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Blamage für Polizei Hamburg: Ist diese Karte von "Ben" überhaupt echt?


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Nutzer zweifeln an Echtheit
Aufmunternde Karte von "Ben" bringt Polizei Ärger ein


Aktualisiert am 02.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Grüße an die Polizei: Auf Freude über den Zuspruch folgte Enttäuschung über Reaktionen: Vielfach wurde die Echtheit angezweifelt.Vergrößern des Bildes
Grüße an die Polizei: Auf Freude über den Zuspruch folgte Enttäuschung über Reaktionen: Vielfach wurde die Echtheit angezweifelt. (Quelle: Polizei Hmaburg)

Die Polizei Hamburg bekommt eine Karte mit aufmunternden Worten. Als sie ein Foto der Schülergrüße postet, ist von Zuspruch nur noch wenig zu sehen. Und dann sind auch noch Diabetiker sauer.

Eine Postkarte mit aufmunternden Worten an die Polizei Hamburg hat ganz andere Reaktionen ausgelöst als von der Polizei gedacht. "Inhaltlich auf jeden Fall eine 1!", kommentierte die Polizei einen Screenshot der Karte. Darauf überschlugen sich in den Antworten die Zweifel an der Echtheit. Der Text liefert dafür auch Anlass.

Pressesprecher Rene Schönhardt erklärte auf Anfrage von t-online.de, Ben sei kein Kind, sondern Jugendlicher und habe nach Angaben seiner Mutter den Text auch selbst geschrieben. Das Alter konnte er nicht sagen. In der Karte heißt es, die Lehrerin habe den Auftrag erteilt, einem Menschen oder einer Menschengruppe eine Postkarte zu schreiben, der/die gerade besonders wichtige Arbeit leistet. Adressat der Karte: die Landesbereitschaftspolizei. Ben dankte der "lieben LBP" und wünschte, sie möge "die Ohren steif halten". Angesichts der ganzen Situation, die sich gerade in den USA ereignet habe, sei es für die Polizei wohl nicht leicht.

Auf Facebook gab es dafür vor allem Likes und Zuspruch. Auf Twitter dagegen warfen viele Nutzer die Frage auf, ob Stil, Formulierungen und Schriftbild mit beispielsweise ungewöhnlichem "f" nicht auf einen Erwachsenen hindeuten. In Hamburg sind auch seit dem 25. Juni Schulferien.

Schriftsteller reagiert mit Karte an das "Landesrosenkohlamt"

Der Hamburger Schriftsteller und Deutscher-Buchpreis-Gewinner Saša Stanišić änderte seinen Twitternamen zwischenzeitlich in "BEN" und postete zum Kommentar "Absolut richtig! LG Ben" eine Dankeskarte mit fast identischem Wortlaut an das "Landesrosenkohlamt". Derartige ironische Reaktionen gab es vielfach, aber auch plumpe Vorwürfe: Die Polizei habe die Karte selbst geschrieben. Es gibt auch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz, Kopien von Postkarte (Vorder- und Rückseite), Briefkuvert und Social-Media-Redaktionsplan herauszugeben. In einem Tweet-Strang werden Hinweise aufgeführt, die gegen die Echtheit sprechen.

Polizei Hamburg findet die Reaktionen "besorgniserregend"

Der durchaus auch für bissige Reaktionen bekannte Social-Media-Experte Rob Vegas wunderte sich über den Gegenwind. "Habe langsam das Gefühl die Polizei Hamburg könnte hier bei Social auch 'Freibier für alle!' spendieren und man würde das Haar in der Suppe zum Shitstorm stilisieren", schrieb er.

Die Polizei Hamburg selbst beklagte schließlich: "Wir finden es besorgniserregend, dass ein anerkennender, authentischer Brief eines Jugendlichen an die Polizei hier dazu führt, dass er (und die Polizei) derart angefeindet werden."

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"Nicht im Sprachgebrauch eines Grundschulkindes"

Und was sagt ein Experte für Schriften? "Der Einstieg mit 'Liebe LBP' würde uns stutzig machen“, erklärt Patrick Rottler vom Institut für forensische Textanalyse und Autor des Buchs "Die geheimen Muster der Sprache". Einen Grundschüler als Autor mache das schon sehr unwahrscheinlich: "Den Begriff als Abkürzung für die Landesbereitschaftspolizei würden wir nicht im Sprachgebrauch eines Grundschulkindes erwarten. Selbst dann nicht, wenn der Papa Polizist ist." Die Polizei Hamburg erklärte auf Anfrage, familiäre Bezüge zur Polizei seien ihr bei Ben nicht bekannt.

Sprachprofiler Rottler erklärt: "Aus so kurzen Texten wie dieser Postkarte treffsichere Rückschlüsse auf das Profil des Schreibers zu ziehen ist schwierig." In der Praxis der Sprachprofiler geht es häufiger darum, einen fraglichen Text anhand objektiver Kriterien mit Vergleichstexten eines Verdächtigen abzugleichen. "Im konkreten Fall könnte man zum Beispiel Aufsätze von Ben mit der Karte an die Polizei vergleichen. Wenn in beiden Fällen die selben sprachlichen Muster auftauchen, ist sehr wahrscheinlich, dass er die Karte geschrieben hat."

Die Aufregung verfliegt, neuer Beitrag gerät in die Kritik

Solche Diskussionen um seine Karte – das hat der Verfasser sicher nicht gewollt. Ben kann allerdings schnell aus dem Blickpunkt geraten, es gibt schon neue Aufregung um ein anderes Posting der Polizei Hamburg. Bei der Kampagne "In Hamburg schaut man hin", die dazu animieren soll, bei Verdacht die Polizei zu rufen, empört ein Motiv Diabetespatienten. Die Polizei löschte das Bild aus einem Posting.

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Auf dem Motiv wurde dafür geworben, beim Anblick von Spritzen die Polizei zu verständigen. "Insulin oder Heroin? Geh auf Nr. Sicher, ruf die Polizei", heißt es in dem Bild. Bei der Kampagne wird mit Gegensätzen gearbeitet, zum Thema Drogen etwa auch mit "Bäckermeister oder Schneekönig", zu Einbrüchen mit "Handwerker oder Langfinger".

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