Zwei Eingeschlossene gerettet Höhlendrama in Baden-Württemberg endet glücklich
Starker Regen ließ das Wasser in einer Höhle auf der Schwäbischen Alb ansteigen. Zwei Männern wurde der Weg ins Freie abgeschnitten. Retter eilten den Eingeschlossenen zur Hilfe.
Einsatzkräfte haben am Montag zwei von Wasser eingeschlossene Menschen aus einer Höhle in Baden-Württemberg gerettet. Die beiden Männer saßen seit Sonntagabend in der Falkensteiner Höhle auf der Schwäbischen Alb fest. Eine Rettung in der Nacht war nicht möglich, da die Strömung in der Höhle zu stark war.
Rettungszelt aus Wärmedecken gebaut
Zunächst seien zwei Rettungstaucher am Abend zu dem Höhlenführer und seinem Kunden vorgedrungen, sagte Feuerwehrkommandant Harald Herrmann. Den beiden ging es zu diesem Zeitpunkt gut. Etwa 80 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Höhlenrettung waren nach der Alarmierung am frühen Sonntagabend zum Unglücksort bei Grabenstetten geeilt.
"Es besteht definitiv keine Lebensgefahr", sagte der Einsatzleiter der Höhlenrettung, Michael Hottinger, in der Nacht. Die beiden Männer saßen demnach etwa 650 Meter tief in der Falkensteiner Höhle fest. Vier Höhlenretter seien zu ihnen vorgedrungen, sagte Hottinger. Ein Rettungszelt aus Wärmedecken sei aufgebaut und warmes Essen verteilt worden.
Höhlengänger müssen hinaustauchen
Am Morgen begann die Rettungsaktion. Dafür mussten laut Hottinger zwei von den Wassermassen versperrte Höhlenpassagen durchtaucht werden. Zunächst sei eine Rettung aufgrund der starken Strömung unmöglich gewesen. "Für geübte Taucher ist das jetzt bei der Wasserlage schon ein Problem. Für Ungeübte wird es fast unmöglich." Nach einer kleinen Einweisung sollten sich die Höhlengänger jeweils in Begleitung von zwei Tauchern den Weg durch das Wasser bahnen. Am Morgen teilte die Einsatzleitung gegen 8 Uhr mit, der erste Höhlengänger sei gerettet. Einige Stunden später gab es Entwarnung auch für den zweiten Mann.
Die Männer waren laut Herrmann in der "Reutlinger Halle" eingeschlossen, einem der Hohlräume. Dieser liege höher als die eigentlichen Wassermassen, die durch nachsickerndes Regenwasser weiter steigen würden. Ausgelöst wurde die Notlage durch heftigen Regen in der Region – und durch Leichtsinn der beiden Männer, wie Hottinger sagte. Bei der Wetterlage und dem starken Regen hätten sie wissen müssen, dass die siphonartigen Senken in der Höhle volllaufen und so den Rückweg versperren könnten.
"Es kommt sehr viel Wasser in die Höhle"
Laut der "Stuttgarter Zeitung" sind beide Männer um die 30 Jahre alt. Sie seien am Sonntag gegen 17 Uhr in die Höhle eingestiegen. Matthias Leyk, der Zweite Vorsitzende der Höhlenrettung Baden-Württemberg, sagte der Zeitung: "Wir hoffen, dass die Sache gut ausgeht. Wir hatten auch in der Falkensteiner Höhle schon mehrere Hochwassereinschlüsse in den vergangenen Jahren. Das Besondere ist, dass es jetzt außerordentlich hohe Niederschläge in kurzer Zeit gegeben hat. Das heißt: Es kommt momentan sehr viel Wasser in die Höhle."
Die Falkensteiner Höhle liegt auf der Schwäbischen Alb zwischen Grabenstetten und Bad Urach und ist ein beliebtes Touristenziel. Auf der Tourismus-Website der Stadt Bad Urach heißt es, sie sei eine "aktive Wasserhöhle", aus der der Fluss Elsach ins Freie entspringe. Und: Touren in die Höhle seien nicht ungefährlich. "Bei erwartetem Starkregen und Gewittern sind keine tiefen Touren in die Falkensteiner Höhle möglich. Zu empfehlen ist eine Tour ... mit einem erfahrenen Höhlen-Guide", heißt es auf der Website weiter.
Keine Beleuchtung, keine Wege
Ein Anbieter von Höhlentouren schreibt auf seiner Internetseite, die Falkensteiner Höhle sei die einzige wasserführende Höhle Deutschlands, in der geführte Touren möglich sind. Sie zähle zu den sogenannten wilden Höhlen. "Es gibt also keine elektrische Beleuchtung wie in den Schauhöhlen und auch keine geebneten Wege."
Der Notfall in der Falkensteiner Höhle weckt Erinnerungen an das Höhlendrama mit einer Jungen-Fußballmannschaft in Thailand vor rund einem Jahr. Zwölf Jungen im Alter von 11 bis 17 Jahren sowie ihr 25 Jahre alter Trainer waren im Juni 2018 bei einem Ausflug in eine Höhle im Norden des Landes vom steigenden Wasserspiegel überrascht und eingeschlossen worden. Erst nach 17 Tagen kamen die letzten frei. Rund um die Welt fieberten Menschen bei der spektakulären Rettungsaktion mit.
- Höhlentauchen: So riskant war die Rettungsaktion in Thailand
Vor fünf Jahren war in der Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen der Höhlenforscher Johann Westhauser gut 274 Stunden in 1.000 Meter Tiefe eingeschlossen. Tagelang kämpften Helfer rund um die Uhr bis zur Erschöpfung, um den Schwerverletzten aus der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands zu bergen. Der 52-jährige Baden-Württemberger war bei einem Steinschlag in der Höhle am Kopf schwer verletzt worden.
- Nachrichtenagentur dpa