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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Archäologie Deutsches Stonehenge gibt Rätsel auf
Schon auf den ersten Blick ist klar, dass dieser Ort wie geschaffen ist für seine Mystifizierung. Eben noch den dichten Wald vor Augen, ragen sie auf einer großen Lichtung steil vor dem Besucher auf: fünf zerklüftete Sandsteinfelsen, bis zu 40 Meter hoch. Die Externsteine bei Horn-Bad Meinberg im Teutoburger Wald gelten als deutsches Stonehenge.
Doch im Gegensatz zur der britischen Stein-Kultstätte aus grauer Vorzeit, die von Menschen angelegt wurde, handelt es sich bei den Externsteinen um eine natürliche Formation. Sie entstand vor 70 Millionen Jahren, als sich an dieser Stelle im Zuge der Entstehung des Mittelgebirges Teutoburger Wald der Sandstein senkrecht nach oben presste.
Steinzeit-Menschen suchten Stätte bereits auf
Wohl gerade weil die Felsen in der eher lieblichen Umgebung wie ein Fremdkörper wirken, waren sie offenbar schon sehr früh bekannt. Von Archäologen gefundene Feuersteine, Steinschlagplätze, Klingen und Stielspitzen belegen, dass schon die Menschen in der Steinzeit um etwa 10.000 vor Christus die Externsteine aufgesucht haben - wahrscheinlich als Lager oder Schutzzone während der Jagd.
Heiligtum wurden die Externsteine aber wohl erst ab dem frühen Mittelalter. Davon zeugen auch heute noch viele Spuren an den Felsen - vor allem das monumentale, in den Stein gehauene Kreuzabnahme-Relief. Es stammt aus dem zwölften Jahrhundert und gilt als das älteste christliche Großrelief nördlich der Alpen. Es zeigt den Moment, in dem Christus vom Kreuz genommen wird.
Offenes Felsengrab
In der Nähe findet sich eine verwitterte Petrusskulptur am Eingang zu einer Kuppelgrotte. In den daneben liegenden Höhlengängen haben im 14. Jahrhundert Einsiedlermönche gelebt. Ein leichter Schauer überfällt den Besucher, wenn er weiter abwärts in der Nähe des kleinen gestauten Sees in das offene Felsengrab in einer Rundbogennische schaut und dort den Abdruck eines Menschen findet. Forscher gehen davon aus, dass es sich um ein Nachbildung des Grabes Christi in der Grabeskirche in Jerusalem handelt.
Eine Spur aus jüngerer Zeit ist dagegen schnell wieder verschwunden: Im 17. Jahrhundert ließ der lippische Landesherr Graf Hermann Adolf zu Lippe-Detmold, seinerzeit Eigentümer der Umgebung, unterhalb der Steine ein Jagdschloss bauen. Es wurde aber schon bald nicht mehr genutzt, verfiel und wurde schließlich um 1810 wieder abgerissen. Nichts weist heute mehr auf seine Existenz hin.
Rätsel um die Hintergründe
Dass die Wissenschaft seit nunmehr rund 500 Jahren über die Hintergründe der menschlichen Zeugnisse an den Externsteinen rätselt, hat mit dazu beigetragen, die Felsen zur geheimnisumwitterten Attraktion zu machen. Und noch immer debattieren Archäologen, Astronomen und Historiker darüber, ob Germanen hier schon eine vorchristliche Kultstätte pflegten oder doch erst die Christen des Mittelalters ihre Spuren hinterließen.
Dabei wurden zuletzt viele Geheimnisse gelüftet. So kamen etwa Forscher der Heidelberger Akademie der Wissenschaften mit einer speziellen Analysemethode zu der Überzeugung, dass in den Grotten gefundene Feuerspuren erst aus mittelalterlicher Zeit stammen. "Dieses Forschungsprojekt zeigte, dass sich die Externsteine ihre Geheimnisse nicht leicht entreißen lassen", schreibt dazu die Schutzgemeinschaft Externsteine.
Zwei Highlights im Jahr
Heute steht die Felsengruppe vor allem an zwei Tagen im Jahr im Mittelpunkt: Zur Walpurgisnacht und zur Sommersonnenwende kommen Esoteriker in Scharen und nehmen die Steine für sich in Beschlag. Sie sehen in den Externsteinen einen "Kraftort" mit außergewöhnlichen spirituellen Eigenschaften. Doch wegen des zuletzt stetig gestiegenen Andrangs zogen die Behörden vor zwei Jahren die Notbremse: Zelten, Alkohol und Lagerfeuer sind nun verboten.
Insgesamt besuchen eine halbe Million Menschen jedes Jahr die steinerne Natursehenswürdigkeit.