Corona-Pandemie Corona-Inzidenz steigt über 50
Berlin (dpa) - Erstmals seit drei Monaten liegt die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Deutschland über 50. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstag wurden 51,6 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gemessen.
Zuletzt hatte die Inzidenz am 25. Mai darüber gelegen. Vor einer Woche lag sie noch bei 32,7. Anfang Juli war sie bis auf 4,9 gefallen.
Von Infektionen betroffen sind lauf RKI vor allem jüngere Menschen. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnte vor massivem Schulausfall. Weil die Inzidenz bei den Ungeimpften schnell steige, sei in den Schulen das Schlimmste zu befürchten. "Impfaktionen auch in den Schulen wären sehr sinnvoll. Das würde geimpfte und ungeimpfte Kinder schützen", so Lauterbach.
58,8 Prozent doppelt Geimpfte
Die Zahl der binnen eines Tages gemeldeten Neuinfektionen stieg seit Samstag vor einer Woche von 5644 auf 8092. Ab 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche sei wieder "eine erhebliche Belastung der Intensivstationen" mit mehr als 3000 Intensiv-Patienten zeitgleich zu erwarten, sofern die Impfquote nicht deutlich gesteigert werde, heißt es einer vergangene Woche vorgestellten Analyse mehrerer deutscher Mediziner. 58,8 Prozent der Menschen in Deutschland haben vollen Impfschutz gegen Corona. 63,9 Prozent haben mindestens eine Impfdosis.
Laut RKI entfällt der bei weitem größte Teil der Infektionen seit Monaten auf nicht geimpfte Menschen. Nur ein geringer Anteil der hospitalisierten oder auf Intensivstation betreuten Covid-19-Fälle geht demnach auf Impfdurchbrüche zurück. Seit Anfang Februar starb in Deutschland demnach erst eine einzige voll immunisierte Person im Alter von unter 60 Jahren nach einem wahrscheinlichen Impfdurchbruch an den Folgen von Corona. Der "Spiegel" berichtete zuerst darüber.
Insgesamt sind deutschlandweit binnen 24 Stunden 17 Menschen nach einer Covid-Infektion gestorben. Vor einer Woche waren es 11.
Kassenärzte fordern Klarheit bei Booster-Impfungen
Die Kassenärzte forderten von der Bundesregierung genaue Vorgaben für die anstehenden Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus. "Selbstverständlich können die Booster-Impfungen in den Praxen vorgenommen werden", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der "Rheinischen Post" (Samstag). Doch die Praxen bräuchten Klarheit, wann und für wen Impfungen vorgenommen werden könnten. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich für eine breite Anwendung von Auffrischimpfungen ausgesprochen und dafür die Praxen ins Spiel gebracht.
Laut offiziellem Aufklärungsblatt für die Ärztinnen und Ärzte sollen Auffrischimpfungen mit den Präparaten von Biontech/Pfizer oder Moderna Menschen ab 80 Jahren angeboten werden, Pflegebedürftigen zuhause oder im Heim sowie Bewohnerinnen und Bewohnern weiterer Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen. Dazu kommen Personen mit einer Immunschwäche oder Immunsuppression (Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems) und Personen, die eine vollständige Impfserie mit einem Vektor-Impfstoff erhalten haben, also von Astrazeneca oder Johnson&Johnson.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will regeln, dass sich Beschäftigte auch während der Arbeitszeit impfen lassen können. "Wir müssen weiter dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz nicht zum Ansteckungsort wird. Deshalb passen wir die Corona-Arbeitsschutzverordnung an", sagte der SPD-Politiker der "Augsburger Allgemeinen".