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Nazi-Eklat auf Sylt: Rufe nach Statement der Beteiligten werden lauter


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Aufklärung zu den Sylt-Beteiligten
"Möchte nicht mit Leuten am Tisch sitzen, die solche Werte vertreten"

InterviewVon Simone Rafael

Aktualisiert am 27.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Der Betreiber des "Pony"-Clubs hat neue Aufnahmen veröffentlicht. (Quelle: t-online)

Sobald das rassistische Video aus dem Sylter "Pony"-Club online kursierte, gab es Aufrufe, die beteiligten Personen zu identifizieren. Warum?

Die junge High Society feiert auf Sylt mit einem umgedichteten Popsong. Männer und Frauen skandieren fröhlich lachend eine Neonazi-Parole aus den 1990er-Jahren, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt: "Deutschland den Deutschen – Ausländer raus." Das hat viele empört, die von Rassismus betroffen sind, aber auch all jene, die sich wünschen, dass Menschen in Deutschland nicht so ungeniert – und auch nicht unwidersprochen – rassistisch in der Öffentlichkeit agieren.

Einer, der dabei geholfen hat, die im Video zu sehenden Personen zu identifizieren, ist Blal Aryan, Model und Mode-Influencer aus Hamburg. Auf seinem Instagram-Kanal (42.000 Follower) rief er dazu auf, die Namen der Beteiligten herauszufinden, und bat sie anschließend um ein Statement, warum sie dabei waren.

t-online: Warum hatten Sie Interesse daran, diese Personen zu identifizieren?

Blal Aryan: Ich möchte nicht mit Leuten an einem Tisch sitzen, die solche Werte vertreten. Ich wollte verstehen, was das für Personen sind, die ihre gesunde Scham ablegen und während sie gefilmt werden rechtsradikale Phrasen in die Kamera singen.

Namen und Informationen zu den Personen im Video kursierten bereits im Internet, also habe ich meine Plattform ebenfalls genutzt, um auf der Suche nach den Namen zu helfen. Es gab ja auch einen Aufruf der Polizei, Hinweise zu sammeln. Mir war es aber wichtig, nicht auf die Personen zu hetzen. Ich kannte dieses Lied nicht und war sehr empört. Deshalb war meine erste Reaktion, diese Personen nach ihrer Intention zu fragen, warum sie diese Parolen mitgesungen haben und ob sie sich äußern möchten.

Dass so etwas auf Sylt passiert, war für mich und für viele andere eine Überraschung, da wir nicht erahnen konnten, dass Rassismus auch hier stattfinden kann.

Haben Sie vielleicht eigene Erfahrungen, auch mit dem Club oder ähnlichen Clubs? Also mit der Ignoranz gegenüber solchen rassistischen Ausfällen?

Ich bin froh, dass viele Clubs mittlerweile dafür sorgen, dass sowas nicht mehr passieren kann. Ich war noch nicht im "Pony" und kann hierzu nichts sagen. Es zeigt aber: Es muss noch aufmerksamer mit dem Thema umgegangen werden.

Sie haben mehrfach betont, dass Sie sich keine Hetzjagd auf die Beteiligten wünschen. Passiert das nicht trotzdem, wenn Namen gesammelt werden?

Das "Pony"-Lokal ist sehr bekannt und kein privater Raum. Wenn man inmitten so vieler Menschen einen solchen Songtext laut singt, muss man damit rechnen, dass Aufnahmen im Internet landen. Allein die Veröffentlichung des Videos sorgte schon für sehr viel Trubel und Spekulationen um die Namen. Als die Polizei dann online nach Mithilfe bat, wollte ich meine Plattform unbedingt nutzen.

Blal Aryan
Blal Aryan (Quelle: privat)

Zur Person

Blal Aryan aus Hamburg ist Model und Mode-Influencer. Im Internet ist er als Creator auf Instagram, TikTok und bei Zalando aktiv und postet zu Mode und Lifestyle-Themen.

Die Frage ist nicht, warum es für mich Sinn ergibt, meine Reichweite zu nutzen, um diese Namen zu sammeln und zu veröffentlichen: Die Frage ist, was kann jeder von uns tun, um so einer Situation entgegenzuwirken und so etwas in Zukunft zu verhindern? Das Internet hat eine riesige Macht und ich denke, wenn Menschen im Hinterkopf haben, "Wenn ich dieses und jenes tue, hat das Konsequenzen, und es könnte sein, dass ich Menschen so sehr verletzte, dass mein Name publik wird und ich für meine Taten einstehen muss", dann haben wir schon einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Sie haben nach Entschuldigungen oder Statements gefragt. Was erhoffen Sie sich davon?

Ist eine Stellungnahme nach so einem Fehltritt nicht selbstverständlich? Menschen dürfen lernen, für ihre Taten Verantwortung zu übernehmen. Das habe ich mir davon auf jeden Fall erhofft. Mich haben viele Nachrichten von Personen erreicht, die sich nach der Veröffentlichung des Videos Entschuldigungen, Klarheit und Austausch gewünscht haben. Was da passiert ist, war schrecklich, und es ist sehr wichtig, eine Wiederholung zu verhindern. Denn solche Äußerungen verletzten viele Menschen. Es ist schließlich ein gesellschaftliches Thema, es betrifft uns alle.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Blal Aryan, 26.05.2024
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