Waggons entgleist und in Brand geraten Zugunglück in Griechenland: Bahnhofsvorsteher angeklagt
Tragödie in Griechenland: Bei einem Zusammenstoß zweier Züge sind mindestens 42 Menschen getötet worden. Der Verkehrsminister des Landes zog bereits Konsequenzen.
Schweres Zugunglück in Griechenland: Mindestens 42 Menschen sind beim Zusammenstoß eines Güterzugs mit einem Personenzug in der Nacht zum Mittwoch ums Leben gekommen. Die Zahl dürfte noch steigen. Weil die ersten Waggons der Züge ausbrannten, ist die Identifikation vieler Opfer nur noch durch eine DNA-Analyse möglich, berichtete der Staatssender ERT.
72 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. Insgesamt sollen 354 Menschen von dem Unfall betroffen gewesen sein: 342 Passagiere und zehn Bahnmitarbeiter im Personenzug von Athen nach Thessaloniki sowie zwei Lokführer im Güterzug.
Bahnhofsvorsteher angeklagt und Minister zurückgetreten
Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis führt als Grund menschliches Fehlverhalten an. "Alles weist darauf hin, dass das Drama, traurigerweise, hauptsächlich aufgrund eines tragischen menschlichen Fehlers" passiert sei, sagte Mitsotakis am Mittwoch in einer Fernsehansprache.
Als mutmaßlicher Unfallverursacher gilt einem Bericht zufolge der Bahnhofsvorsteher, der am Dienstagabend am Bahnhof von Larisa verantwortlich war. Er wurde unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt, berichtete die Tageszeitung "Kathimerini". Der Personenzug könnte dieser Theorie zufolge schon von Larisa aus auf die falsche Spur geschickt worden sein. Mangels Leitsystem war zunächst auch der genaue Unfallort nicht auszumachen, berichtete der Sender ERT, die Rettungskräfte hätten die Stelle erst suchen müssen. Berichten zufolge soll es Probleme mit der Stromversorgung gegeben haben – auch dies wird untersucht.
Dem Unglück folgten bereits erste politische Konsequenzen: Verkehrsminister Kostas Karamanlis kündigte seinen Rücktritt an. Die aktuelle Regierung habe die griechische Eisenbahn vor dreieinhalb Jahren in einem Zustand übernommen, der nicht ins 21. Jahrhundert passe, teilte Karamanlis am Nachmittag mit. Man habe seither alles getan, um diesen Zustand zu verbessern. "Leider reichten diese Bemühungen nicht aus, um einen solchen Unfall zu verhindern. Das ist sehr schwer für uns alle und für mich persönlich."
Waggons entgleisten und fingen Feuer
Das Unglück ereignete sich auf der Strecke zwischen der Hauptstadt Athen und der Hafenstadt Thessaloniki in der Nähe der Stadt Larisa im Zentrum des Landes. Über die Umstände des Unglücks lagen keine Einzelheiten aus offiziellen Quellen vor.
Der Gouverneur der Region Thessalien, Konstantinos Agorastos, teilte mit, dass insgesamt vier Waggons entgleist seien, mindestens zwei fingen Feuer. Die ersten drei Wagen seien durch den Aufprall zerschellt. Etwa 250 Passagiere seien mit Bussen sicher nach Thessaloniki gebracht worden, sagte Agorastos.
Auf Aufnahmen im griechischen Fernsehen waren mehrere entgleiste Waggons mit zerbrochenen Scheiben zu sehen, aus denen dicke Rauchschwaden drangen. Trümmer lagen auf der Straße. In den Waggons suchten Rettungskräfte mit Fackeln nach eingeschlossenen Passagieren.
Es konnten jedoch nur Leichen geborgen werden. "Die Evakuierung der Passagiere findet unter schwierigen Bedingungen statt, da die Kollision der beiden Züge sehr schwer war", hatte der Sprecher der Feuerwehr, Vassilis Varthakogiannis, bereits am frühen Mittwoch in einer Fernsehansprache gesagt.
"Es herrschte Chaos und ein Höllenlärm"
"Die meisten Verletzten haben Kopfverletzungen, gebrochene Becken, Arme und Beine. Es gibt leider zahlreiche Menschen, die noch in den Trümmern sind", sagte ein Mitglied eines Rettungsteams am Morgen Reportern vor Ort. Ein Überlebender berichtete, im Personenzug sei nach dem Zusammenstoß Feuer ausgebrochen. "Es herrschte Chaos und ein Höllenlärm", fügte er im Staatsfernsehen hinzu. "In den Waggons herrschte Panik, die Leute schrien", sagte ein Mann, der auf eine nahe gelegene Brücke evakuiert wurde.
Für Griechenland, das nur ein kleines Schienennetz hat, ist es das schwerste Eisenbahnunglück der Geschichte, vergleichbar mit dem furchtbaren Zugunglück 1998 im deutschen Eschede, bei dem 101 Menschen ums Leben kamen.
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- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und afp