Hochwasser Aufatmen in Brandenburg: Das Hochwasser geht zurück
Erleichterung in Brandenburg: Die akute Hochwassergefahr ist nach Einschätzung von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gebannt: "Wir sind aus dem Gröbsten raus." Die Situation an Neiße und Spree habe sich deutlich entspannt. Er sei froh, dass keine Menschen zu Schaden kamen und dass große wirtschaftliche Schäden ausblieben. In Sachsen wird unterdessen weiter aufgeräumt. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) kündigte an, EU-Hilfen zu beantragen.
In der Nacht zu Mittwoch waren noch zahlreiche Helfer in Brandenburg damit beschäftigt, Deiche zu sichern. So stabilisierten laut Innenministerium rund 130 Feuerwehrleute bei Coschem einen Deichabschnitt mit Folien und Sandsäcken. Auch an der Spree gab es undichte Stellen in den Dämmen. Mit rund 100.000 weiteren Säcken sollten in den Gemeinden Neuhausen und Amt Burg Gebäude gesichert und Deiche stabilisiert werden.
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Cottbus ist "gut gewappnet"
Auf Brandenburgs zweitgrößte Stadt Cottbus kamen am Mittwoch größere Wassermengen aus dem 15 Kilometer entfernten Stausee Spremberg zu. Dort wird seit Montag kontrolliert Wasser abgelassen. Aus der Talsperre fließen seit dem Morgen 70 Kubikmeter Wasser pro Sekunde - statt wie zuvor 60 - Richtung Spreewald ab. Die Stadt ist nach Einschätzung von Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) gut gewappnet. Das Landesumweltamt erwartete am Pegel Cottbus für den Nachmittag die niedrigste Alarmstufe 1.
Keine Gefahr an der Oder
An der Oder bestand nach Einschätzung des Hochwassermeldezentrums Frankfurt/Oder keine Gefahr. Das Neißehochwasser war am Dienstag bei Ratzdorf in den Fluss geflossen, es wurde aber vorerst nirgendwo die Alarmstufe 1 erreicht.
Neue Regenfälle im Anmarsch
Nach Aussagen von Meteorologen muss in den Hochwassergebieten ab Donnerstag mit neuen Regenfällen gerechnet werden. "Ob die in der Fläche so kräftig ausfallen, dass sich die Hochwasserlage wieder verschärft, kann man jetzt noch nicht sagen", sagte Meteorologe Lars Dahlstrom von der Meteomedia Unwetterzentrale gegenüber wetter.info. Ausschließen wollte der Unwetterexperte das aber nicht. Doch könne der Regenschwerpunkt auch etwas östlicher oder westlicher von Spree und Neiße liegen. "Wir werden das erst kurzfristig genauer eingrenzen können".
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Schäden in Millionenhöhe
In Sachsen wird das ganze Ausmaß der Flut erst allmählich deutlich. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) rechnet im Freistaat mit einem dreistelligen Millionenbetrag, der benötigt wird, um alle Schäden zu beseitigen. Allein im Landkreis Görlitz entstanden nach ersten Schätzungen Schäden von mehr als 50 Millionen Euro an Straßen, Brücken und öffentlichen Gebäuden. Sachsens Regierung hat zwei Darlehensprogramme für Hochwasser-Opfer beschlossen.
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EU soll Sachsen helfen
Sachsen kündigte an, für die Beseitigung der Hochwasserschäden EU-Gelder in Anspruch nehmen zu wollen. Um entsprechende Förderrichtlinien der Europäischen Union zu erfüllen, soll das Dreiländereck von Sachsen, Polen und Tschechien als gemeinsames Schadensgebiet deklariert werden, sagte Tillich.
Nach den Überschwemmungen in Mitteleuropa im August 2002 hatte sich die EU auf ein neues Förderinstrument verständigt - den Solidaritätsfonds der Europäischen Union (EUSF). Damit sollen die EU-Staaten bei Katastrophen größeren Ausmaßes Soforthilfe bekommen. Nach Definition der EU gilt als "Katastrophe größeren Ausmaßes" ein Ereignis, das Schäden im Umfang von über drei Milliarden Euro oder mehr als 0,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt des betreffenden Landes verursacht.
Quelle: dpa