchtige. Zuvor hatte es in sozialen Netzwerken wie Twitter geheißen, dass prorussische Aktivisten unter anderem die Internetseite des Nato-Hauptquartiers für Spezialoperationen (NSHQ) attackierten. Sie war zeitweise nicht zu erreichen.
Zuvor hatte das Bündnis außerdem mitgeteilt, dass Generalsekretär Stoltenberg seinen Posten im Herbst dieses Jahres wie geplant abgeben wolle. Damit stehen die Mitgliedsstaaten unter dem Druck, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. "Er hat keine Absicht, eine weitere Mandatsverlängerung anzustreben", sagte seine Sprecherin Oana Lungescu. Das Mandat Stoltenbergs sei schon dreimal verlängert worden und er sei bereits seit fast neun Jahren im Amt.
Ursprünglich war darüber spekuliert worden, ob die Amtszeit des 63-Jährigen vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine ein weiteres Mal verlängert werde.
- Nachrichtenagentur dpa