Beobachtung aus dem All Massenbewegungen von Tieren sollen Erdbeben vorhersagen
Von der Raumstation ISS aus wollen Wissenschaftler das Tierleben auf dem Planeten völlig neu verstehen. Das soll auch dazu dienen, Menschenleben zu retten.
Zwei russische Kosmonauten haben bei einem Weltraumspaziergang eine Antenne an der Internationalen Raumstation ISS installieren. Tierschützer applaudieren. Sie erhoffen sich von dem deutsch-russischen Projekt "Icarus" neue Erkenntnisse über das Verhalten von Lebewesen auf der Erde.
Zugvögel auf dem Radar
Ziel des wissenschaftlichen Mammut-Vorhabens ist es, Bewegungen von Tieren auf der Erde besser zu erfassen. Forscher wollen die Tiere mit daumennagelgroßen und nur fünf Gramm schweren Mini-Sendern ausstatten und mit Hilfe der ISS beobachten. Davon erhoffen sie sich Aufschluss etwa über Wanderungen von Zugvögeln, was zum Artenschutz beitragen soll. Zudem soll Icarus in der Zukunft als Frühwarnsystem etwa für Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche dienen.
Das Projekt könnte die These stützen, dass Tiere etwa vor dem Ausbruch von Naturkatastrophen unruhig werden oder ihr Verhalten ändern. Auch Schädlingsplagen könnten wirksamer bekämpft werden. Störche rasten auf ihrem Zug nach Süden etwa in der Nähe von großen Heuschreckenschwärmen – mit Hilfe von Icarus sollen diese lokalisiert werden, erklärte der wissenschaftliche Leiter des Icarus-Projektes, Professor Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell.
Turteltauben mit Sendern ausgerüstet
"Wir erhoffen uns Klarheit darüber, welchen Zugweg die heimischen Vögel wählen, damit wir unsere Schutzbemühungen an den Rastplätzen gezielt ausrichten und wissenschaftlich abgesicherte Vogelschutzforderungen an die EU-Kommission stellen können", sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Naturschützer haben gemeinsam mit einem maltesischen Partnerverband Turteltauben mit Sendern ausgerüstet, die mit der Antenne auf der ISS interagieren sollen.
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Der Nabu erhofft sich ferner, etwa Auswirkungen des Klimawandels auf Zugtiere beobachten zu können und Erkenntnisse etwa zur Übertragung von Krankheiten zu gewinnen. Neben Vögeln sollen auch Fledermäuse, Meeressäuger, Fische und Schmetterlinge beobachtet werden. Das eigentliche Projekt soll Anfang 2019 starten. Die Vorbereitungen dafür dauerten fast zwei Jahrzehnte. Beteiligt sind neben Roskosmos vor allem die Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Universität Konstanz. Die deutschen Partner finanzieren die Entwicklung der Technik, die Russen kümmern sich um den Transport und die Installation im All.
Es ist der erste Außeneinsatz für den Bordingenieur Prokopjew. Der Kosmonaut war gemeinsam mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst im Juni am Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde angekommen. Gerst überwachte den Außeneinsatz seiner russischen Kollegen vom Inneren der Raumstation.
- dpa