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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Seniorenheim "Domicil" Friedrichsfelde Mehr Skandal-Vorfälle im Pflegeheim – eine neue Leitung soll helfen
Das Seniorenheim "Domicil" in Berlin-Friedrichsfelde hat im April Schlagzeilen gemacht, weil ein Pfleger aus Überforderung die Feuerwehr gerufen hat. Jetzt hat die Heimaufsicht erklärt, was sie davon hält.
Ein Seniorenheim mit pflegebedürftigen, teils kranken Patienten, aber ohne ausgebildete Fachkraft in der Nacht – so kam das Heim der "Domicil"-Gruppe in Berlin-Friedrichsfelde im April 2024 in die Presse. Denn ein Pflegesassistent rief aus lauter Verzweiflung die Feuerwehr, um die Bewohner fachgerecht versorgen zu können.
Dies sei die Folge eines EDV-Fehlers gewesen, berichtet am Montag die Leiterin der Berliner Heimaufsicht, Bettina Jonas, im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. Im digitalen Dienstplan sei versehentlich keine Pflegekraft eingeplant worden. Dies sei aber ein unglücklicher Einzelfall gewesen, so Jonas. Ein Vertreter der "Domicil"-Gruppe sagte nichts dazu – die Trägergesellschaft der Heime hatte kurzfristig ihre Beteiligung an der Abgeordnetenhaussitzung abgesagt.
Nur ein Fehler des digitalen Dienstplanes also? Bereits zuvor gab es – seit 2021 – zehn "anlassbezogene Beschwerden" bei der Berliner Heimaufsicht gegen das Heim, berichtet die "Bild". Bei einer Kontrolle hatte die Heimaufsicht festgestellt, dass Bewohner widerrechtlich weggesperrt worden waren. Der Sonderwohnbereich für 22 Demenz-Patienten sei mit einem Zahlenschloss versperrt gewesen, berichtet Heimaufsichts-Leiterin Bettina Jonas, und sagt: "Das stellt eine freiheitsentziehende Maßnahme dar. Ohne rechtliche Grundlage ist es nicht gestattet, Bewohner einzusperren!"
Freiheitsberaubung und Vertuschung
Am 30. Dezember 2023 kam es in einem Seniorenheim zu einem Polizei-Einsatz, der jedoch nicht bei der Heimaufsicht gemeldet wurde. Bettina Jonas, Vertreterin der Aufsichtsbehörde, betonte, dass ihre Institution über solche Vorfälle informiert werden müsse. Durch das Versäumnis der Heimleitung sei das Vertrauensverhältnis beschädigt worden.
Der SPD-Abgeordnete Lars Düsterhöft (42) gab im Ausschuss Aussagen eines ehemaligen Pflegers wieder: "Die interne Notrufnummer soll seit über einem Jahr nicht erreichbar gewesen sein", sagte er. Der Heim-Betreiber hatte dagegen behauptet, in der Chaos-Nacht hätte sich bei dem Vorgesetzten lediglich der Akku verabschiedet.
Neue Heimleitung soll es besser machen
Nach Kritik der Heimaufsicht habe sich die Situation im Berliner "Domicil"-Seniorenpflegeheim verbessert. Bettina Jonas gibt an, der Betreiber, die "Domicil"-Gruppe, habe auf die Missstände mit einem Wechsel in der Heimleitung reagiert und stehe in engem Austausch mit den Aufsichtsbehörden.
Eine kürzlich erfolgte Überprüfung führte zu konkreten Auflagen, denen der Träger prompt entsprochen habe, erklärte Jonas von der Heimaufsicht. Zusätzlich seien in der Pflegeeinrichtung "Am Schloss Friedrichsfelde" weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegesituation eingeleitet worden. "Es läuft gut, der Träger zeigt sich sehr kooperativ", resümierte Jonas die aktuelle Entwicklung.