"Unwägbare Situation" Virologe Drosten "ziemlich besorgt" über Omikron-Variante
Noch ist wenig bekannt über die neue Variante. Es gebe aber die Sorge, dass die Impfungen weniger wirksam seien, sagt Virologe Drosten. Zwar könnten die Stoffe angepasst werden – doch das dauere Monate.
Der Berliner Virologe Christian Drosten blickt sorgenvoll auf die neue Omikron-Variante des Coronavirus. "Ich bin schon ziemlich besorgt im Moment", erklärte er im ZDF-"heute journal".
Man wisse nicht allzu viel über die neue Variante. Berichte über milde Verläufe hätten noch nicht sehr viel Substanz angesichts von nur gut 1.000 Fällen. Hier müsse man die klinischen Verläufe abwarten.
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Man sehe aber, dass sie häufig bei jungen Leuten in Südafrika auftauche und auch Menschen betreffe, die eine Erkrankung schon hinter sich hätten. Er habe die Sorge, dass man die erste wirkliche "Immunfluchtmutante" vor sich habe. Zudem könne man noch nicht sagen, wie sich die Variante hierzulande verhalte, wo viele Menschen geimpft seien. "Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt. Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann ist: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist", so Drosten. Die verfügbaren Impfstoffe würden gegen einen schweren Krankheitsverlauf wohl schützen.
Entwicklung schwer einzuschätzen
Drosten sprach ferner von einer "etwas unwägbaren Situation" mit Blick auf 2G- oder 3G-Regeln in Deutschland. Man habe damit keine Erfahrung in einer Winterwelle. Die Situation könne auch kaum noch jemand modellieren. Drosten riet der Politik, genau auf die verschärften Regeln etwa in den Hotspots Sachsen, Bayern und Österreich zu achten. Hier sehe man langsam erste Effekte. Drosten verwies auf einen rückläufigen R-Wert in Bayern in Richtung 1. Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt – und damit, wie schnell sich ein Virus ausbreitet. Man müsse aber auf 0,7 kommen, um absehbar die Fallzahlen so zu senken, dass es zur Entspannung auf Intensivstationen führe.
Als eine positive Nachricht wertete Drosten, dass der Anteil von Infizierten, die beatmet werden müssen, zurückgeht. Das zeige, dass Booster-Impfungen langsam greifen. Der Prozess sei aber schleppend. Es kämen weiter Leute auf die Intensivstation. "Und das ist schrecklich", sagte Drosten.
- Nachrichtenagentur dpa