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Tanker rostet vor Küste: Vor Jemen droht eine katastrophale Ölpest


Tanker rostet vor Küste
Vor Jemen droht eine katastrophale Ölpest

Von dpa
11.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Öltanker "Safer": Das Schiff rostet vor der Küste Jemens vor sich hin.Vergrößern des Bildes
Öltanker "Safer": Das Schiff rostet vor der Küste Jemens vor sich hin. (Quelle: dpa)
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Ein Tanker rostet vor der Küste Jemens vor sich hin. Mit an Bord: 1,1 Millionen Barrell Rohöl. Die Zeit drängt, denn bei einem Auslaufen des Öls droht eine Naturkatastrophe. Die UN will handeln – doch es fehlt an Geld.

Der Tanker wirkt gespenstisch. Verwahrlost schwimmt der 350 Meter lange Koloss vor der Küste des Jemen, Rost hat sich in den rotbraunen Stahl gefressen. Im Inneren der "Safer": 1,1 Millionen Barrel Rohöl und damit eine Menge, die das Rote Meer und seine Küsten bei einem Leck oder Unfall über Hunderte Kilometer mit schwarzem Schlick überziehen könnte. Mit einer Konferenz am Mittwoch versuchten die Vereinten Nationen im Wettlauf gegen die Zeit, eine drohende Umweltkatastrophe noch zu verhindern.

Der Tanker war im Jemen seit den 1980er Jahren eigentlich als fest ankernde, schwimmende Lagereinheit (FSO) im Einsatz. Er speicherte Öl, das über eine Pipeline von Feldern im Landesinneren kam und dann exportiert wurde. Aber nachdem der Jemen 2015 in einem Bürgerkrieg versank, wurden Produktion und Export gestoppt. Die staatliche Ölfirma SEPOC stellte die teure Wartung ein, 2016 wurde die "Safer" außer Dienst gestellt – mit 1,1 Millionen Barrel Öl an Bord.

"Es ist jetzt an der Zeit. Die Risiken sind hoch"

Inzwischen hat sich das 45 Jahre alte Schiff mit seiner Ladung in eine ökologische Zeitbombe verwandelt. Das "Risiko einer massiven Ölpest" stehe unmittelbar bevor, warnte der UN-Nothilfekoordinator für den Jemen, David Gressly. Er sagt eine "massive Katastrophe" für Umwelt und Menschen voraus – rund um ein Land, das mit den Folgen eines jahrelangen Bürgerkriegs kämpft.

Am Mittwoch sammelten die UN gemeinsam mit den Niederlanden bei einer Geberkonferenz Geld, um die Krise noch abzuwenden. "Wir müssen jetzt handeln", sagte Kitack Lim, Generalsekretär der Weltschifffahrtsorganisation IMO. "Es ist jetzt an der Zeit. Die Risiken sind hoch."

Die UN schätzen die Kosten für die Rettung auf 144 Millionen Dollar (136 Millionen Euro). 80 Millionen Dollar (etwa 76 Millionen Euro) wären nötig, um das Öl aus der "Safer" über mehrere Monate in ein anderes Schiff zu pumpen. Der alternde Tanker würde dann in eine Werft geschleppt und verkauft. Bei einer UN-Geberkonferenz am Mittwoch kamen allerdings zunächst nur rund 31 Millionen Euro zusammen. Bis auf das reiche Golfemirat Katar sagten ausschließlich europäische Länder Mittel zu, darunter Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Die UN und die Niederlande wollen diesen Monat versuchen, weitere Gelder zu sammeln.

Huthi-Rebellen stimmen UN-Vorschlag zu

Nach vielen Warnungen und Verzögerungen auch wegen des Konflikts kommt Bewegung in den Rettungsplan: Die Huthi-Rebellen, die nahe liegende Häfen seit ihrem Vormarsch im Jemen kontrollieren, stimmten dem UN-Vorschlag zunächst grundsätzlich zu.

Die Zeit drängt. Rost und die verschleppte Wartung könnten jederzeit zu Öllecks führen, oder das in den Tanks angesammelte Gas könnte sich entzünden und eine Explosion samt Großfeuer verursachen. Es würde dann etwa eine Woche dauern, bis der Ölteppich die Küsten erreicht. Die ohnehin leidende Fischerei, Lebensgrundlage für 1,7 Millionen Menschen, wäre vorerst am Ende, verdreckte Entsalzungsanlagen würden die Wasserversorgung gefährden. Die wichtigen Häfen Hudaida und Salif müssten wohl Monate schließen. Auch das wäre verheerend für das Land, das 90 Prozent seiner Lebensmittel importiert.

Greenpeace zeichnet dramatisches Szenario

Umweltschützer erinnern an die Ölkatastrophe mit dem Tanker "Exxon Valdez" vor Alaska 1989. Im Fall der "Safer" könnte nun bis zu vier Mal so viel Öl austreten. Die Organisation Greenpeace sagt ein dramatisches Szenario voraus für Tiere, Pflanzen und Korallen im Roten Meer. Das Analyseprojekt ACAPS schätzt, dass bei einem Brand auf der "Safer" 500 Quadratkilometer Agrarflächen verunreinigt würden. Ruß würde Papaya-, Zitrus- und Mangofrüchte bedecken und Ernten von Mais, Tomaten oder Süßkartoffeln gefährden.

Säuberungsarbeiten nach solch einer Katastrophe mit Kosten von rund 20 Milliarden Dollar (18,9 Mrd Euro) könnte der Jemen sich niemals leisten. Ein Ölteppich bis hoch nach Saudi-Arabien und zur anderen Seite der Meerenge Bab al-Mandab könnte noch ganz andere Folgen haben: Die wichtige Schifffahrtsstrecke und Zufahrt zum Suezkanal müsste womöglich geschlossen werden. Für Logistik und Handel wäre es eine dramatische Neuauflage des Falls "Ever Given" – das Containerschiff, das tagelang den Suezkanal blockierte. Durch die Wasserstraße laufen täglich zwölf Prozent des weltweiten Handels.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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