Sorge vor Corona-Gipfel Divi-Chef: Omikron ist die drohende "große Unbekannte"
Heute stehen Bund-Länder-Beratungen zu schärferen Maßnahmen an.
Die Zahl der freien Intensiv- und Beatmungsbetten in Deutschland ist laut dem Intensivmediziner Christian Karagiannidis auf den niedrigsten bisher erfassten Stand gesunken. Das mache ihm Sorgen insbesondere in Hinblick auf die Variante Omikron, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters der Nachrichtenagentur dpa zum Stand vom Mittwoch. Die neue Corona-Variante werde sich mit hoher Geschwindigkeit durchsetzen.
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Im Divi-Intensivregister waren am Mittwochnachmittag rund 2.250 Intensivbetten als frei ausgewiesen (1,8 pro Standort), davon 921 spezifisch für Covid-19. Auf einem solchen Level werde Omikron "wehtun, auch wenn es nicht ganz so schwer krank machen sollte", sagte der Arzt von der Lungenklinik Köln-Merheim. Er sprach von der Variante als drohende "große Unbekannte".
Niveau annähernd hoch wie zum Höhepunkt der dritten Welle
Die aktuelle Lage sei sehr dynamisch, sagte Karagiannidis. Die Delta-Welle scheine in eine Seitwärtsbewegung überzugehen, insbesondere wegen sinkender Infektionszahlen in Bayern. Auf den Intensivstationen sei es mit nun knapp 5.000 Covid-19-Patienten "ziemlich voll". Hinzu kämen im Unterschied zu früheren Wellen weitere zu versorgende Notfälle, zum Beispiel Unfallopfer. In Phasen mit weitreichenden Kontaktbeschränkungen sei dies seltener gewesen.
Mit der jetzigen Infiziertenzahl auf Intensivstationen ist annähernd wieder ein Niveau wie zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle erreicht. Der Maximalwert des Frühjahrs hatte gut 5.100 betragen, den Höchststand gibt das Register mit rund 5.700 Erkrankten gleichzeitig für Anfang Januar 2021 während der zweiten Welle an. Der Modellierer Andreas Schuppert hatte kürzlich gesagt, bis Weihnachten seien bis zu 6.000 Covid-19-Kranke zu befürchten.
Mangel an Pflegepersonal
Im Unterschied zu früheren Wellen haben Kliniken laut Divi auch mit einem Mangel beim Pflegepersonal zu kämpfen. Allein von den wichtigen Beatmungsbetten seien daher 3.000 weniger betreibbar als vor einem Jahr.
In der vierten Welle unterscheidet sich zudem die Belastung sehr stark nach Region, besonders hoch ist sie derzeit in Sachsen, Thüringen und Bayern. Die Gesamtzahl an Schwerkranken wegen Corona wäre Fachleuten zufolge noch weitaus höher, wenn vor allem der ältere Teil der Bevölkerung in Deutschland nicht mehrheitlich geimpft wäre.
Ministerpräsidenten beraten erstmals mit Kanzler Scholz
Die Regierungschefs und -chefinnen der Länder beraten am heutigen Donnerstag (14.30 Uhr) in einer Video-Schalte über aktuelle bundes- und europapolitische Themen. Anders als beim außerordentlichen Bund-Länder-Gipfel vor einer Woche soll es bei dieser regulären Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) nicht ausschließlich um die Corona-Krise gehen, sondern – wie normalerweise üblich – um eine breitere Themenpalette.
Nach ihren internen Beratungen unter dem Vorsitz des nordrhein-westfälischen Regierungschefs Hendrik Wüst (CDU) wird sich die MPK erstmals mit Olaf Scholz (SPD) in dessen neuer Funktion als Bundeskanzler austauschen (16.30 Uhr).
Schon vor einer Woche hatten die Länder mehr Instrumente im Kampf gegen die Pandemie gefordert. Noch am Freitag sollen Bundestag und Bundesrat erneut Änderungen des Infektionsschutzgesetzes beschließen. Die Länder hätten dann wieder die Möglichkeit, in Hotspots etwa Restaurants und Kultureinrichtungen zu schließen, wenn ihre Parlamente grünes Licht dafür geben.
- Nachrichtenagentur dpa