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Labor-Kreatur: Grauwolf mit ein paar Schattenwolf-Genen


Test-Tier einer Genetik-Firma
Labor-Kreatur: Grauwolf mit ein paar Schattenwolf-Genen

Von dpa
Aktualisiert am 08.04.2025Lesedauer: 3 Min.
Grauwolf mit Schattenwolf-GenenVergrößern des Bildes
Das undatierte Foto zeigt einen jungen Wolf, der genetisch so verändert wurde, dass er Ähnlichkeiten mit dem ausgestorbenen Schattenwolf aufweist. (Quelle: Uncredited/Colossal Biosciences/AP/dpa/dpa-bilder)
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Ein US-Unternehmen will ausgestorbene Tiere nachbauen. Kürzlich stellte es Mäuse mit mammutähnlichem Fell vor. Nun werden vermeintlich auferstandene Schattenwölfe präsentiert.

Drei Jungwölfe mit hellem Fell werden von einer US-Firma als wiederbelebte Schattenwölfe beworben. Tatsächlich sind es gentechnisch veränderte Grauwölfe, die einige Gene jener vor etwa 12.000 Jahren ausgestorbenen Art - englisch dire wolf, Schrecklicher Wolf genannt - tragen. Das auf derartige Projekte spezialisierte US-Unternehmen Colossal Biosciences mit Sitz in Dallas hat die Hybriden nun der Öffentlichkeit vorgestellt: die bereits Anfang Oktober geborenen Rüden Romus und Remulus sowie das Ende Januar zur Welt gekommene Weibchen Khaleesi.

Das Unternehmen spricht von den ersten Schattenwölfen seit der Zeit des Pleistozäns, das vor etwa 10.000 Jahren endete. Ihren ausgestorbenen "Vorfahren" der Art Aenocyon dirus, die einst in Nordamerika lebte, ähneln die drei Jungtiere nach Angaben des Unternehmens mit dem dichten hellen Fell, einer größeren Statur und angeblich auch mit einem speziellen Heulen.

Für Aufsehen gesorgt hatte Colossal Biosciences schon Anfang März einmal - mit der "Wollhaarmaus", gentechnisch veränderten Mäusen, deren Fellstruktur der von Wollhaarmammuts ähneln soll. Für die nun präsentierten Wölfe hatte das Unternehmen Genomreste von zwei Schattenwölfen sequenziert, die vor 13.000 Jahren und vor 72.0000 Jahren im Gebiet der heutigen USA lebten. Durch Vergleiche mit heutigen Wölfen ermittelte das Team nach eigenen Angaben, welche genetischen Eigenschaften typisch für die ausgestorbene Art waren.

Schließlich veränderten sie das Erbgut von Grauwölfen (Canis lupus) an 20 Stellen in 14 Genen entsprechend. Insgesamt enthält das Erbgut von Grauwölfen etwa 19.000 Gene. Die entstandenen Mischlinge, Hybriden genannt, sind also weitaus enger mit dem Grauwolf als dem Schattenwolf verwandt.

Die veränderten Zellkerne wurden in entkernte Eizellen gepackt, zunächst entwickelten sich nach Angaben des Unternehmens 45 Embryonen. Diese wurden Hundemüttern eingepflanzt. Die am Ende noch resultierenden drei Jungwölfe leben den Angaben zufolge in einem Gehege, dessen Standort nicht mitgeteilt wurde.

Experten reagieren skeptisch

Unabhängige Fachleute kommentieren die Präsentation der Tiere kritisch. Es handle sich nur um Hybrid-Grauwölfe mit einigen womöglich schattenwolfähnlichen Eigenschaften, erklärte Nic Rawlence von der neuseeländischen Universität Otago. Dass die speziellen Eigenheiten tatsächlich von Schattenwölfen stammten, sei lediglich eine Vermutung, betonte der Zoologe.

"Um etwas wirklich wieder aufleben zu lassen, müsste man es klonen, sagte Rawlence. "Das Problem ist, dass wir ausgestorbene Tiere nicht klonen können, weil die DNA nicht gut genug erhalten ist." Selbst wenn man das Genom sequenziere, lasse sich die DNA nicht in ausreichend großen Stücken extrahieren, wie das bei einem lebenden Tier möglich sei.

Viel sinnvoller als der Ansatz des Unternehmens sei es, Technologien und Wege dafür zu entwickeln, die das Aussterben von Arten verhindern. Also das zu erhalten, was wir noch haben.

Philip Seddon, ebenfalls von der Universität Otago, spricht zwar von erstaunlichen technologischen Fortschritten, aber: "Die süßen Welpen Romulus, Remus und Khaleesi sind keine Schattenwölfe - sie sind genetisch veränderte Grauwölfe." Beide Arten seien nicht einmal nahe verwandt, der letzte gemeinsame Ahne habe wahrscheinlich vor rund sechs Millionen Jahren gelebt.

Unternehmen will mammutähnliche Elefanten herstellen

Colossal Biosciences wurde mitgegründet vom Harvard-Forscher George Church, der international berühmt wurde durch seine Ankündigung, einen kälteresistenten Elefanten erschaffen zu wollen, der wie ein Mammut aussieht und sich möglichst auch ähnlich verhält. Ein Schritt hin zu diesem Ziel sollten die vor einem Monat vorgestellten Wollhaarmäuse mit ihrem goldgelben Zottelfell sein. Bei den Mäusen waren Gene so verändert worden, dass ihre Haartextur und Farbe etwas der von Mammuts ähneln.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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