Kriminalität Behörden gelingt Schlag gegen "Hells Angels" auf Mallorca
Nach Mallorca ausgewanderte "Hells-Angels"-Rocker sind auch auf der Ferieninsel nicht sicher vor den Behörden: Bei einer Großrazzia hat die von deutschen Beamten unterstütze spanische Polizei 25 Mitglieder des Clubs festgenommen, die meisten stammen aus Deutschland. Wie "Spiegel" und "Bild" berichten, ist darunter auch der Ex-Chef des Hannoveraner Clubs, Frank Hanebuth.
Den Festgenommenen wird Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Drogenhandel, Erpressung, Zuhälterei, Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Einer der Festgenommenen werde in Deutschland wegen Totschlags gesucht.
"Schwerer Schlag" gegen "Hells Angels"
An verschiedenen Orten auf der Insel seien 31 Wohnungen und Lokale durchsucht worden, sagte der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz. Die Polizeiaktion sei ein "schwerer Schlag" gegen die Organisation der "Hells Angels" gewesen, die sich verschiedenen Formen der Kriminalität widme.
Unter den Festgenommenen sei der "internationale Chef dieser Bande". Er nannte aber keinen Namen.
Hanebuth war sehr einflussreich
Die "Hells Angels" sind vor allem im Rotlichtmilieu verankert, aber auf vielen Feldern aktiv und die weltweit größte Rocker-Vereinigung. Ihnen werden zahlreiche Morde zur Last gelegt, und sie führen blutige Bandenkriege - vor allem gegen die "Bandidos". Hanebuth galt über viele Jahre als einer der einflussreichsten Bosse, so der "Spiegel".
Der gelernte Zimmermann und Rotlichtunternehmer war lange Zeit Chef der Hannoveraner "Hells Angels" - bis die Gruppierung Ende Juni 2012 überraschend ihre Auflösung bekannt gab. Vermutlich wollte sie so einem Verbot zuvorkommen und operierte verdeckt weiter. Hanebuths "Hells-Angels"-Ableger soll die einflussreichste Rockergruppe in ganz Deutschland gewesen sein.
2012 wird die Villa gestürmt
Hanebuth war bereits im Mai des vergangenen Jahres erneut in den Fokus der Ermittler geraten. Die Eliteeinheit GSG 9 stürmte seine Villa und durchsuchte das Anwesen im Norden Hannovers. Die Ermittler nahmen an, der Rocker habe einen Mord in Auftrag gegeben. In Norddeutschland gab es damals eine Groß-Razzia gegen Rockerkriminalität mit 1200 Polizisten, die 89 Objekte durchsuchten.
Fast ein Jahr später stellte die Staatsanwaltschaft Kiel das Ermittlungsverfahren gegen Hanebuth sang- und klanglos ein. Es habe sich kein hinreichender Tatverdacht feststellen lassen, hieß es.
Hanebuth gehörte ebenso wie vier andere "Hells Angels"-Mitglieder aus Hannover seit einiger Zeit dem vor zwei Jahren auf Mallorca wiederbelebten Charter seines Clubs an. Vor einer Woche war er mit seinem Sohn in den Urlaub auf die Baleareninsel geflogen. "Ich bin dort in Verhandlungen, einen mittleren Gastronomiebetrieb zu übernehmen", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" kürzlich.
Aktuell kein Verfahren in Niedersachsen
Nun also ist er den Ermittlern ins Netz gegangen. Die Beweisführung für ein juristisches Vorgehen steht freilich noch aus. In jedem Fall kann die deutsch-spanische Kooperation als Coup bezeichnet werden. Die spanischen Behörden erhielten unter anderem Unterstützung von zwei Ermittlern des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen.
Es habe "zahlreiche Durchsuchungen in den Morgenstunden" gegeben, sagte LKA-Sprecher Frank Federau. Über den Stand der Ermittlungen machte er keine Angaben, da die Federführung bei der Generalstaatsanwaltschaft von Madrid liege. In Niedersachsen gebe es kein Verfahren gegen Hanebuth, fügte Federau hinzu.