Mutmaßliches Anschlagsopfer aus Mannheim Das ist über Michael Stürzenberger bekannt
Angriff auf Michael Stürzenberger in Mannheim: Der Täter hat auf einen Mann eingestochen, der durch islamistischen Terror einen Freund verlor und so zum Aktivisten wurde.
Wenn Michael Stürzenberger in der Vergangenheit auf Marktplätzen stand, gab es regelmäßig Arbeit für die Polizei: "Schwein, er hat mich Schwein genannt, Anzeige!", rief Stürzenberger dann schon einmal. Oder: "Kopfabschneider! Der hat eine Hals-durchschneiden-Geste gemacht, Polizei!" Am Freitag in Mannheim hat ein Mann auf ihn und andere eingestochen, ehe die Polizei den Angreifer durch einen Schuss stoppen konnte.
Es war vor den schrecklichen Momenten in Mannheim noch nicht einmal hitzig zugegangen, wie ein Video zeigt, das Stürzenberger-Unterstützer live ins Netz gestreamt hatten. Der Aufbau des Stands lief noch. Stürzenberger hatte sein Mikro noch nicht Menschen am Stand entgegengehalten, um Belege zu liefern für den Fanatismus und Hass unter muslimischen Menschen.
Er nennt sich selbst "Islamkritiker"
Denn das ist die Mission des 59-Jährigen: Vorführen, wie "der Islam" in seinen Augen ist – und möglichst anschauliche Beispiele liefern. Michael Stürzenberger ist ein Aktivist gegen den Islamismus, "Islamkritiker" nennt er sich, "Islamhasser" ist oft über ihn zu lesen. Der Angriff auf ihn auf dem Marktplatz von Mannheim dürfte die Diskussion befeuern. Es ist ein Verbrechen, wie sie in Stürzenbergers Reden allgegenwärtig sind. Und das im Ansatz auch mit jenem Ereignis zu tun hat, das ihn einst zu dem machte, der er heute ist.
Stürzenbergers Erfolge lassen sich an Zuschauerzahlen der Videos seiner Auftritte messen. Die Aufmerksamkeit ist umso höher, je mehr Konfrontation es bei seinen Events gibt. Stürzenberger sucht diese Aufmerksamkeit: Es gibt eigene Videos mit einer Vorschau auf die nächsten Termine. Und wenn ihm in der Vergangenheit besonders viel Gegenwind entgegenschlug, dann drehte Stürzenberger oft erst richtig auf:
"Wenn wir merken, dass wir hier in ein Wespennest reinstechen, weil es hier ganz viele Salafisten gibt, dann kommen wir noch mal und noch mal", rief er einst in Bonn. "Ihr kennt uns nicht, ihr werdet uns kennenlernen." Er werde weiterkämpfen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung, auch wenn andere die Gefahr nicht sehen wollten.
Stürzenberger sagt sehr viele Dinge, die viele Menschen vorbehaltlos unterschreiben können, wenn er vor den Gefahren des politischen Islams warnt und wenn er sich für die "Bewahrung christlich-jüdischer Kultur in Deutschland" ausspricht. Und Stürzenberger weiß nach sehr vielen Reden sehr genau, wie weit er gehen kann und wo es strafbar wird.
Mehrfach vorbestraft
Vielfach ist er in zweiter Instanz freigesprochen worden, wenn ein Richter an einem Amtsgericht ihn noch verurteilt hatte. Vier rechtskräftige Schuldsprüche räumte er im vergangenen Jahr gegenüber t-online ein. Wegen Volksverhetzung, Beleidigung, Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen und wegen Verhetzung in Österreich. Der Verfassungsschutz Bayern führte ihn bis 2022 als "zentrale Person der islamfeindlichen Szene in Bayern" auf, Stürzenberger zähle fast alle Musliminnen und Muslime zum politischen Islam. Auch die Zuschreibung "Islamhasser" ist kein Zufall, er spricht sich vehement gegen jede Moschee in Deutschland aus und verglich den Koran als "gefährlichstes Buch der Welt" schon mit Hitlers "Mein Kampf".
Im Verein Bürgerbewegung Pax Europa, dessen Gesicht Stürzenberger ist und für den er auf Tour ist, war sein Kurs zeitweilig umstritten. Ein neuer Vorstand wollte weniger von den aggressiven Szenen in belebten Innenstädten, dafür mehr klassische Reden, Vorträge. Streit um Geld gab es auch. Das Stürzenberger-Lager setzte sich durch.
Stürzenberger hat eine Vergangenheit in der CSU, wo er 2011 mit einem Austritt aber einem möglichen Parteiausschluss zuvorkam, weil für Parteifreunde seine Radikalisierung zunehmend zum Problem wurde. Ein Freund war 2008 bei den islamistischen Terroranschlägen in Mumbai unter den Opfern, Stürzenberger nennt es einen Schlüsselmoment in seinem Leben.
Von der CSU-Pressestelle zu "PI-News"
Er arbeitete damals unter anderem als Pressesprecher der Münchner CSU unter Franz-Josef Strauß' Tochter Monika Hohlmeier. Er kam aus der Branche: Nach dem Studium von Politologie und Geschichte in München hatte er als Journalist bei RTL und Sat.1 gearbeitet – Stürzenberger, der mit Worten umgehen und Bühnen nutzen kann. Publizistisch blieben ihm später nur rechtsextreme Plattformen wie "PI-News", die ihn zu ihren Autoren zählt.
Nach dem Abgang aus der CSU engagierte er sich zeitweise als Bundesvorsitzender in der rechtspopulistischen Kleinstpartei "Die Freiheit", die die Republikaner unterstützten und deren Funktionäre vielfach in die junge AfD wechselten.
Einen neuen Schub bekommen hatten Stürzenbergers Auftritte durch Irfan Peci als Partner an seiner Seite. Der Österreicher Peci gehörte einst selbst einer deutschen Al-Kaida-Gruppierung an, arbeitete dann als V-Mann für den Verfassungsschutz und wurde als Insider durch deutsche Medien gereicht. Er bewegte sich immer tiefer in neurechte Kreise.
Er nennt sich heute auch "Islamistenjäger" und macht auf seinen Kanälen im Netz das, was er und Stürzenberger auch auf den Marktplätzen tun: Das Gespräch suchen mit Muslimen – und es regelmäßig abbrechen und zum nächsten wechseln, wenn sich jemand vernünftig äußert. Gesucht sind die Schrillen, die Verblendeten, die sich nicht integrieren wollen.
- Eigene Recherche