Menschen Mandelas Familie zerfällt im Streit ums Erbe
News folgenEr ist alt und sehr krank. Und Nelson Mandelas Kinder und Enkel streiten bereits um das Erbe. Jetzt ist der frühere südafrikanische Präsident vor Gericht gezogen. Einem Zeitungsartikel zufolge will er seinen Töchtern verbieten, sich in seine Geschäftsangelegenheiten zu mischen.
Johannesburg - Eigentlich ist es nur ein unwürdiger Familienstreit. Doch weil es um Nelson Mandela geht, wird er in aller Öffentlichkeit ausgetragen - und viele Südafrikaner schauen beschämt zu. Materieller Besitz hat dem Mann, den das Apartheid-Regime 27 Jahre lang eingekerkert hatte, nie viel bedeutet. Als Präsident steckte er im Gegensatz zu vielen Potentaten nichts in die eigene Tasche. Und jetzt zerlegt sich sein Clan noch zu Lebzeiten des 94-Jährigen im Streit um das Erbe.
Es streiten vor allem die beiden Mandela-Töchter Makaziwe und Zenani mit den drei von Mandela selbst eingesetzten Vermögensverwaltern. Jüngster Höhepunkt laut der südafrikanische Zeitung "The Star": Mandelas Anwalt Bally Chuene habe beim Hohen Gericht in Johannesburg einen Antrag eingereicht, mit dem sein Mandant die Einmischung seiner Töchter in seine Geschäftsangelegenheiten unterbinden möchte. Dem Bericht zufolge betraute Mandela schon vor Jahren Anwalt Chuene, Wohnungsbauminister Tokyo Sexwale und den Anwalt George Bizos mit der Regelung seiner Vermögensangelegenheiten. Die beiden Töchter hätten dem bei einem Treffen im April 2005 zugestimmt. Laut dem britischen "Guardian" ist Mandela aufgebracht vor Wut über das Verhalten der beiden Töchter.
Die drei Vermögensverwalter sind langjährige Weggefährten Mandelas. So verteidigte Bizos einst den jungen Freiheitskämpfer Mandela und bewahrte ihn 1964 vor der Todesstrafe.
Makaziwe und Zenani werfen den Männern vor, sich die Kontrolle über Mandelas Vermögensfonds Harmonieux Investment Holdings und Magnifique Investment Holdings angeeignet zu haben, deren Wert auf umgerechnet 1,3 Millionen Euro geschätzt wird. Die Töchter wollen die Vermögensverwalter entmachten und haben Klage eingereicht. Dagegen beschuldigt Chuene die beiden Mandela-Töchter, es auf das beträchtliche Vermögen ihres Vaters abgesehen zu haben und seine Kunstschätze verkaufen zu wollen.
Mandela-Wein und Mandela-Klamotten
Zenani vermarktet schon jetzt nach Mandela benannte Kleidungsstücke, ihre ältere Halbschwester Makaziwe vertreibt Mandela-Wein - ein einträgliches Geschäft, das in Südafrika zunehmend umstritten ist. Es gab Vorwürfe gegen die Familie, die weltweite Berühmtheit ihres Namens auszunutzen. Das wies Tochter Makaziwe empört zurück. "Warum ist die Welt so besessen von der Mandela-Familie?", fragt sie im "Guardian". "Wir sind Menschen wie alle anderen auch. Wir kommen nicht vom Mars. Wir wollen erfolgreich sein, wie jeder andere auch. Ich sehe darin nichts Falsches."
Mandela war in seinem Leben drei Mal verheiratet, hat sechs Kinder, von denen drei noch leben, und 17 Enkel. Viele seiner Nachkommen haben den Weg in die Wirtschaft eingeschlagen, einige haben sich in der Politik versucht. Zwei Enkelinnen des Friedensnobelpreisträgers traten ab Februar im US-Fernsehen in einer 13-teiligen Reality-Soap mit dem Titel "Being Mandela" auf. Mandela selbst leidet an Demenz und durchlitt jüngst eine schwere Lungenentzündung.
ler / mit Material von AFP
