Auf dem Weg nach Großbritannien Fast 200 Bootsmigranten im Ärmelkanal gerettet
Immer mehr Menschen versuchen über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen. Französische Behörden retteten am Wochenende allein 181 Migranten aus Seenot.
Die französischen Behörden haben am Wochenende 181 Menschen im Ärmelkanal gerettet, die an Bord mehrerer Boote nach Großbritannien gelangen wollten. Wie die Behörden am Montag mitteilten, waren Polizei und Rettungsdienste in den Nächten auf Sonntag und Montag wiederholt im Einsatz. Mindestens eine Frau und zwei Kinder waren demnach stark unterkühlt.
Zunächst wurde demnach ein Patrouillenboot damit beauftragt, 40 Menschen auf einem in Seenot geratenen Schiff zu Hilfe zu kommen. Die Migranten wurden nach Dünkirchen gebracht. Anschließend rettete ein Patrouillenboot der Gendarmerie 38 Menschen, die nach Calais gebracht wurden. Bei zwei weiteren Einsätzen wurden weitere 35 Migranten gerettet.
Auch in der Nacht von Sonntag auf Montag gab es noch drei weitere Einsätze, bei denen insgesamt 68 Menschen aus Seenot gerettet wurden.
Immer mehr Migranten nutzen Ärmelkanal
Nach Angaben der französischen Behörden waren im vergangenen Jahr 38 Migranten im Ärmelkanal ums Leben gekommen, allein 27 bei einem Unglück im November. Daten der britischen Regierung zeigen, dass im laufenden Jahr bereits mehr als 8.000 Menschen in kleinen Booten über den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien gelangt sind. Die Zahl der Bootsmigranten am Ärmelkanal steuert damit auf einen Rekord zu.
Der Trend zeigt schon seit Jahren nach oben. Im Vorjahreszeitraum waren es etwa 3.100 Menschen, vor zwei Jahren 1.340. Allein am vergangenen Wochenende erreichten mehr als 600 Menschen die englische Küste auf diesem Weg.
Britische Regierung will Menschen nach Ruanda schicken
Die Regierung in London hofft, dass ihre neue Asylpolitik die Menschen abschrecken wird. Demnach soll künftig in Großbritannien einer großen Zahl der illegal eingereisten Migranten kein Recht auf Asyl mehr gewährt werden.
Sie sollen stattdessen nach Ruanda geschickt werden und dort einen Antrag auf Asyl in dem ostafrikanischen Land stellen können. Ein entsprechendes Abkommen mit Kigali sieht vor, dass Großbritannien dem Land entsprechende finanzielle Mittel im Austausch zukommen lässt.
Massive Kritik von der Opposition
Die ersten 50 Bescheide wurden inzwischen verschickt, wie Premierminister Boris Johnson am vergangenen Wochenende mitteilte. "Wir wollen diese Praxis vollständig etablieren und glauben, dass es etwas von diesem wachsenden Trend umkehren kann", sagte ein Sprecher des Premiers vor Journalisten.
In Großbritannien trafen die Pläne auf massive Kritik von der Opposition, Verbänden und der Kirche. Selbst die als Hardlinerin in Sachen Einwanderung bekannte frühere Premierminister Theresa May von Johnsons Tory-Partei sprach sich gegen das Programm aus. Um juristische Probleme zu vermeiden, erwägt Johnson gar, aus der Europäischen Menschenrechtskonvention auszusteigen.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa