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Feuerserie bei der Deutschen Bahn: Hersteller äußert sich zu Bränden


Brandserie bei Baureihe 711.1
Feuer-Züge: Herstellerfirma glaubt nicht an grundsätzliches Problem


03.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Triebwagen in Flammen: Fünf Modelle von 22 Exemplaren eines Spezialzugs haben bereits Feuer gefangen. Jetzt legt die Bahn den Antrieb vorerst lahm.Vergrößern des Bildes
Triebwagen in Flammen: Fünf von 22 Exemplaren eines Spezialzugs haben bereits Feuer gefangen. Jetzt legt die Bahn den Antrieb vorerst lahm. (Quelle: Freiwillige Feuerwehr Freilassing)

Fünf von 22 Exemplaren eines Spezialzugs der Bahn gehen in Flammen auf. Die Herstellerfirma hofft, dass sie der Deutschen Bahn helfen darf, die Züge für die Zukunft sicher zu machen.

Das Rätsel um immer wieder brennende Bauzüge: Nach der Deutschen Bahn äußert sich jetzt auch der Hersteller – und glaubt nicht, dass es eine technische Verbindung zwischen den Bränden gibt. t-online hatte enthüllt, dass die rollenden Werkstätten der Baureihe 711.1 aktuell nicht mehr aus eigener Kraft fahren dürfen, nachdem fünf von ursprünglich 22 Exemplaren in Flammen aufgegangen sind. Sie stammen von der GBM Gleisbaumechanik Brandenburg/H. GmbH.

Volker Keller war vom Konkurrenten Stadler Rail Service zu GMB gekommen und gut ein halbes Jahr dort Geschäftsführer, als die aktuelle Brandserie im Januar 2023 begann: Zum dritten Mal nach 2012 und 2020 fing einer der Züge Feuer. Seither standen noch zwei weitere Exemplare der Baureihe 711.1 in Flammen, zuletzt vor wenigen Tagen am 13. Juni. Dieser Brand war der Anlass für die Bahn, die Züge nur noch dann fahren zu lassen, wenn eine vorgespannte Lok sie zieht. Das soll gelten, bis Untersuchungen ergeben haben, was die Brandursache war.

GBM-Chef Keller weist derzeit zurück, dass ein grundsätzliches Problem vorliegen könnte: "Nach den derzeitig laufenden, ersten Analysen des aktuellen Vorfalls gehen wir nicht von konstruktiven Mängeln aus", so Keller zu t-online. Richtig sei aber, "dass sich Eigenschaften einzelner Komponenten über die Zeit verändern und sich auch durch stetig ändernde Einsatz- und Strukturbedingungen weiter verändern werden".

Andere Motoren brachten nicht die Lösung

Bei den ersten beiden Bränden wurden Undichtigkeiten am Hydrauliklüftermotor als Ursache ausgemacht, austretendes Öl-Luft-Gemisch hatte sich am nahegelegenen Turbolader und Abgaskrümmer entzünden können. Doch die Motoren wurden bis Februar 2023 ausgetauscht – und es gab die weiteren Brände an Fahrzeugen der Baureihe BR711.1. In einem Fall war einer der Züge als brennender Geisterzug unterwegs.

Keller versichert, die Vorkommnisse in jüngster Vergangenheit nehme man zusammen mit der Deutschen Bahn als Betreiber sehr ernst. Man habe die "intensive und systematische Ermittlung der jeweils unterschiedlichen Hintergründe eingeleitet", jede Havarie werde genaustens untersucht. Nach seiner Darstellung hatten die aufgetretenen Brandfälle unterschiedliche Ursachen, jeder müsse für sich betrachtet werden.

Klar ist aber auch: Es muss etwas passieren. Man bereite "strukturelle Verbesserungen dieser Fahrzeuge BR711.1 für einen weiter verlässlichen Einsatz in Zukunft" vor, so Keller. GBM ist in die Ursachenerforschung und Suche nach Lösungen involviert und will diese umsetzen, "falls dies von der DB AG gewünscht wird". Dazu gehörten auch "Konzepte, wie die gesamte aktive Flotte dieser Fahrzeuge auf Basis der fortschreitenden Erkenntnisse auf den nunmehr aktuellen Stand der Anforderungen verbessert werden kann".

Instandhaltung und Revision der Züge erfolge durch die DB als Betreiber, GMB unterstütze als Servicedienstleister. Rund 30 Servicetechniker des Unternehmens für Fahrzeugbau, Modernisierung und Instandhaltung stünden bereit, um rund um die Uhr 365 Tage im Jahr Serviceleistungen und Reparaturen auszuführen. Die Fahrzeuge BR711.1 seien "Systeme mit einer Vielzahl hochkomplexer und funktionaler Komponenten mit einem entsprechend hohen Aufwand in der Instandhaltung".

Züge "noch immer die weltweit schnellsten ihrer Art"

Die 22 Züge der Baureihe wurden von GBM zwischen 2002 und 2004 ausgeliefert und waren das erste große Projekt der seit 2002 bestehenden Gleisbaumechanik Brandenburg. Die Firma ging aus einem von der Deutschen Bahn verkauften Werk hervor. Sie gehört zur General-Atomics-Europe-Gruppe, einer Tochterfirma des US-Konzerns General Atomics.

Die Baureihe 711.1 mit Werkstatt und Hebebühnen für Oberleitungsbau galt als S-Klasse der Dienstfahrzeuge. "Sie stellten bei Inbetriebnahme das Modernste an Instandhaltungsfahrzeugen für Oberleitungen dar", sagt Keller. Sie seien "noch immer die weltweit schnellsten, mit modernsten und vielseitigsten ihrer Art" und seit vielen Jahren hocheffizient und zuverlässig im Einsatz, gerade bei den sich jüngst häufenden Fällen von sturmbedingten Schäden an Oberleitungen.

Jetzt müssen sie erst einmal bis auf Weiteres von anderen Loks zu ihren Einsatzorten gezogen werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Anfrage an die Gleisbaumechanik Brandenburg
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