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Niedersachsen: Corona-Fälle wegen Restaurantbesuch – neue Details bekannt


Ausbruch in Niedersachsen
Corona-Fälle nach Restaurantbesuch – Lockerungen bleiben

Von dpa, dru

Aktualisiert am 23.05.2020Lesedauer: 3 Min.
Absperrband des Ordnungsamtes (Symbolbild): In Niedersachsen soll es rund um ein Restaurant mehrere neue Corona-Fälle gegeben haben.Vergrößern des Bildes
Absperrband des Ordnungsamtes (Symbolbild): In Niedersachsen soll es rund um ein Restaurant mehrere neue Corona-Fälle gegeben haben. (Quelle: Manngold/imago-images-bilder)
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Binnen weniger Tage wurden den Behörden sieben Corona-Fälle gemeldet, die alle mit einem Lokal im Landkreis Leer zusammenhängen. Nun wird untersucht, wie es zu dem Ausbruch kommen konnte.

Nur wenige Tage nach der Wiedereröffnung vieler Restaurants in Deutschland scheinen sich in Niedersachsen mindestens sieben Menschen in einem Lokal mit dem Coronavirus infiziert zu haben. "Die Infektionen stehen vermutlich in Zusammenhang mit einem Besuch in einem Lokal", teilte der Landkreis Leer am Freitag mit. NDR 1 Niedersachsen hatte zunächst darüber berichtet. Die Landesregierung in Hannover erklärte am Samstag, sie wolle trotz des Vorfalls an der Lockerung der Maßnahmen festhalten.

Der mutmaßliche Ausbruch in Leer wäre der erste bekannt gewordene Fall von in Restaurants verbreiteten Corona-Infektionen seit Wiedereröffnung der Gaststätten und Cafés. Laut Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann lagen allerdings besondere Umstände vor. "Nach ersten Erkenntnissen ist das Infektionsgeschehen nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen, stattdessen wurde dort offenbar eine private Party gefeiert", sagte Reimann am Samstag der Nachrichtenagentur dpa.

Wirt und mehrere Gäste positiv getestet

Der betroffene Gaststätten-Besitzer betonte, Abstands- und Hygieneregeln seien an dem Abend eingehalten worden. Er und mehrere Gäste zählen zu den positiv getesteten Personen. Auch bei drei Freunden des Besitzers wurde das Virus inzwischen nachgewiesen.

Laut Landkreis Leer wurden die sieben positiven Befunde dem Gesundheitsamt von Dienstag bis Freitag mitgeteilt. In der Folge wurde bereits für mindestens 70 Menschen "vorsorglich häusliche Quarantäne" angeordnet. Weitere Testergebnisse stünden noch aus. Laut Gesundheitsamt handelt es sich nicht um einen Einzelfall mit nur wenigen Kontakten. "Es ist ein Ausbruch mit gleichzeitig mehreren Infizierten und vielen Kontakten." Entsprechend aufwendig sei nun die Nachverfolgung.

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Niedersachsen zählte zu den ersten Bundesländern, in denen Restaurants wieder geöffnet werden durften – seit dem 11. Mai. In den Tagen darauf folgten nach und nach auch fast alle anderen Bundesländer. Ausnahmen gelten für Bayern, wo vorerst nur Biergärten und Außenbereiche aufmachen dürfen, Innenräume ab dem 25. Mai. Bundesweiter Vorreiter war Mecklenburg-Vorpommern, wo die Restaurants bereits am 9. Mai wieder öffnen durften.

Behörden versuchen Fälle nachzuverfolgen

Gesundheitsministerin Reimann sah wegen der Fälle im Kreis Leer zunächst keine Notwendigkeit, vom Lockerungskurs abzurücken. Das Land habe immer darauf hingewiesen, dass die Corona-Lockerungen mit einem gewissen Risiko verbunden seien. "Wir werden Ansteckungen auch in Zukunft nicht vollständig verhindern können", sagte Reimann. Entscheidend sei in einem solchen Fall, dass von den Behörden vor Ort konsequent alle Kontakte nachverfolgt würden, um das Infektionsgeschehen so eng wie möglich einzugrenzen. "Genau das passiert nun im Landkreis Leer", betonte die Ministerin.

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Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga reagierte gleichsam bestürzt auf den Fall. Eine Sprecherin sagte NDR 1 Niedersachsen, durch das Hygiene- und Abstandskonzept, das der Verband erarbeitet habe, seien Neuinfektionen in Restaurants eigentlich nicht möglich. Der Landrat von Leer, Matthias Groote, warnte die Bürger der Landkreis-Mitteilung zufolge: "Dieser Ausbruch führt uns deutlich vor Augen: Corona ist nicht vorbei, das Virus kann sich jederzeit weiter verbreiten." In einem auf der Twitterseite des Landkreises veröffentlichten Video sagte Groote, die Zahl der Quarantäne-Fälle werde weiter "extremst" ansteigen, da die aktuellen Fälle "im Rahmen eines Zusammentreffens" entstanden seien.

Warnung vor Besuchen in geschlossenen Räumen

Einige Experten hatten vor Restaurantbesuchen in geschlossenen Räumen gewarnt. So sagte Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Universitätsmedizin Rostock, der Deutschen Presse-Agentur, die Gäste von Restaurants sollten möglichst draußen sitzen. "Da kommt es praktisch nicht zu Infektionen. Das Coronavirus wird ganz maßgeblich über die Luft übertragen." Dagegen schütze draußen der Luftzug. In Innenräumen von Restaurants oder Cafés werde es allerdings problematischer. Selbst bei ausreichendem Luftaustausch alle sechs bis zehn Minuten gebe es keine hundertprozentige Garantie.

Restaurants und auch Kneipen waren Mitte März geschlossen worden, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Unter Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienevorschriften durfte die Gastronomie schrittweise wieder öffnen, vor dem Hintergrund des jeweiligen Infektionsgeschehens in den Ländern und landesspezifischer Besonderheiten. So müssen sich Gäste mancherorts vorher mit Adresse und Telefonnummer anmelden. In manchen Restaurants werden Gästen Sitzplätze zugeteilt. Bedient werden darf häufig nur am Tisch. An Theken darf vielerorts niemand Platz nehmen.

Die Dehoga hatte die Situation von Gastronomie und Tourismus Anfang Mai als "dramatisch" bezeichnet. Eine Umfrage bei den Betrieben habe ergeben, dass ein Drittel von der Insolvenz bedroht sei – 70.000 der 220.000 Unternehmen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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