Nach Missbrauchspredigt Gemeinde beendet Zusammenarbeit mit Priester

Ein Pfarrer bat in einem Gottesdienst in Münster um Vergebung für Missbrauchstäter. Die Predigt sorgte für Furore in der Gemeinde. Nun soll jegliche Zusammenarbeit beendet werden.
Nach dem Eklat in einem Gottesdienst zu Missbrauch und Vergebung lehnt die Gemeindespitze in Münster jede weitere Zusammenarbeit mit dem kritisierten Geistlichen ab. Pfarrer Ulrich Zurkuhlen solle "weder in unserer Pfarrei noch an anderer Stelle weiter priesterliche Dienste ausüben".
"Für uns kann es keine Gottesdienstgemeinschaft mit Pfarrer Zurkuhlen mehr geben", schrieb der zuständige Pfarreirat der Katholischen Kirchengemeinde St. Joseph Münster-Süd auf Facebook. An den Bischof von Münster, Felix Genn, ging die Bitte, "Zurkuhlen von allen priesterlichen Funktionen zu entbinden".
Opfer wiederholt verletzt
In seiner Predigt hatte der emeritierte Pfarrer (79) um Vergebung geworben für Priester, die sexuellen Missbrauch begangen haben. Trotz großer Empörung schob Zurkuhlen später auf seiner Homepage nach: Er habe in der Predigt gesagt, "dass ich es an der Zeit fände, dass unsere kirchlichen Hierarchen doch auch den Missbrauchstätern irgendwann vergeben würden." Bischof Genn hatte ihn bereits aufgefordert, nicht mehr zu predigen, ihm aber kein formales Verbot erteilt.
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Das gewählte Kirchengremium zeigte sich entsetzt über die gerügte Predigt vom 30. Juni und die öffentlichen Äußerungen des 79-Jährigen noch danach. "Seine Aussagen stehen nicht nur im absoluten Widerspruch zu den Leitlinien des Institutionellen Schutzkonzepts der Pfarrei. Vor allem aber hat er mit seinen Worten die Opfer wiederholt schwer verletzt und ihre Rechte missachtet." Bei einem öffentlichen Gespräch in der Heilig-Geist-Kirche am Montagabend hatte sich die Gemeinde bereits gegen Zurkuhlen positioniert.
- Nachrichtenagentur dpa