Fast 100.000 Tonnen Öl an Bord Tanker aus Putins Schattenflotte havariert vor Rügen
Aufregung um einen antriebslosen Tanker mit fast 100.000 Tonnen Öl in der Ostsee: Er soll zu einer russischen Flotte gehören, mit der Sanktionen umgangen werden.
Schlepper haben einen manövrierunfähigen Tanker nördlich der Insel Rügen in der Ostsee gesichert. Der Tanker "Eventin" hat etwa 99.000 Tonnen Öl geladen. Es sei am Freitagnachmittag eine Schleppverbindung auf hoher See hergestellt worden, so das Havariekommando.
Von dem Tanker, der keinen eigenständigen Antrieb mehr hat, sei keine Gefahr ausgegangen. Das Schiff sei dicht. Auch für die 24 Besatzungsmitglieder des Tankers bestand demnach keine Gefahr. Die Seeleute stecken fest, eine Evakuierung sei aber nicht nötig. Grund für den Zwischenfall nördlich von Rügen war den Angaben zufolge ein Maschinenausfall. Weshalb es dazu kam, sei noch unklar, hieß es am Nachmittag.
Der Tanker war nach Angaben des Tracking-Dienstes Vesselfinder vom russischen Ust-Luga nach Port Said in Ägypten unterwegs. Die "Eventin" ist Baujahr 2006 und steht auf einer Liste der Umweltorganisation Greenpeace mit Schiffen der sogenannten russischen Schattenflotte. Laut einer Resolution der UN-Schifffahrtsorganisation IMO werden die Schiffe eingesetzt, um Sanktionen zu umgehen. Mit solchen Schiffen wird russisches Öl exportiert. Sie sind oft überaltert.
Der havarierte Tanker soll in einen Hafen geschleppt werden. Wohin genau, ist noch nicht geklärt. Die "Eventin" fährt allerdings unter der Flagge Panamas, ist 274 Meter lang und 48 Meter breit.
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Der Tanker war mit geringer Geschwindigkeit unterwegs. Das Havariekommando sprach von mäßigem bis frischem Wind – nähere Angaben zu Wetter und Wellengang konnten zunächst nicht gemacht werden. Der NDR berichtete, dass ein Sturm droht.
Um weitere Gefahren zu vermeiden, ist das Mehrzweckschiff "Arkona" der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der Notschlepper "Bremen Fighter" beim Havaristen. Ein weiterer Schlepper, "Bremen", mit einem speziell ausgebildeten Team sei alarmiert. Das Team soll nach Herstellung einer Schleppverbindung auf den Tanker abgeseilt werden. Zudem sei ein Sensorflugzeug auf dem Weg zum Seegebiet, um weitere Informationen zu erhalten.
Ostseeforscher beobachtet Lage
Der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, Oliver Zielinski, beobachtet die Lage aufmerksam. "Generell bin ich aber von dem professionellen Arbeiten des Havariekommandos und der in Deutschland existierenden Strukturen überzeugt. Die Bekämpfungsschiffe sind schon unterwegs", sagte Zielinski der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Auf der Ostsee verkehrten täglich mehr als 2.000 Schiffe, und es gebe immer wieder Probleme, die das Wasserschifffahrtsamt souverän löse. "Der Wind drückt derzeit nach Süden Richtung Rügen. Die Ölmenge ist erheblich, aber es sind ja keine Austritte oder Feuer oder Ähnliches gemeldet."
- Telefonat mit Havariekommando
- havariekommando.de: "Treibender Tanker nördlich von Rügen"
- ndr.de: "Russische Schattenflotte: Manövrierunfähiger Tanker treibt vor Rügen"
- greenpeace.de: "Schattenflotte: Schiffsliste"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa