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London: Frauen mit Armbrust getötet – Waffe in Deutschland frei verkäuflich


Armbrustmord in England
Strengere Gesetze gefordert: So ist die Situation in Deutschland


10.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Kampfpfeil (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Kampfpfeil (Symbolbild) (Quelle: Douglas Graham/imago-images-bilder)

Nahe London werden drei Frauen mit einer Armbrust getötet. Die Waffe ist auch in Deutschland einfach zu erhalten.

In Hertfordshire nahe London werden drei Frauen Opfer eines Gewaltverbrechens. Im Fokus der Ermittler steht ein 26-Jähriger – er soll seine Opfer mit einer Armbrust so schwer verletzt haben, dass sie später verstarben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Tatwaffe, eine Armbrust, kann auch in Deutschland erworben werden. Anders als scharfe Schusswaffen können die Waffen ohne einen Waffenschein erworben werden. In Großbritannien gelten derzeit ähnliche Bestimmungen. Seit Februar prüft die Regierung nun eine Verschärfung der Gesetze. Bereits im Jahr 2021 wurde eine Verschärfung diskutiert, nachdem ein 19-Jähriger versucht hatte, mit einer Armbrust einen Mordanschlag auf die Queen zu verüben. Nach dem aktuellen Mordfall wurden die Forderungen nach einer Gesetzesänderung nochmals lauter.

So gefährlich ist eine Armbrust

Die Armbrust ist eine technische Weiterentwicklung des klassischen Bogens. Anders als bei einem Bogen muss die Sehne nicht zwingend per Hand gespannt werden. In den meisten Armbrüsten ist eine Mechanik verbaut, mit der sich die Sehne leicht spannen lässt. Wodurch Sehnen mit einer höheren Zugkraft verbaut werden können, was die Durchschlagskraft der Geschosse im Vergleich zum Bogen massiv erhöht. In Armbrüsten können nicht nur Pfeile, sondern auch Kugeln oder Bolzen verschossen werden.

Raimund Kyek, Abteilungsleiter der Bogenschützen des 1. FC Passau, erklärte der "Passauer Neuen Presse – PNP": "Die Durchschlagskraft einer Armbrust ist tödlich." Würde man von einem der Geschosse im Herz-Lungen-Bereich getroffen, sehe er keine Überlebenschancen, so der Experte.

Eine der stärksten serienmäßig produzierten Armbrüste der Welt, die Bulldog 440, erreicht unter anderem Pfeilgeschwindigkeiten von bis zu 134 Metern pro Sekunde. Hochgerechnet entspricht das mehr als 482 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Ein Projektil, das aus einer Pistole abgefeuert wird, erreicht eine Geschwindigkeit von rund 1.260 Kilometern pro Stunde. Das oben erwähnte Exemplar kann auf bis zu 180 Meter zielgenau treffen, wenn ein entsprechendes Zielfernrohr verbaut ist.

Ein einzelner Treffer kann tödlich sein

Die Geschosse der Armbrust erreichen eine Energie von 227 Joule. Eine Neun-Millimeter-Kugel einer Pistole kommt auf eine Mündungsenergie zwischen 300 und 550 Joule. Bei frei verkäuflichen Luftdruckwaffen gilt eine Grenze von 7,5 Joule.

Im Sportbereich wird in erster Linie mit Bolzen geschossen, wie der Experte Kyek der "PNP" sagte. "Ein spitzer Pfeil ist was ganz Anderes." Für die meisten Armbrüste gibt es auch extra Jagdbolzen. Diese sind an der Spitze mit Klingen versehen. Auf der Seite eines Waffenhandels heißt es dazu: "Diese Bolzen schneiden sich mit Leichtigkeit durch Fell, Haut und Gewebe und verursachen stark blutende Wunden. Ein einzelner Treffer mit einem solchen Bolzen kann leicht zu lebensgefährlichen Verletzungen führen."

Wie sind die rechtlichen Bestimmungen

In Deutschland gelten Armbrüste zwar als Sportgeräte, gelten allerdings als "Schusswaffen gleichgestellte Gegenstände". Erwerb und Besitz sind ab 18 Jahren erlaubt. Da die Armbrüste im Waffengesetz unter dem Punkt "erlaubnisfreies Führen" genannt werden, dürfen sie in der Öffentlichkeit ebenfalls ohne extra Erlaubnis geführt werden.

In der Vergangenheit gab es bereits Bestrebungen, das Waffenrecht in Bezug auf Armbrüste zu verschärfen. Hierzu heißt es von einem Waffenanbieter auf seiner Internetseite: "Eines der Hauptargumente, weswegen Armbrüste doch davon ausgenommen wurden, war, dass sie im Gegensatz zu Schusswaffen nur sehr langsam nachzuladen sind und immer nur ein einzelner Schuss abgegeben werden kann."

Im Jahr 2020 wurden lediglich Pfeilabschussgeräte mit einer Pflicht zur Genehmigung versehen. Darunter fallen Armbrüste allerdings nicht, sondern lediglich Abschussgeräte, die ihre Energie nicht aus den Federspannungen nehmen.

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