Für bis zu 20.000 Menschen Türkei will Mega-Gefängnisse bauen
Das größte Gefängnis Europas steht schon heute in der Türkei. Weil die Auslastung der Gefängnisse inzwischen mehr als 110% beträgt, will Erdogan nun 100.000 weitere Plätze schaffen – viele davon in extrem großen Strafkolonien.
Die enorme Auslastung der türkischen Gefängnisse liegt an zwei Punkten: Zum einen sind durch die Verhaftungswellen der letzten Jahre immer mehr Insassen in den Gefängnissen. Gleichzeitig sank in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Haftanstalten dramatisch.
Neue Gefängnisse wegen hoher Auslastung
Durch die hohe Auslastung der Gefängnisse arbeitet die Türkei inzwischen an neuen Gefängnissen. Die meisten dieser neuen Gefängnisse sollen nach Informationen des SRF fernab von bewohnten Gebieten entstehen und Platz für 10.000 Häftlinge, 6000 Angestellte sowie deren Familien bieten. Zum Vergleich: Der türkische Gefängniskomplex Silivri ist bereits heute die größe Haftanstalt Europas und bietet ca. 11.000 Gefangenen Platz.
Drastischer Anstieg an Verhaftungen
Ursache der neuen Gefängnis-Pläne sind vor allem die Verhaftungswellen der letzten Jahre. So hat sich die Zahl der Insassen laut der unabhängigen Website prisonstudies.org von ca. 60.000 im Jahr 2004 auf zuletzt fast 160.000 gesteigert. Alleine von 2013 auf 2014 stieg die Anzahl der Inhaftierten um mehr als 10%.
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Während die Anzahl der Inhaftierten immer weiter anstieg, sank gleichzeitig die Anzahl der Haftanstalten – von 651 Gefängnissen im Jahr 1991 auf inzwischen nur noch 384 Haftanstalten. Mit dieser Entwicklung stellt die Türkei einen krassen Kontrast zu Europa dar – hier geht der Trend zu kleineren Gefängnissen mit besserer Betreuung.
Zum Vergleich: In Deutschland sind die größten Gefängnisse die JVA Bielefeld-Senne mit 1.676 Insassen und 420 Angestellten sowie die JVA München („Stadelheim“) mit bis zu 2.100 Insassen.. Auch die Zahl der Häftlinge sinkt in Europa – Schätzungen besagen, dass seit dem Jahr 2000 ca. 20 Prozent weniger Häftlinge in Europa sitzen.