Trauer um "Titan"-Passagiere Cameron: Wusste bereits am Montag, dass sie tot sind
Der "Titanic"-Regisseur James Cameron trauert um seinen Freund Paul-Henri Nargeolet – und kritisiert die "Titan"-Mission. Auch die Familien der Opfer melden sich zu Wort.
Erst langsam realisieren Freunde, Bekannte und Familie der "Titan"-Passagiere das Ausmaß des Unglücks im Atlantik. Die amerikanische Küstenwache geht davon aus, dass es nach einer mutmaßlichen Implosion keine Überlebenden der Tauchmission zur "Titanic" gibt (hier lesen Sie mehr dazu).
Einer der ersten Trauernden, der sich öffentlich äußerte, war David Mearns, ein Tauchexperte, der mit Milliardär Hamish Harding persönlich bekannt war. Er sei ein "großartiger Charakter" und "sehr gesellig" gewesen, sagte Mearns der britischen BBC. Sie hätten sich erstmals bei einem Abendessen kennengelernt und geplant, mit ihren Familien den Kilimandscharo zu besteigen.
Harding habe Grenzen ausgetestet und bemerkenswerte Dinge in seinem Leben erreicht. "Persönlich habe ich zwei Freunde auf schreckliche Weise verloren", sagte Mearns, der auch mit Paul-Henri Nargeolet bekannt war. Dieser sei fast schon eine Legende gewesen und habe sich hervorragend mit der Titanic ausgekannt (lesen Sie hier mehr zu Nargeolet).
"Titanic"-Regisseur: Warnungen unbeachtet
Der amerikanische "Titanic"-Regisseur James Cameron zeigte sich erschüttert: "Ich bin beeindruckt von der Ähnlichkeit mit der 'Titanic'-Katastrophe selbst, bei der der Kapitän wiederholt vor Eis vor seinem Schiff gewarnt wurde und er dennoch in einer mondlosen Nacht mit voller Geschwindigkeit in ein Eisfeld dampfte. Und viele Menschen starben dadurch", sagte der dem US-Sender ABC.
"Und angesichts einer sehr ähnlichen Tragödie, bei der Warnungen unbeachtet blieben, die sich genau am selben Ort ereignete, mit all den Tauchgängen, die überall auf der Welt stattfinden, finde ich das einfach erstaunlich. Es ist wirklich ziemlich surreal." Er nannte den Tod von Paul-Henri Nargeolet "für mich unmöglich, zu verarbeiten". Der 68-Jährige ist selbst bereits mehr als 30 Mal zum Wrack der 1912 gesunkenen "Titanic" abgetaucht.
Die "Titanic"
sank 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik. Mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 in rund 3.800 Metern Tiefe entdeckt. Filme wie der Blockbuster "Titanic" (1997) mit den Hollywoodstars Kate Winslet und Leonardo DiCaprio steigerten das Interesse an dem Unglück immens. Erst vor Kurzem hatten Wissenschaftler mithilfe hochauflösender 3D-Bilder die bisher genaueste Darstellung des Wracks geboten.
In einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CNN erklärte der Hollywood-Star, er habe am Montag bereits erste Hinweise darauf gehabt, dass die Insassen der "Titan" tot seien. "Innerhalb einer halben Stunde fand ich durch die Community der Tiefsee-Entdecker heraus, dass das Tauchboot zeitgleich die Kommunikationskanäle verloren hatte und nicht mehr geortet werden konnte", sagte Cameron. "Das einzige Szenario, das ich mir in diesem Zusammenhang vorstellen konnte, war eine Implosion des Tauchbootes."
Zu diesem Zeitpunkt habe er für sich bereits gewusst, dass die Insassen der "Titan" tot seien. "Ich habe die Menschen in meinem engsten Kreis darüber informiert und sie ermutigt, ihr Glas auf die verlorenen Kameraden zu erheben", sagte der berühmte Regisseur. Zugleich kritisierte er, dass die Rettungsteams den Familien tagelang Hoffnung gemacht hätten, die Besatzung doch noch lebend zu finden.
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Familie von Harding spricht "von einem leidenschaftlichen Entdecker"
Die Familie des britischen Milliardärs und Entdeckers Hamish Harding hat nach der Nachricht von der Implosion des vermissten Tauchboots "einem engagierten Vater" Tribut gezollt, der "sein Leben für seine Familie, sein Geschäft und für das nächste Abenteuer gelebt hat". Über die Firma Action Aviation, die Harding betrieb, ließ die Familie eine Erklärung verbreiten.
"Er war einzigartig und wir vergötterten ihn. Er war ein leidenschaftlicher Entdecker – egal in welchem Bereich –, der sein Leben für seine Familie, sein Geschäft und für das nächste Abenteuer lebte. Was er in seinem Leben erreicht hat, war wirklich bemerkenswert, und wenn wir aus dieser Tragödie einen kleinen Trost schöpfen können, dann ist es, dass wir ihn bei dem verloren haben, was er liebte", heißt es in der Erklärung.
Dawood-Foundation dankt für Unterstützung
Die Familie von Shahzada Dawood und seinem Sohn Suleman verbreitete über ihre Foundation auf Twitter eine Mitteilung: "Wir sind allen an den Rettungsaktionen Beteiligten sehr dankbar. Ihr unermüdlicher Einsatz war für uns in dieser Zeit eine Quelle der Kraft. Wir sind auch unseren Freunden, Familienangehörigen, Kollegen und Kondolierenden aus der ganzen Welt zu Dank verpflichtet, die uns in unserer Stunde der Not zur Seite gestanden haben."
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Stiefsohn: Nargeolet half mir bei Schulprojekt
John Paschall, der Stiefsohn von Paul-Henri Nargeolet, sprach am Donnerstagabend (Ortszeit) beim US-Sender CBS über seinen Stiefvater: "Wir konzentrieren uns so sehr auf alles, was er im Wasser getan hat, aber ich habe das Gefühl, dass einige seiner größten Erfolge auch außerhalb des Wassers erzielt wurden", sagte Paschall. "Ich erinnere mich an das Erste, was er für mich tat: Er half mir bei einem wissenschaftlichen Projekt zum Bau einer Zelle und der Erstellung eines Modells davon, und am Ende bekam ich dafür eine Eins", fügte Paschall hinzu. Naturwissenschaften seien jetzt sein Lieblingsfach.
Der Präsident des Explorers Club würdigte die "Titan"-Passagiere mit den Worten: "Unsere Herzen sind gebrochen." Auf Twitter schrieb Richard Garriott de Cayeux: "Wir sind untröstlich für die Familien, Freunde und Kollegen der Verstorbenen. Ihre Erinnerungen werden ein Segen sein und uns weiterhin im Namen der Wissenschaft und Forschung inspirieren." Er nannte Hamish Harding einen Freund, der immer Neues entdeckte "als Person und indem er Expeditionen und der Sache würdige Aktionen unterstützte." Paul-Henri Nargeolet nannte er einen der besten Experten in Unterwasserexpeditionen zur "Titanic".
Die Firma Oceangate, deren CEO Stockton Rush an Bord der "Titan" war, hatte auf Twitter den Tod der Insassen betrauert. "Wir gehen davon aus, dass unser CEO Stockton Rush, Shahzada Dawood, und sein Sohn Suleman Dawood, Hamish Harding und Paul-Henri Nargeolet leider verloren sind. Diese Männer waren wahre Entdecker, die einen ausgeprägten Abenteuergeist und eine tiefe Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Weltmeere teilten", hieß es auf einer Mitteilung auf Twitter, die Sie hier im Wortlaut nachlesen können.
Pakistans Außenminister Bilawal Bhutto Zardari drückte ebenfalls sein tiefstes Beileid zum Tod des Geschäftsmanns Shahzada Dawood und seines Sohnes Suleman aus, berichtete die BBC.
- theguardian.com: "James Cameron on Titan submersible deaths: ‘Impossible for me to process’" (englisch)
- bbc.com: "All five people on Titan sub dead after 'catastrophic implosion'" (englisch)
- abcnews.com: "James Cameron compares submersible tragedy to Titanic sinking: 'I'm struck by the similarity of the Titanic disaster'" (englisch)
- cbsnews.com: "Stepson shares memories of Paul-Henri Nargeolet, lost in OceanGate sub tragedy" (englisch)
- twitter.com: Tweet von Oceangate (englisch)