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Kontaktsperre in der Corona-Krise: Was wir Menschen am meisten vermissen


Was ich vermisse?
"Mir fehlen fremde Menschen – Ich fühle mich eingesperrt"

Von t-online
Aktualisiert am 05.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Deutschland steht still: Nicht nur auf wilde Club-Nächte müssen die Menschen aktuell verzichten.Vergrößern des Bildes
Deutschland steht still: Nicht nur auf wilde Club-Nächte müssen die Menschen aktuell verzichten. (Quelle: imago-images-bilder)

Vieles, das unser Leben schöner macht, ist zurzeit nicht möglich. Der Besuch im Fußballstadion, die wilde Partynacht oder das Treffen mit der Familie. Was vermissen die Menschen am meisten?

Die Corona-Krise ist für uns alle Menschen eine entbehrungsreiche Zeit. Kontakte sollen auf ein Minimum reduziert werden, Restaurants, Bars und viele Geschäfte sind geschlossen. Auf vieles, das für uns zum Alltag gehört, müssen wir derzeit verzichten. Dabei vermissen nicht alle dieselben Dinge. Der potenzielle Kanzlerkandidat Armin Laschet etwa, vermisst vor allem die Treffen mit seinen Freunden und sagte in einem Radio-Interview: "Es ist mir etwas zu still."

Auch die Redakteurinnen und Redakteure von t-online.de leiden unter der aktuellen Lage: Hier berichten sie, was ihnen zurzeit am meisten fehlt.

Fußball ist mehr als ein Sport

"Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist", behauptete Liverpools Trainerlegende Bill Shankly einst. Das ist natürlich Quatsch. Doch für mich ist Fußball schon viel mehr als nur ein Sport, bei dem 22 Menschen einer Kugel hinterherrennen. Fußball ist Zusammenkommen, Fußball ist Emotion, Fußball ist eben doch: Leben.

Eine Vielzahl meiner Freundschaften und Beziehungen basieren auf dem wöchentlichen Spektakel Spieltag, dem gemeinsamen Zittern während der Radiokonferenz und dem Necken bei schlechten Ergebnissen des Lieblingsteams des jeweils Anderen. All das nimmt mir aktuell die Corona-Krise und lässt mich in einem Loch zurück, das ich durch Nostalgie und Hoffnung, dass der Ball bald wieder rollt, zu füllen versuche.

Familienbande – der Kampf um die Vertrautheit

Meine Familie hat einen starken Zusammenhalt, wir sehen uns regelmäßig. Das ist nun schon seit einigen Wochen nicht mehr möglich. Klar, wir telefonieren. Aber die Treffen fehlen doch sehr. Meine drei kleinen Neffen werden Woche um Woche größer und lernen Neues. Ich bin nicht dabei. Auch meine Großmutter, die wegen ihrer Alzheimererkrankung in einer Demenz-WG lebt, habe ich seit über einem Monat nicht gesehen.

Wird die Vertrautheit, die wir immer noch hatten, die Corona-Krise überdauern? Das ist unklar. Ich schreibe ihr nun Briefe, in die ich Fotos von uns lege. Die sollen sie daran erinnern, wer wir noch vor Kurzem waren.

Am Ende der Krise wird getanzt

Die Krise hat schon jetzt etwas in mir verändert – plötzlich fehlen mir fremde Menschen. Dinge, die vor Corona Alltag waren, sind nun innerhalb kürzester Zeit nicht mehr möglich. Dadurch begegne ich der vergangenen Normalität nun mit mehr Wertschätzung. Einerseits sind es die Begegnungen mit fremden Sichtweisen und Erfahrungen, die meinen Horizont regelmäßig verschieben und erweitern. Es sind Gespräche, die es mir ermöglichen, regelmäßig über den Tellerrand meiner eigenen sozialen Kontakte zu schauen. Darin liegt oft das Fundament meiner Kreativität.

Auf der anderen Seite fehlt mir schlichtweg die Zerstreuung von den Wirren des Alltags. Meine Batterien laden sich wieder auf, wenn ich abends im Kino oder im Theater sitze, wenn ich mit Freunden in einer Bar oder in einem Club bin. Mein Kopf wird dadurch wieder frei für andere Dinge. Deshalb werde ich am Ende der Krise tanzen, umgeben von Dunst, Scheinwerfern, lauter Musik und fremden Menschen. Ganz ohne Stress, auch wenn es viele Menschen sind.

Liebe Leserinnen und Leser, wir können unsere Freunde nicht treffen, nicht ins Kino oder auf Konzerte gehen – in Zeiten der Corona-Pandemie müssen wir alle auf Dinge verzichten, die uns wichtig sind. Was vermissen Sie aktuell am meisten? Schreiben Sie es uns per E-Mail an leseraufruf@t-online.de. Eine Auswahl der Einsendungen werden wir in einem separaten Artikel mit Nennung des abgekürzten Namens veröffentlichen.

Die Spontanität bleibt auf der Strecke

"Treffen wir uns in einer halben Stunde auf ein Bier?" Hach, waren das noch Zeiten, in denen man sich kurzfristig für eine Kneipentour verabreden konnte. Als man zehn Minuten vor Filmbeginn beschlossen hat, ins Kino zu gehen. Und als man am Wochenende aufgewacht ist und spontan in den Spreewald fahren konnte. Ich vermisse diese Spontanität im Alltag – denn so richtig spontan ist gerade nicht einmal mein Spaziergang zum Supermarkt.

Es werden Erinnerungen fehlen

Ich fühle mich eingesperrt – nicht in meiner Wohnung, sondern in Berlin. Ich liebe es zu reisen. Die Ungewissheit darüber, wie lange ich nun keine anderen Länder mehr erkunden kann, zermürbt mich. Ich wollte sechs Wochen lang mit dem Rucksack von Armenien über die Türkei und viele weitere Länder auf dem Landweg zurück nach Berlin reisen. Ich hatte mich auf die Gerüche, Geräusche, Stimmungen und Erinnerungen gefreut. Noch vor Kurzem war ich auf Lesbos, nicht im Urlaub, sondern um etwas über Griechenland, die EU, die Welt zu lernen. Diese Erfahrungen auf unbestimmte Zeit zu missen, tut weh.

Reisen sind für mich der beste Weg, um zu verstehen. Um meinen eigenen Horizont zu erweitern und mich, mein Leben und meine Arbeit so immer wieder zu hinterfragen. Ich vermisse die Welt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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