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Großbrand in Siegburg: "Einsatzkräfte hatten Feuerwand vor sich"


Großbrand verwüstet Wohnsiedlung
"Wir konnten nur zuschauen"

dpa, Christoph Driessen

Aktualisiert am 08.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Ein Feuerwehrmann geht bei den Löscharbeiten in Siegburg an Häusern vorbei: Die Wohnhäuser waren durch einen Böschungsbrand direkt an der wichtigen Bahnstrecke Köln-Frankfurt in Brand geraten.Vergrößern des Bildes
Ein Feuerwehrmann geht bei den Löscharbeiten in Siegburg an Häusern vorbei: Die Wohnhäuser waren durch einen Böschungsbrand direkt an der wichtigen Bahnstrecke Köln–Frankfurt in Brand geraten. (Quelle: dpa)

Man kennt es aus Griechenland und Kalifornien: Feuer, die nach großer Trockenheit rasend schnell auf Häuser übergreifen. Jetzt wurde dieses Szenario mitten in Deutschland Wirklichkeit.

Es ist so leise, dass man eine Maus in den abgefallenen Blättern rascheln hört. Normalerweise herrscht hier direkt neben der B56 nie solche Ruhe. Doch an diesem Spätnachmittag ist es so. Lautlos steigt der Rauch aus einer Hausruine auf. Der Dachstuhl ist völlig ausgebrannt, nur ein paar verkohlte Balken sind übrig. Die Hauswände sind geschwärzt. Und sonst? Nur diese unwirkliche Stille.

Fröhliche Menschen in Badehose

An diesem Dienstag ist hier an der Stadtgrenze Troisdorf/Siegburg etwas passiert, was man eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt, aus Griechenland oder Kalifornien. Ein Böschungsbrand an einer Bahntrasse hat rasend schnell auf angrenzende Häuser übergegriffen. Die Polizei meldet viele Verletzte. Die wichtige Bahnstrecke Köln–Frankfurt ist ebenso gesperrt worden wie die B56.

Videos in den sozialen Netzwerken zeigen Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten, verbranntes Buschwerk und Rauchsäulen über der Bundesstraße. Am Mittag war hier noch alles in Ordnung, und ganz in der Nähe ist es das immer noch. Dort geht das sommerliche Treiben weiter, als wäre nichts geschehen. An der Sieg bietet sich ein Bild wie aus einem Urlaubsprospekt: Viele fröhliche Menschen in Badehose am Fluss. Aber etwas weiter, hinter der Polizeisperre: die Ruinen und der still aufsteigende Rauch.

Brände nach wochenlanger Tropenhitze

Anwohnerin Melanie Engels war mit ihrem Kind im Freibad, als sie plötzlich hörte: Der Brückberg brennt! Voller Angst hastete sie zurück. Dann die erlösende Nachricht: Das Haus, in dem sie wohnt, ist verschont geblieben. Die Erleichterung ist ihr anzusehen. Aber sie darf noch nicht in ihre Wohnung. "Die lassen mich nicht durch", sagt sie. Was ist das für ein Gefühl? "Ein schlechtes. Weil man nicht weiß, was einen erwartet."

In einem der oberen Stockwerke eines ausgebrannten Hauses sieht man Feuerwehrleute in Schutzanzügen und mit gelben Helmen. Man kann auch erkennen, dass große Bäume sehr nah an den Häusern stehen.

Schon seit Monaten laufen bei der Bahn Vorbereitungen für ein großes Fäll- und Rückschneideprogramm, Tausende Streckenkilometer werden inspiziert. Aber dabei dachte die Bahn bisher an die nächsten Herbststürme. Nicht an sekundenschnell aufkommende Brände nach wochenlanger Tropenhitze und Trockenheit. Wobei: Noch steht die Brandursache nicht fest, noch ist alles Spekulation. Aber: Nach diesem Extremsommer dürfte sich auch hier ein neues Risikobewusstsein herausbilden.

"Schockierte" Anwohner

"Wir bekamen eine Brandmeldung, dass die Böschung der Bahntrasse gegen 14.30 Uhr in Flammen stand", berichtet Polizeisprecher Burkhard Rick. "Dieses Feuer hat offenbar auf angrenzende Wohnhäuser übergegriffen. Etwa acht Gebäude sind betroffen, die auch tatsächlich im Vollbrand standen oder noch stehen." Es sind mehrere Verletzte gemeldet worden, Dutzende wurden von den Rettungskräften betreut.

"Im Wesentlichen aber Personen, die schockiert waren über die Ereignisse, dann Kreislaufprobleme bekamen auch im Zusammenhang mit der Hitze", schränkt Rick ein. "Es gibt einige wenige tatsächlich Brandverletzte, auch Schwerverletzte, aber das ist eine sehr geringe Anzahl, die sind dann in umliegende Krankenhäuser gekommen."

Vor einem Kiosk sitzen Anwohner unter einem Vordach und spielen Karten. Ein friedliches Bild. Barcan Hasan (25) ist Kurde, kam vor neun Jahren aus dem Nordirak. Jetzt spricht er schon gut Deutsch und fühlt sich als Teil dieser Gemeinschaft. "Wir sind traurig", sagt er. "Wir konnten nicht helfen. Wir konnten nur zuschauen. Ich hatte Angst, dass das Feuer durch den Wald geht. Hier sind viele Bäume." Die Feuerwehrleute bewundert er wie alle hier: "Die sind gut drauf, die Jungs."

Hat ein Zug Funken geschlagen?

"Die ersten Einsatzkräfte hatten quasi eine Feuerwand vor sich", wird einer dieser Feuerwehrleute nach dem Einsatz sagen. Die Stadt Siegburg teilt schon bald nach Ausbruch des Brandes mit, vermutlich habe ein vorbeifahrender Zug Funken geschlagen und so die Flammen entfacht. Später relativierte sie diese Aussage und betonte, es seien auch andere Brandursachen möglich. Die Bahn warnte vor voreiligen Schlüssen.

Das Martinshorn eines Wagens vom Technischen Hilfswerk ertönt. Die Bundesstraße ist jetzt wieder freigegeben worden. Das Rauschen der Autos, das man hier sonst immer hört, Tag und Nacht, hat wieder eingesetzt. Der Zustand normalisiert sich. Aber für viele Anwohner wird nichts mehr sein wie noch am Vormittag des Dienstags im heißen, trockenen Sommer 2018.

Verwendete Quellen
  • dpa
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