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Europa: Mehr als 47.000 Hitzetote im vergangenen Jahr


Anpassung rettet Leben
Hitze in Europa: Mehr als 47.000 Tote im vergangenen Jahr

Von dpa
12.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen (Archivbild): Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt auch in den nächsten Tagen vor einer hohen Wärmebelastung. (Quelle: Thomas Warnack/dpa/dpa-bilder)
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Einer Studie zufolge soll es 2023 weit mehr als 47.000 Hitzetote in Europa gegeben haben.

Nach Experteneinschätzungen sind im vergangenen Jahr mehr als 47.000 Menschen an den Folgen hoher Temperaturen gestorben. 2023 war weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die entsprechende Studie unter Leitung des "Barcelona Institute for Global Health" wurde im Fachblatt "Nature Medicine" veröffentlicht. Darin berichtet die internationale Forschungsgruppe aber auch, dass offenbar eine Anpassung an die Hitze stattgefunden hat.

Das Team verwendete die Sterbedaten des Europäischen Statistikamtes (Eurostat) von rund 96 Millionen Todesfällen, um die hitzebedingte Sterblichkeitslast im Jahr 2023 für 823 Regionen in 35 europäischen Ländern zu schätzen. Danach ergaben sich im vergangenen Jahr 47.690 hitzebedingte Todesfälle in Europa. Das sei die zweithöchste Sterblichkeitsrate seit Beginn solcher Berechnungen im Jahr 2015. Die höchste Rate bislang wurde 2022 verzeichnet.

Unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl stellte die Forschungsgruppe fest, dass die Länder mit den meisten Hitzetoten in Südeuropa liegen: Vorne liegen demnach Griechenland (393 Todesfälle pro eine Million Einwohner), Bulgarien (229), Italien (209) und Spanien (175). In Deutschland lag diese Rate im vergangenen Jahr bei 76 Todesfällen pro eine Million Einwohner.

Frauen und ältere Menschen besonders gefährdet

In absoluten Zahlen schätzen die Forscher die Zahl der Hitzetoten für 2023 auf knapp 12.750 in Italien, gefolgt von 8.352 in Spanien und 6.376 in Deutschland. Wie in fast allen untersuchten Ländern starben auch hierzulande deutlich mehr Frauen als Männer an den Folgen der anhaltenden Hitze. Zudem waren insgesamt vor allem ältere Menschen anfällig dafür.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte für 2023 in Deutschland 3.200 Hitzetote ermittelt. Die Zahlen des RKI und des Barcelona-Teams unterschieden sich schon für 2022. Dazu erklärte ein RKI-Experte, dass der Unterschied unter anderem mit unterschiedlichen Definitionen von "Hitze" zu tun habe.

Das Team um Elisa Gallo aus Barcelona modellierte für die jüngste Untersuchung auch die Auswirkungen der hitzebedingten Sterblichkeit ohne Maßnahmen der Klimaanpassung. Dazu gehören unter anderem Verbesserungen in den Bereichen Gesundheitsversorgung, sozialer Schutz und Lebensstil, Fortschritte bei der Gesundheit am Arbeitsplatz und bei den baulichen Gegebenheiten, ein stärkeres Risikobewusstsein und wirksamere Kommunikations- und Frühwarnstrategien.

Klimaanpassung mindert Sterblichkeit

Das Forschungsteam schätzt, dass die hitzebedingte Sterblichkeit 2023 in der Allgemeinbevölkerung ohne diese Maßnahmen wahrscheinlich um 80 Prozent und in der Bevölkerungsgruppe ab 80 Jahren um über 100 Prozent höher liegen könnte. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass es in diesem Jahrhundert gesellschaftliche Anpassungsprozesse an die hohen Temperaturen gegeben hat, die die hitzebedingte Anfälligkeit und die Sterblichkeitslast der letzten Sommer drastisch reduziert haben, insbesondere bei älteren Menschen", erläuterte Gallo.

Dazu passe, dass sich die minimale Sterblichkeitstemperatur – die optimale Temperatur mit dem geringsten Sterberisiko – seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt des Kontinents allmählich erhöht habe, so Gallo. Und zwar von 15 Grad Celsius im Zeitraum 2000 bis 2004 auf 17,7 Grad Celsius in den Jahren 2015 bis 2019: "Dies deutet darauf hin, dass wir weniger hitzeanfällig sind als zu Beginn des Jahrhunderts, was wahrscheinlich auf den allgemeinen sozioökonomischen Fortschritt, die Verbesserung des individuellen Verhaltens und Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens wie die nach dem Rekordsommer 2003 durchgeführten Pläne zur Hitzeprävention zurückzuführen ist."

Erst kürzlich hatte die gleiche Forschungsgruppe zudem mit "Forecaster.health" ein Online-Frühwarnsystem vorgestellt, das für 580 Regionen in 31 europäischen Ländern Prognosen zum Sterberisiko im Zusammenhang mit Kälte und Hitze nach Geschlecht und Alter liefert. Das kostenlose Tool liefert Prognosen bis zu 15 Tagen im Voraus und basiert nicht nur auf meteorologischen Daten, sondern bezieht auch epidemiologische Modelle ein.

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