Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh Mindestens 75 Fälle ohne Bezug zu Tönnies
Bei Massentests in der Bevölkerung sind im Kreis Gütersloh Dutzende Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Tausende weitere Testergebnisse stehen noch aus.
Im Kreis Gütersloh ist die Zahl nachgewiesener Sars-CoV-2-Infektionen in der Bevölkerung ohne direkten Bezug zur Tönnies-Belegschaft "merklich" gestiegen. Grund dafür seien wohl vor allem die deutlich umfangreicheren Tests, viele der Infizierten zeigten aber keine Symptome, erklärte der Kreis in einer Mitteilung am Samstagabend. In den sieben Tagen bis einschließlich Freitag (20. bis 26. Juni) seien 75 Fälle ohne Bezug zur Fleischfirma Tönnies bekannt geworden. Das waren den Angaben zufolge 28 mehr als im Vergleichszeitraum einen Tag zuvor.
Wenige Stunden zuvor hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nach dem Besuch eines Testzentrums in Gütersloh davon berichtet, dass bei rund 4.100 Tests in der Allgemeinbevölkerung nur 9 Infektionen nachgewiesen worden seien. Dabei nannte er allerdings keinen Zeitraum für diese Daten. Ein Ministeriumssprecher verwies darauf, dass den Kreisen häufig früher Daten vorliegen als auf Landesebene.
Mehr als 1.500 Erkrankte bei Tönnies
Nach Angaben des Kreises ist die Zunahme vermutlich durch die starke Ausweitung der Tests unter anderen in den sechs Diagnosezentren bedingt. Ein Sprecher des Kreises verwies auf Nachfrage auf die Dunkelziffer bei den Infektionen, die auch bei Corona vermutet wird. Ein gutes Zeichen sei, dass es keinen Anstieg der an Covid-19 Erkrankten gebe.
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In den Kreisen Gütersloh und Warendorf war nach dem Ausbruch des Coronavirus in dem Tönnies-Werk mit mehr als 1.500 infizierten Mitarbeitern bis zum 30. Juni ein eingeschränkter Lockdown verkündet worden. Die wichtige Kennziffer der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage war in den beiden Kreisen, in denen viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, über den Wert von 50 gestiegen. Im Kreis Warendorf liegt er inzwischen aber schon wieder sehr deutlich unter dieser Marke.
Von den Tests in der Allgemeinbevölkerung erhofft sich das Gesundheitsministerium ein Bild, inwieweit sich das Virus ausgebreitet hat. Da der regionale Lockdown bis zum 30. Juni befristet ist, muss spätestens am Dienstag eine Entscheidung über Auslaufen oder Verlängerung fallen.
- Nachrichtenagentur dpa