Bluttat in Großbritannien Rechte Krawalle nach Messerangriff auch in London
Rechtsextreme kapern das Gedenken an drei erstochene und acht verletzte Kinder im britischen Southport. Dort bleibt es heute ruhig. Dafür randalieren die Nationalisten an einem symbolträchtigen Ort.
Rechtsextreme haben nach dem tödlichen Messerangriff im britischen Southport nahe dem Regierungssitz in London randaliert. In Sichtweite der Downing Street kam es zu Handgemengen zwischen Ultranationalisten und der Polizei. Mindestens ein Dutzend Menschen wurde festgenommen, wie der TV-Sender Sky News berichtete.
In Southport standen am Abend starke Polizeikräfte bereit, um neue Krawalle zu verhindern. Die Lage war angespannt, aber ruhig. Auch in der nordostenglischen Stadt Hartlepool kam es zu Zusammenstößen.
Die Ultranationalisten werfen den Behörden vor, über die Herkunft des mutmaßlichen Messerstechers zu lügen. Er soll am Montag in der nordwestenglischen Küstenstadt drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren getötet und acht weitere sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben. Falschnachrichten im Internet hatten das Gerücht geschürt, es handele sich um einen irregulär eingereisten muslimischen Asylbewerber.
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Die Polizei wies die Angaben, die auch von einem russischen Staatsmedium verbreitet wurden, deutlich zurück. Der tatverdächtige 17-Jährige wurde laut Polizei in Großbritannien geboren. Nach BBC-Informationen stammen seine Eltern aus Ruanda. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Es handele sich nicht um eine Terrortat. Das Motiv ist noch unklar. Die Ermittler erhielten mehr Zeit, um den Verdächtigen zu befragen.
Handgemenge mit der Polizei
Auf TV-Bildern aus London war zu sehen, wie es im Regierungsviertel zu Handgemengen zwischen Rechten und der Polizei kam. Medienberichten zufolge warfen Randalierer Flaschen und Dosen, aber auch Feuerwerkskörper gegen den Zaun zur Downing Street. Die Protestaktion stand unter dem Motto "Enough is enough" (Genug ist genug). Teilnehmer riefen "Rule Britannia" und "Rettet unsere Kinder". In Sprechchören forderten sie, die Einreise irregulärer Migranten zu stoppen.
Am Vorabend hatten bereits in Southport nach einer friedlichen Mahnwache etwa 200 bis 300 Menschen randaliert. Sie griffen eine Moschee an und bewarfen dann Polizisten mit Ziegelsteinen, Mülleimern und Straßenschildern. 53 Beamte wurden verletzt, davon 8 schwer. Sie erlitten zum Beispiel Knochenbrüche, eine Gehirnerschütterung und Platzwunden. Ein Beamter wurde bewusstlos geschlagen. Auch drei Polizeihunde wurden verletzt. Mehrere Polizeiautos brannten aus.
Bei den Randalierern handelte es sich nach Behördenangaben vor allem um Rechtsextreme. Bisher wurden vier Menschen festgenommen. "Allerdings werden noch einige folgen", sagte Chief Constable Serena Kennedy von der Merseyside Police.
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Southport räumt auf
Zahlreiche Anwohner beteiligten sich in Southport an den Aufräumarbeiten. Der lokale Geschäftsmann Norman Wallis sagte der Nachrichtenagentur PA, die Randalierer stammten nicht aus der Gegend, sondern seien mit Bussen und Autos angereist, um Krawalle zu machen. "Die Leute aus Southport räumen heute dieses Chaos auf", sagte Wallis.
Kritiker warfen dem rechtspopulistischen Abgeordneten Nigel Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorangetrieben hatte, vor, die Stimmung anzuheizen. Der Chef der Partei Reform UK hatte in einem bei X hochgeladenen Video spekuliert, dass die Behörden die "Wahrheit vor uns zurückhalten".
Abgeordneter: Randalierer reisten extra an
In Southport setzten die Randalierer den Angaben zufolge Autos und Mülltonnen in Brand. Der örtliche Parlamentsabgeordnete Patrick Hurley sagte dem Sender BBC Radio 4, die Rechtsextremen hätten die Bluttat für ihre politischen Zwecke missbraucht und "dieselben Ersthelfer und dieselben Polizisten" angegriffen, die am Montag den Täter gestoppt hätten. Der Vorsitzende der Moschee, Ibrahim Hussein, sagte Reportern, er habe mit acht Gemeindemitgliedern in dem Gebäude festgesessen und sei nur dank einer Polizeieskorte entkommen.
Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf. Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes spüren, kündigten der neue Premierminister Keir Starmer und Innenministerin Yvette Cooper an.
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"Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt", betonte der Regierungschef bei X. Starmer legte nahe dem Tatort Blumen nieder. Dabei wurde der Premierminister, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, von Schaulustigen belästigt, die ein schärferes Vorgehen gegen Migranten forderten.
- Nachrichtenagentur dpa