Tief "Antonia" So verlief die Sturmnacht in Deutschland
Erst "Ylenia", dann "Zeynep", jetzt "Antonia": In Teilen Deutschlands war die vergangene Nacht unruhig. Umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer wurden erneut gemeldet.
Der Hamburger Fischmarkt im Stadtteil Altona ist am Montag erneut überschwemmt worden. Sturmtief "Antonia" verursachte am frühen Morgen eine Sturmflut – nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) überschritt der Wasserstand das mittlere Hochwasser um etwa 1,5 Meter. Von einer Sturmflut wird gesprochen, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Dächer in NRW abgedeckt
Durch das Sturmtief "Antonia" sind in Nordrhein-Westfalen Hausdächer, Autos und eine Busoberleitung zerstört worden. In Herdecke südlich von Dortmund flog das Dach eines Mehrfamilienhauses davon und landete auf einem anderen Dach, wie die Feuerwehr am Montagmorgen mitteilte. Auch das zweite Dach wurde demnach massiv beschädigt, es entstand erheblicher Sachschaden. Verletzt wurde dabei niemand, wie es hieß.
In Solingen fiel ein Baum auf eine Busoberleitung, dadurch wurden etwa 200 Meter der Leitung abgerissen, wie die Polizei bestätigte. Die Strecke könne deswegen für Busse möglicherweise für Tage nicht befahrbar sein.
Vielerorts kippten Bäume infolge des Sturms um. Dabei seien Autodächer beschädigt worden. Insgesamt hat das Sturmtief "Antonia" im Land jedoch deutlich weniger Schäden angerichtet als befürchtet.
Regen überflutet Grundstücke: Viele Feuerwehreinsätze
Anhaltende Regenfälle haben für mehrere Einsätze der Feuerwehren im Nordwesten Niedersachsens gesorgt. Der Regen habe bereits ab dem Sonntag viele Gräben deutlich anschwellen lassen, sagte ein Feuerwehrsprecher im Landkreis Ammerland am Montag. Mehrere tiefer gelegene Grundstücke und Häuser seien dadurch am Abend und in der Nacht zum Montag überspült worden. Die Feuerwehren setzten Pumpen ein. Auch das Technische Hilfswerk war im Einsatz. Besonders in Bad Zwischenahn habe es wegen des vielen Regens Einsätze gegeben. Wie viele genau, war zunächst nicht klar.
Im Kreis Aurich sorgte das Sturmtief "Antonia" für mehrere Dutzend Einsätze, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Neben umgestürzten Bäumen waren die Rettungskräfte auch in Ostfriesland wegen der Regenfälle gefordert – etwa, weil Wasser Garagen, Keller oder Häuser unter Wasser setzte. In der Gemeinde Dornum lief Wasser bereits am Sonntagabend in ein Pflegeheim.
Die Feuerwehr auf Norderney musste ihr eigenes Feuerwehrhaus sichern. An mehreren Stellen tropfte Wasser infolge des Regens aus der Decke in Unterrichtsräume – eine Dachdeckerfirma rückte an, um die undichten Stellen zu schließen. Feuerwehrleute füllten Sandsäcke und brachten sie mit einer Drehleiter aufs Dach.
Teilweise schwere Sturmböen in Berlin und Brandenburg
Die Woche beginnt in Berlin und Brandenburg mit teils schweren Sturmböen und kurzen Gewittern. Nach den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden am Montag Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 70 und 85 Kilometern pro Stunde erwartet, in Schauer- und Gewitternähe sind besonders am Morgen lokal auch schwere Sturmböen bis zu 100 km/h möglich.
Der Tag ist neben dem Wind von vielen Wolken, örtlich Regen- und Graupelschauern und morgens auch von kurzen Gewittern geprägt. Die Temperaturen liegen zwischen 7 und 9 Grad.
Baum kracht auf Auto: Insassen weitestgehend unverletzt
Durch den starken Wind ist in Sittensen (Landkreis Rotenburg) ein Baum auf ein Auto gestürzt. Zunächst sei man in der Nacht zum Montag von einem schweren Unfall ausgegangen, sagte ein Polizeisprecher. Doch hätten die drei Insassen sich und ihren Hund selbstständig aus dem Wagen befreien können. Ein Mensch habe eine leichte Kopfverletzung erlitten, die anderen seien unverletzt geblieben. Zur Identität des Verletzten und der Schadenshöhe konnte die Polizei am Montagmorgen noch keine Angaben machen.
Das Sturmtief "Antonia" fegt mit hoher Geschwindigkeit über Baden-Württemberg hinweg. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sprach am Montagmorgen von schweren Sturmböen von bis zu 100 km/h im Flachland, auf dem Feldberg gar von einem Orkan mit einer Geschwindigkeit von bis zu 149 km/h. "Zurzeit wird das Land von der Kaltfront überquert, sie zieht im Laufe des Vormittags südostwärts ab", sagte der Meteorologe. Im Flachland sei der Sturm aber eher etwas schwächer ausgefallen als zuletzt die Sturmtiefs "Ylenia" und "Zeynep".
Weiter Flutgefahr an der Küste
Für die deutsche Nordseeküste bestand wieder Sturmflutgefahr, warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Bahnreisende müssen sich zum Wochenstart wegen erheblicher Schäden auf Beeinträchtigungen einstellen.
Für etliche Regionen von der Ostseeküste bis zum Alpenrand war die Warnkarte des DWD in der Nacht auf Montag orange bis rot eingefärbt – dort bestanden Unwetterwarnungen vor Sturm- und Orkanböen. Bäume könnten entwurzelt werden, Dachziegel oder andere Gegenstände herabstürzen. "Schließen Sie alle Fenster und Türen! Sichern Sie Gegenstände im Freien!", hieß es vom DWD für die betreffenden Regionen. "Vermeiden Sie möglichst den Aufenthalt im Freien!" Hier finden Sie alle Informationen rund um Unwetter, Niederschlag und Temperaturen in Ihrer Region.
- Unwetter: Ist Ihre Region betroffen?
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- Regenradar: Wann regnet es bei Ihnen?
In den sozialen Netzwerken teilten Beobachter aus mehreren Regionen Fotos und Videos von heftigem Sturm und Gewitter, teils auch mit Hagel.
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"Die Sturmlage müssen wir bis zum Montag noch durchstehen", hatte ein DWD-Meteorologe in Offenbach am Sonntag vorhergesagt. Erst ab dem Abend beruhige sich das Wetter. "Der Wind wird die Woche aber weiter Thema bleiben", erklärte er. "Allerdings wird das eine ganz andere Hausnummer als das, was wir in diesen Tagen erleben."
In den vergangenen Tagen waren wegen der Orkantiefs "Ylenia" und zuletzt "Zeynep" mindestens sechs Menschen bei Unfällen in Deutschland gestorben. Tödliche Unfälle gab es auch in mehreren anderen Ländern Europas, etwa in Polen, den Niederlanden, Großbritannien und Belgien.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Twitter-Profil von Jörg Kachelmann