Klartext zum 70. Alt-Bundeskanzler Schröder bereut Wahlniederlage nicht
Mit der Agenda 2010 hatte Gerhard Schröder 2003 Verwerfungen in der SPD ausgelöst. Während einige Parteigenossen noch immer mit den Reformen hadern und ihm eine Reihe von Wahlniederlagen ankreiden, gilt die Agenda heute vielen als Grundstein für die gegenwärtig guten Arbeitsmarktzahlen. Auch Schröder selbst sieht an seinem 70. Geburtstag keinen Grund, an seiner Politik zu zweifeln. Ganz im Gegenteil: Zum Wohl der Menschen müsse man auch eine Wahlniederlage in Kauf nehmen.
Der Altbundeskanzler ließ es sich an seinem Ehrentag nicht nehmen, seine Entscheidung von damals rückblickend selbst zu würdigen. "Es geht in bestimmten Situationen darum, (...), dass man das Risiko eingeht, auch mal eine Wahl zu verlieren, wenn es im Interesse der Menschen des Landes als notwendig erachtet wird", sagte Schröder und erntete prompt den Applaus der 180 Gäste, unter denen auch seine Frau Doris Schröder-Köpf war.
Die Spitzen von SPD und Union hatten zuvor die Leistungen des Altkanzlers gewürdigt. "Wir haben Grund genug, stolz auf das zu sein, was die SPD gemeinsam mit Gerd Schröder in diesen Jahren geschafft hat", lobte SPD-Parteichef Sigmar Gabriel in Berlin. Vieles von dem, wovon Deutschland heute profitiere, sei mit der Politik Schröders begonnen worden. Als Beispiele nannte Gabriel den ausgeglichenen Haushalt, die wirtschaftliche Stärke trotz Eurokrise und die kulturelle Öffnung Deutschlands.
Schröder genießt die Anerkennung
Kanzlerin Angela Merkel ließ durch ihren Sprecher Steffen Seibert ihre Glückwünsche ausrichten. Er betonte die großen Verdienste, die sich Schröder durch die Sozialreformen der Agenda 2010 erworben habe. Die häufig geäußerte Kritik an der Agenda war dagegen kein Thema.
Der Jubilar selbst genoss die Anerkennung auf einem Empfang in seiner Heimatstadt Hannover: "Danke herzlich für die treffenden Worte des Lobes, die über mich ausgeschüttet worden sind", sagte Schröder mit ironischem Unterton im Rathaus der Stadt. Selbstverständlich sei dies für ihn schließlich nicht.
Putin fehlt bei Schröders Party
Anders als bei Schröders 60. Geburtstag war ein Mann nicht anwesend: Der russische Präsident Wladimir Putin, dem der Altkanzler immer noch eng verbunden ist. Schröders milde Äußerungen zu Putins Vorgehen auf der Krim hatten bei Bundestagsabgeordneten Kopfschütteln ausgelöst. Am Ehrentag des Altkanzlers war davon nichts zu spüren.
Einen Tag nach der Bundes-SPD hatte auch die Stadt Hannover Schröder gewürdigt. "Ich wusste gar nicht, wie schön es ist, 70 zu werden, kann man das nicht wiederholen", sagte Schröder bei dem Festakt im Rathaus.
Schröder wurde am 7. April 1944 im nordrhein-westfälischen Mossenberg geboren - er war von 1998 bis 2005 Kanzler der Bundesrepublik.