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10 Jahre nach Inzest-Drama: Fritzl im Gefängnis – Tochter im Familienglück


Zehn Jahre nach Inzest-Drama
Fritzl im Gefängnis – Tochter im Familienglück

dpa, t-online, so

Aktualisiert am 26.04.2018Lesedauer: 4 Min.
Josef Fritzl (heute Josef Mayrhoff): Er hat seine Tochter 24 Jahre im eigenen Keller eingesperrt, vergewaltigt und sieben Kinder mit ihr gezeugt.Vergrößern des Bildes
Josef Fritzl (heute Josef Mayrhoff): Er hat seine Tochter 24 Jahre im eigenen Keller eingesperrt, vergewaltigt und sieben Kinder mit ihr gezeugt. (Quelle: dpa-bilder)

Josef Fritzl hielt seine Tochter 24 Jahre lang als Sklavin in seinem Keller gefangen und zeugte mit ihr sieben Kinder. Heute vor zehn Jahren wurde das grausame Verbrechen aufgedeckt.

"Das Inzest-Monster von Österreich" – so wurde der Fall Josef Fritzl vor zehn Jahren in vielen Medien betitelt. Am 26. April 2008 kamen Fritzls Verbrechen ans Tageslicht. 24 Jahre lang hatte der damals 73-Jährige seine Tochter Elisabeth in einem Kellerverlies gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt. Der Fall sorgte weltweit für Entsetzen.

Das Verbrechen blieb 24 Jahre unentdeckt

Bereits 1977 soll Fritzl seine damals 11-jährige Tochter Elisabeth zum ersten Mal vergewaltigt haben. Anfang der 80er-Jahre baute Fritzl im Keller seines Hauses in Amstetten ein 60 Quadratmeter großes Gefängnis, mit insgesamt acht zum Teil 500 Kilogramm schweren Türen. Am 28. August 1984 lockte er seine 18-jährige Tochter in die unterirdische Wohnung, betäubte sie und sperrte sie mit Handschellen gefesselt ein. In den nächsten 24 Jahren sah sie kein Tageslicht mehr.

3.000 Mal soll Fritzl seine Tochter vergewaltigt haben. In den 24 Jahren brachte die junge Frau sieben Kinder zur Welt. Drei der Kinder hielt er zusammen mit seiner Tochter gefangen. Drei wurden von ihm als Pflegekinder adoptiert. Er wohnte mit ihnen und seiner Frau in der Wohnung über dem Keller. Ein Kind starb wegen einer Atemwegserkrankung knapp drei Tage nach der Geburt. Fritzl verbrannte die Leiche in einem Heizkessel. Das Verschwinden der Tochter erklärte Fritzl gegenüber seiner Frau und den Nachbarn damit, dass Elisabeth wohl bei einer Sekte sei. Er meldete sie als vermisst. Das Auftauchen der Babys erklärte er seiner Frau damit, dass die vermisste Tochter diese im Haus abgelegt habe.

"Ich habe es nur gut gemeint"

Am 26. April 2008 wurden Elisabeth und die drei Kinder befreit. Die Kinder von Fritzl und Elisabeth waren zu dem Zeitpunkt zwischen 5 und 19 Jahre alt. Das Verbrechen flog auf, als die 19-jährige Tochter im Keller lebensgefährlich erkrankte und von Fritzl in eine Klinik gebracht wurde. Ein Arzt wurde misstrauisch und gab der Polizei den entscheidenden Tipp.

Josef Fritzl wurde wegen Mordes durch Unterlassen, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, schwerer Nötigung, Sklaverei und Blutschande angeklagt. Das Urteil war nicht überraschend: lebenslange Haft. Nach der Festnahme sagte Fritzl: "Ich habe es eigentlich gut gemeint". Er habe seine Tochter vor der Welt beschützen wollen.

Tochter lebt glücklich an unbekanntem Ort

Elisabeth ist heute 51 Jahre alt. Sie soll laut Berichten der britischen Zeitung "Sun" verheiratet sein. Sie lebt unter einer neuen Identität mit ihren sechs Kindern in einem Haus. Der Ort ist unbekannt. Die "Sun" spricht von einem 2.000-Seelen-Dorf nicht weit von Amstetten. Das Haus soll große Fenster und keinen Keller haben, heißt es weiter. Behörden sollen über 500.000 Euro für die Sicherheit der Familie ausgegeben haben. Das Haus sei mit speziellen Zäunen und Sicherheitskameras ausgestattet. Ein Restaurantbesitzer aus dem Ort sagte, dass die Familie erfolgreich und glücklich sei.

Das Horrorhaus wird wieder bewohnt

Das Haus von Fritzl stand nach der Befreiung acht Jahre leer. Nachdem der Keller mit 300 Tonnen Spezialbeton verfüllt wurde, wurde das Wohnhaus 2016 von einem Gastwirt für nur 160.000 Euro gekauft. Dieser hat es renoviert und die Wohnungen eingerichtet. "Wir müssen Leben ins Haus hineinbringen", sagte der neue Besitzer damals. Die jetzigen Bewohner kommen aus fünf verschiedenen Ländern. Eine Bewohnerin sagte: "Ich versuche, nicht daran zu denken, was dieses Haus einmal war. Ich wusste, was es mal war, als ich eingezogen bin. Das ist aber die Vergangenheit". Die Treppe, die Fritzl jeden Tag um 9 Uhr nutzte, um in den Keller zu gehen, ist bis heute erhalten geblieben.

Fritzl: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst"

Josef Fritzl wird den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Er feierte vor wenigen Tagen seinen 83. Geburtstag. Er sitzt in der Justizanstalt Krems-Stein für geistig abnorme Straftäter. Dort arbeitet er als Putzkraft und soll erste Anzeichen von Demenz zeigen.

Im vergangenen Jahr hat er für 545,60 Euro seinen Namen ändern lassen. Er heißt jetzt Josef Mayrhoff und möchte nicht als Fritzl erkannt werden. So hofft er auf mehr Privatsphäre und Schutz vor Neuankömmlingen, die nicht viel von Vergewaltigern halten. Zeitungen berichten, dass Fritzl als verachteter Inzesttäter im Hochsicherheitsgefängnis dauernd vor möglichen Attacken anderer Gefangener beschützt werden müsse.

Christine Ramsauer, die Schwester von Fritzls ehemaliger Frau, hat ihn an Weihnachten im Gefängnis besucht. Sie sagte zur "Sun", er würde die Zeit damit verbringen, Teleshopping-Sender zu gucken. Er möchte, dass die Tochter ihm verzeiht und dass seine Ex-Frau ihn im Gefängnis besucht. Zweimal im Monat darf Fritzl für 30 Minuten besucht werden. Besuche von Freunden oder Familie seien aber eher die Ausnahme. Ab und zu kommen Anwälte, erzählt Christine Ramsauer. Seine Tochter ließ ihm ausrichten, sie wolle ihm nie mehr in die Augen sehen. Auch zehn Jahre nach der Befreiung fühlt Fritzl sich nicht schuldig. Zuletzt wiederholte er: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst."

Verwendete Quellen
  • dpa
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