Katastrophaler Dammbruch In Brasilien werden immer mehr Tote aus dem Schlamm geborgen
Kaum Hoffnung auf Überlebende mehr: Die Zahl der Toten nach dem Dammbruch in Brasilien ist auf 84 gestiegen. Weitere 276 Menschen werden vermisst – die Zahl der Opfer dürfte weiter steigen.
Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 84 gestiegen. 276 weitere Menschen werden noch vermisst, wie die Zivilschutzbehörde am Dienstag mitteilte. Die Zahl der Toten dürfte demnach noch steigen. "Die Chance, noch Überlebende zu finden, ist sehr gering", sagte der Feuerwehrsprecher Pedro Aihara dem Nachrichtenportal "G1". Die letzten Überlebenden waren am Samstagmorgen geborgen worden.
Der Damm an der Mine Córrego do Feijão nahe der Ortschaft Brumadinho im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais war am Freitag gebrochen. Eine Schlammlawine rollte über Teile der Anlage und über benachbarte Siedlungen hinweg und schlug eine Schneise der Zerstörung.
Mitarbeiter des TÜV Süd festgenommen
Die Polizei nahm am Dienstag zwei Mitarbeiter des Münchner Unternehmens TÜV Süd fest. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt bestätigen, dass zwei Mitarbeiter von TÜV Süd in Brasilien verhaftet wurden", teilte die Firma am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit. "Aufgrund der laufenden Ermittlungen können wir zurzeit keine weiteren Auskünfte geben. Wir unterstützen die Ermittlungen vollumfänglich." Der TÜV Süd hatte im vergangenen Jahr die Dämme an der Mine geprüft.
Zudem nahm die Polizei drei Mitarbeiter der Betreiberfirma Vale fest, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Bergbaukonzern erklärte, das Unternehmen arbeite mit den Behörden zusammen. "Vale wird die Ermittlungen weiterhin unterstützen, um die Fakten zu klären", hieß es in einer Stellungnahme. Die Polizei durchsuchte zudem die Niederlassung von Vale in Nova Lima und Geschäftsräume eines externen Dienstleisters in São Paulo.
In Rio de Janeiro erinnerten Demonstranten mit einer Kunstperformance an die Opfer des Unglücks und erhoben schwere Vorwürfe gegen Vale. Rotbraun beschmierte Menschen legten sich vor das Hauptquartier des Bergbaukonzerns im Stadtteil Botafogo und hinterließen ihre Handabdrücke an einer Glaswand. Eine schwarz verhüllte Frau trat als Tod auf, weitere Demonstranten enthüllten Plakate und beschrieben die Wände mit Slogans wie "Es war kein Unfall, es war ein Verbrechen", "Mörder" und "Gerechtigkeit für Brumadinho".
130 Soldaten aus Israel suchen nach Überlebende
An der Unglücksstelle setzten die Einsatzkräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort. Neben lokalen Feuerwehrleuten und Mitarbeitern des Zivilschutzes beteiligten sich auch rund 130 Soldaten aus Israel an dem Einsatz. Sie bargen weitere Leichen aus den Schlammmassen. Die letzten Überlebenden waren am Samstagmorgen gefunden worden.
Angesichts der Katastrophe und möglicher Umweltschäden rief die Naturschutzorganisation WWF deutsche Unternehmen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen. Deutschland beziehe über 50 Prozent seines importierten Eisenerzes aus Brasilien und zähle zu den größten Abnehmern des Rohstoffs. "Der Dammbruch zeigt, welch unfassbares Leid der Abbau von Rohstoffen verursachen kann", sagte Jörg-Andreas Krüger vom WWF. "Auch deutsche Unternehmen tragen hierfür Verantwortung, wenn sie Rohstoffe aus solchen Bergwerken importieren."
Nicht die erste Katastrophe dieser Art
Der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mahnte angesichts des Unfalls einen besseren Arbeitsschutz im Bergbau an. "Ich bin sehr traurig über die Nachricht vom Tod so vieler Menschen und Bergleute an ihrem Arbeitsplatz", sagte Guy Ryder. "Die Tragödie erinnert uns daran, wie wichtig funktionierender Arbeits- und Gesundheitsschutz für Bergleute ist."
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Bereits im Jahr 2015 gab es im Bundesstaat Minas Gerais ein ähnliches Unglück. Bei der "Tragödie von Mariana" kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge. Bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe.
- Nachrichtenagentur dpa