Menschen fliehen in Bunker Russland bombardiert Kiew – wohl ukrainische Rakete in Belarus
Am Morgen wird die Ukraine von den schwersten Raketenangriffen seit Mitte Dezember erschüttert. Die Regierung spricht von mehr als 120 russischen Raketen.
Russland hat die Ukraine nach Militärangaben aus Kiew erneut mit großen Raketenangriffen überzogen. Im ganzen Land wurde am Donnerstagmorgen Luftalarm ausgelöst. Auch in der Hauptstadt Kiew waren mehrere schwere Explosionen im Zentrum zu hören, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete.
Staatsmedien in Minsk meldeten unterdessen, dass eine vom Flugabwehrsystem S-300 abgeschossene Rakete auf belarussisches Staatsgebiet gefallen sei. Die Gründe würden derzeit untersucht. Demnach wurde auch Machthaber Alexander Lukaschenko unterrichtet. Die Staatsagentur Belta meldete, die Rakete sei womöglich im Zuge des Einsatzes der ukrainischen Flugabwehr auf das Gebiet von Belarus gelangt.
Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Gebiet getroffen wurde. In der Ukraine sind die Sorgen groß, dass Russland von Belarus aus einen neuen Angriff starten könnte. Ein solcher Fund könnte von Minsk und Moskau als Vorwand genutzt werden.
Mehr als 120 Raketen auf die Ukraine
Die Ukraine wurde am Donnestag nach Angaben der Regierung in Kiew landesweit mit mehr als 120 Raketen angegriffen. Sie seien von der "bösen russischen Welt" abgeschossen worden, um die wichtige Infrastruktur zu zerstören und massenhaft Zivilisten zu töten, schrieb der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, im Kurznachrichtendienst Twitter. Vielerorts gab es schwere Zerstörungen, wie auf Bildern in sozialen Netzwerken zu sehen war.
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14-Jährige durch Raketen verletzt
In Kiew sind 40 Prozent der Verbraucher nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko ohne Strom. Die Energieversorger hätten wegen des Luftalarms Sicherheitsvorkehrungen getroffen, sie arbeiteten nun daran, die Stromversorgung wiederherzustellen, teilte Klitschko am Donnerstag mit. Die Wärme- und Wasserversorgung funktioniere normal.
Nach Behördenangaben wurden am Morgen 16 Raketen abgeschossen. Drei Menschen wurden demnach verletzt, darunter ein 14-jähriges Mädchen.
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Auch aus mehreren Teilen der Ukraine im Süden und im Westen gab es Berichte von Behörden über Angriffe. Gemeldet wurden Explosionen etwa auch aus den Gebieten Poltawa, Odessa, Charkiw, Mykolajiw und Lwiw. Russische Militärblogger veröffentlichten zahlreiche nicht überprüfbare Videos von Rauchwolken nach mutmaßlichen Treffern.
Schwerste Angriffe seit Mitte Dezember
Das russische Verteidigungsministerium rühmte sich in den sozialen Netzwerken mit der Masse eigener Lenkwaffen. "Die Kalibr gehen niemals aus", teilte die Behörde am Donnerstag in ihrem Telegram-Kanal mit. Illustriert ist der Spruch mit einer abgefeuerten Rakete. Die "Kalibr" sind Mittelstreckenraketen, die Russland von Schiffen aus dem Schwarzen und Kaspischen Meer auf Ziele in der Ukraine abfeuert.
Es handelte sich um die schwersten Raketenangriffe seit dem 16. Dezember, als Russland das Land massiv von Bombern aus der Luft und von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer beschossen hatte. Es war die zehnte Welle dieser Art seit Oktober. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Tagen von drohenden neuen Attacken gewarnt.
Der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Olexij Arestowytsch, forderte die Menschen auf, dringend Schutz suchen. Und er warnte davor, Bilder von den Explosionen und Einschlägen in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, weil das Rückschlüsse auf die Arbeit der ukrainischen Luftabwehr zulasse und deren Position verraten könne. "Wenn Sie das tun, dann korrigieren sie das Feuer des Gegners."
Drohnenangriffe in der Nacht
Die russischen Militärs haben in den vergangenen Wochen wiederholt das Energieversorgungsnetz der Ukraine mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Trotz hoher Abschusszahlen der ukrainischen Luftabwehr richteten die Angriffe große Schäden an, massive Ausfälle in der Strom- und Wasserversorgung waren die Folge. Russland will damit die ukrainische Bevölkerung im Winter unter Druck setzen.
Die neue Welle war noch vor Jahresende erwartet worden. In der Nacht hatte es bereits Drohnenangriffe gegeben. Das ukrainische Militär teilte am Morgen mit, nach den nächtlichen Drohnenangriffen greife der Feind nun aus verschiedenen Richtungen mit von Bombern aus der Luft und von Kriegsschiffen abgeschossenen Raketen an. Es gebe eine "hohe Aktivität" der Besatzer, hieß es. Die Behörden forderten die Menschen auf, dringend Schutz zu suchen in Bunkern.
- Nachrichtenagentur dpa